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Vorurteile

Der Rumäne an sich

TEIL 2

7. Der Fahrer

Wenn Rumänen Englisch sprechen, dann oft sehr deftig. Als ich an meinem ersten Arbeitstag Livio, einen Chauffeur, fragte, ob er sich für Fußball interessiere, antwortete er: „I don’t give a flying fuck.“ Meinen Schock über die barsche Antwort überwand ich erst mit der Erkenntnis, dass Livios Lieblingsfilme reichlich actionhaltig sind. Und da das amerikanische Fernsehen in Rumänien nicht synchronisiert sondern nur untertitelt wird, lernte Livio sein Englisch von Arnold Schwarzenegger. Als er mich dann auf eine Pizza einlud, war wieder alles in Ordnung.

8. Safttrinkende Omis

Neben einem Faible für Pizzas hegen übrigens viele Rumänen auch positive Gefühle für Saft. Der wird immer dann herausgeholt, wenn es etwas zu feiern gibt. Als „suc“ werden allerdings meistens Cola, Fanta und Co bezeichnet. Einige ältere Damen luden mich zu sich ein, um mich dann nach allen Regeln der Kunst mit Saft und Süßigkeiten vollzustopfen.

9. Die Säufer

Da die Moldova-Region, in der ich lebe, für ihren Schnaps bekannt ist, musste ich im Sinne der Kulturerfahrung viel Selbstgebranntes trinken. Die Ergebnisse waren im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd. Während ich schon unter dem Tisch lag, becherten die rumänischen Kollegen fröhlich weiter. Meine Rumänischlehrerin beruhigte mich dann aber: „Das sind alles alte Säufer. Da kannst du nur verlieren!“

10. Die Religiöse

Anders als in Deutschland ist auch das Verhältnis vieler Rumänen zur Religion – meine Antwort auf die Frage, ob ich denn katholisch oder evangelisch sei, löste teilweise Verwirrungen aus. „Wie, Atheist? Also evangelisch?“

11. Die Mechaniker

Auf einer winterlichen Tour mit meiner Mitbewohnerin war das rechte Hinterrad des Mietwagens festgefroren. Für die Männer des nahen Dorfes kein Problem: Als ein Feuerzeug das Eis nicht schmelzen wollte, holte man ein Tuch und zündete es an – unterhalb des Benzintanks, wohlgemerkt. Unsere Freude über das geglückte Experiment nahmen die Helfer eher gelassen entgegen. Anscheinend hatten sie schon vorher Erfahrungen mit Deutschen gemacht.

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