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Transnistrien

Hammer, Sichel, Cognac

TEIL 2

Frauen hetzen in Minirock und hohen Stiefeln über die grauen Straßen der transnistrischen Hauptstadt Tiraspol, auf denen sich alte Ladas mit dicken BMWs Wettrennen liefern. Werbetafeln kündigen den neuen Disney-Film an, daneben wird mit Hammer, Sichel und Lenin die Standfestigkeit des transnistrischen Staates angepriesen. Auf einem großen Platz, nahe der Liebknecht- und der Leninstraße, steht ein Panzer aus dem Bürgerkrieg, auf den Soldaten „Sieg!“ geschrieben haben. Und an der Ecke blickt Ché Guevara gemeinsam mit Wladimir Putin mürrisch von Plakaten auf die Passanten herab.

Transnistrien ist eine Region voller Kontraste – und der größte Sowjet-Freizeitpark der Welt.

Dass die Quasi-Diktatur, die noch nicht einmal vom engsten Partner Russland anerkannt wird, trotz ihres illegalen Status teilweise einen westlichen Lebensstandard erreicht, liegt vor allem an der Schwerindustrie, die einen Großteil der Wirtschaftskraft Transnistriens ausmacht. Im Gegensatz zum restlichen Moldawien finden sich in Transnistrien Stahlwerke, Textilindustrie und Elektrizitätswerke. Mit Hilfe des russischen Gases, welches das Land nicht bezahlen muss, überlebt die Region – ebenso wie durch Schmuggel von Waffen und Drogen über die Grenzen nach Moldawien und die Ukraine.

An den Geschäften an der Grenze verdient vor allem ein Konzern: Sheriff, Monopolist mit einem gelben Sternchen-Firmenlogo, das im Stadtbild Tiraspols sogar häufiger auftaucht als der rote Stern des Staatswappens. Sheriff besitzt unter anderem sämtliche Tankstellen Transnistriens, ein Fünfsterne-Hotel, das schwerbewachte Casino der Hauptstadt, einen TV-Sender, ein Mobilfunknetz, einen Mercedes-Händler, Brotfabriken, Supermärkte und natürlich den F.C. Sheriff Tiraspol, den erfolgreichsten Fußballclub der Region. Mit einem rund 160 Millionen Euro teuren Stadionneubau machte das (allerdings im internationalen Fußball unbedeutende) Chelsea London des Ostens , vor kurzem Schlagzeilen – auch, weil in der Nähe der Betonkonstruktion Waisenhäuser unter erbärmlichen Bedingungen geführt werden müssen.

Die Gründer von Sheriff, Viktor Gushan und Iya Kazmaly, beide ehemalige KGB-Agenten, haben es geschafft, innerhalb weniger Jahre ein Netzwerk aus Wirtschaft und Politik zu spannen, auf das sie sich verlassen können. Gemeinsam mit dem Präsidentensohn Oleg Smirnow leitet Gushan den Konzern, während Kazmaly inzwischen in die Politik gegangen ist. In die sogenannte Opposition, die auch von Sheriff finanziert wird.

Denn ähnlich wie im Putin-Russland hat sich in Transnistrien ein Vielparteiensystem gebildet, das diesen Namen nicht verdient. Im Sommer 2006 gründeten sich innerhalb weniger Wochen eine Handvoll Parteien, die alle zur Parlamentswahl antraten. Dass nicht die Partei des Präsidenten gewann, sondern die Obnovlenie, auf deutsch „Erneuerung“, war nur bis zu dem Zeitpunkt verwunderlich, an dem klar wurde, dass Smirnow auch weiterhin als Präsident die Fäden der transnistrischen Politik ziehen würde.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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