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Transnistrien

Hammer, Sichel, Cognac

TEIL 3

Ende 2006 stimmten angeblich 97 Prozent der Transnistrier für die Unabhängigkeit der Region. Das Referendum wurde, genauso wie bis jetzt alle Parlaments- und Präsidentschaftswahlen Transnistriens, von der OSZE als undemokratisch verurteilt – angeblich erreichte Igor Smirnow bei der letzten Präsidentschaftswahl in einen nordöstlichen Region Transnistriens sagenhafte 103,6 Prozent aller Stimmen. Tatsächlich sind auch Presse- und Meinungsfreiheit in der Republik kaum existent. Nina, eine Kellnerin in einem Restaurant im Zentrum Tiraspols, beschreibt die Lage des Landes: „Hier ist es viel schlimmer als in meiner Heimat. Bedrohlicher, grauer, ärmer.“ Und wo liegt ihre Heimat? „Ich komme aus Weißrussland“, sagt sie.

Mit einem moldawisch-transnistrischen Doppelpass können die Einwohner Transnistriens sich angeblich frei bewegen und sowohl in die Ukraine als auch nach Moldawien reisen. Und weiter weg, vielleicht nach Deutschland? „Für Visa gibt es hier kein Büro“, sagt Elena trocken. So ist das eben.

Trotz aller Einschränkungen nimmt der Alltag im Osten Moldawiens seinen Lauf. Fischer versuchen im braunen Chemiegewäsch des Dniestr, ihr Abendessen zu fangen. Auf der Straße werden Zigaretten für umgerechnet 13 Cent pro Packung angeboten, bezahlt wird in transnistrischen Rubel, einer Art Spielgeld, das außerhalb der Region nirgendwo gültig ist. Am Straßenrand trinken Männer mit versteinerter Miene Bier und lassen die angebrochenen Dosen an der Haltestelle stehen, wenn ihr Bus kommt. In der Hauptstadt stehen ungenutzt blaue Telefonhäuschen herum, die so alt sind, dass sie keinen Münzeinwurf haben. So ist das Telefonieren innerhalb Transnistriens kostenlos.

Westliche Besucher finden sich selten in das Land jenseits des Dniestr. Grund dafür sind die strengen Einreisekontrollen an den Grenzen, die Unberechenbarkeit der Schmiergeldforderungen und die fehlenden diplomatischen Vertretungen anderer Länder in der Region. Einheimische gehen den Ausländern lieber aus dem Weg, die meist ohnehin nur ins Land kommen, um den berühmten Cognac der Region zu kaufen, der für drei Euro pro Flasche zu haben ist.

Auch das Fotografieren ist ein Problem: Vom Präsidentenpalast beispielsweise dürfen keine Bilder gemacht werden, erklären Passanten. Und warum? „So sind die Regeln!“ Wer auf ein Erinnerungsstück der Republik aber trotzdem nicht verzichten will, kann im Souvenirshop Tiraspols Postkarten kaufen, die neben Postern vom Präsidenten Smirnow hängen. Dem angeblich geliebten Despoten.

Ändert sich bald die politische Situation in Transnistrien? Vorerst vermutlich nicht. Auch wenn es innerhalb der Region in letzter Zeit einige kritische Stimmen gab, die das Regime angriffen, haben diese keine große Macht, da die Region in internationalen Medien kaum Beachtung findet – das System aus Scheindemokratie nach russischem Vorbild und zwielichtigen Industriekonzernen läuft weiterhin wie geschmiert.

Weiterlesen im 4. Teil »


 
 



 

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