Allerdings hätten diese Bedenken durch eine viel einfachere Maßnahme entkräftet werden können: Den Prinzen kurzerhand nicht nach Afghanistan zu schicken. Seine militärische Erfahrung ist sicherlich nicht so immens, dass sein Einsatz eine militärische Notwendigkeit war.
Es muss allen klar gewesen sein, dass sich so eine Geschichte nicht lange verheimlichen lassen würde. Die Hoffnung war einfach, dass Harry lang genug in Afghanistan bleiben könne, bis ein paar gute Bilder geschossen sind.
Zuender
: Wie beinflusste das Bildmaterial, das ja für alle britischen Medien aus einer einzigen Quelle stammte, die Berichterstattung?
Philip Hammond
: Die Berichte waren allesamt unkritisch. Die britischen Medien haben in dieser Hinsicht eine ziemlich beschämende Vergangenheit. Im vergangenen Juni, als Gordon Brown den Job des Ministerpräsidenten übernahm, wurden die Journalisten gebeten, über die gute Arbeit, die unsere Truppen in Afghanistan angeblich leisteten, zu berichten.
Viele der Medienvertreter reagierten sehr temperamentvoll auf das Anliegen: Leider benahmen sie sich eher wie PR-Profis und nicht wie Journalisten.
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Die Abendnachrichten der BBC vom 21. Juni 2007 widmeten sich zum Beispiel über die Hälfte der Zeit den Anstrengungen der westlichen Allierten besonders der British Army die armen gottverlassenen Afghanen zu zivilisieren.
Zuender
: Hat diese Art der Berichterstattung besonders die über Prinz Harry - einen Einfluss auf die öffentliche Meinung? Die Einsätze in Afghanistan und besonders im Irak sind ja ziemlich unpopulär.
Philip Hammond
: Die Idee dahinter scheint zu sein, vom Scheitern der Allierten im Irak abzulenken. Und die Öffentlichkeit auf die angeblich erfolgreicheren Bemühungen in Afghanistan aufmerksam zu machen. Das wird sich auf Dauer aber nicht auszahlen.
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Zuender
: Die British Army hatte in den vergangenen Jahren Probleme, genügend Soldaten zu rekrutieren. Wird der persönliche Einsatz des jungen Prinzen daran etwas ändern?
Philip Hammond
: Es zu früh, das zu sagen. Aber ohne Zweifel war das für die Armee eine erfolgreiche Marketingübung.
Allgemein würde ich aber hinter die Aussage, dass militärisches Traditionsgetue und Nationalismus einen positiven Einfluss auf die Leute hat, ein Fragezeichen setzen. Das zeigt auch die Tatsache, dass Soldaten heute angehalten werden, nicht mehr ihre Nationalflagge zu zeigen angeblich aus Respekt für das Land, das gerade eine Invasion über sich ergehen lassen muss.
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Im vergangenen September, ungefähr zu der Zeit, als er die britischen Medienvertreter darauf einschwor, über den Fall Harry vorerst zu schweigen, beklagte sich der Chef des britischen Generalstaabes, Sir Richard Dannatt, über eine
wachsende Kluft zwischen der Armee und der Nation
. Heute wissen wir, dass er die Lösung bereits im Kopf hatte.