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SEXARBEIT

Im Rachen der Gesellschaft

Das US-amerikanische $pread Magazine betrachtet die Sexindustrie von einer anderen Seite. Nämlich von innen.

"Als ein Kunde mich bat, Honigbienen in seine Unterhose zu stecken, habe ich Nein gesagt. Es ist zu grausam für die Bienen", sagt Veronica Monet. Die Frau aus Nevada City in den USA hat schon in fast allen Zweigen der Sexindustrie gearbeitet: als Erotikmodell, Amateurpornodarstellerin, Escortesse, Kurtisane und Sexlehrerin.

In den Vereinigten Staaten verdienen unzählige Menschen so ihr Geld, Sexarbeiter werden sie genannt. Moralisch und juristisch gesehen dürfte es sie in den USA gar nicht geben. Prostitution zum Beispiel ist in fast allen Staaten illegal, außer Rhode Island hat nur Nevada die Gesetze gelockert (in Nevada liegt die Casino-Stadt Las Vegas). In der Realität jedoch blüht das Geschäft mit den Sexarbeitern.

Sie alle zu erreichen, ist das Ziel des Magazins $pread – hier schreiben Sexarbeiter für Sexarbeiter. In $pread können Frauen wie Veronica Monet unbefangen über ihre Arbeit berichten.
Rachel Aimee, die als Tänzerin in einer Bar New Yorker Stadtteil Queens arbeitet, gibt das Magazin ehrenamtlich mit zwölf Mitstreiterinnen heraus. Bevor es sie in die Sexbranche verschlug, war sie unter anderem als "aufstrebende Drehbuchautorin in Bournemouth, Englischlehrerin in Bangkok und gelangweilte Rezeptionistin in New Jersey" tätig.

Die erste $pread-Ausgabe im März 2005 wurde noch durch Partys finanziert. Inzwischen trägt sich das Magazin durch Abonnements, Verkäufe und ein wenig Anzeigen-Werbung selbst.
Obwohl ein Online-Magazin billiger wäre, ist es Rachel Aimee wichtig, dass $pread als gedrucktes Heft erscheint: "Es ist ein Mythos, dass heutzutage jeder einen Internetzugang hat. Die meisten Sexarbeiter sind unterbezahlt und leben in unsicheren Verhältnissen. Gäbe es uns ausschließlich online, nähmen sie von uns keine Notiz."

So aber kann das Heft per Post direkt an die Arbeitsplätze derjenigen gelangen, für die es gemacht wird: in die Stripclubs, einschlägigen Hotels und Bars, aber auch in die selbst verwalteten oder staatlichen Anlaufstellen für Stripperinnen und Prostituierte.

Neben den Abonnements werden jeden Monat 500 Exemplare an Sexarbeiterorganisationen im ganzen Land verschenkt – bei einer Gesamtauflage von 3.000. Auf diese Weise will $pread auch jene jungen Frauen erreichen, die ein politisches Magazin nicht unbedingt in die Hand nehmen würden.

Ein weiterer Vorteil des gedruckten Magazins ist, dass man es beiläufig bei Freunden oder in Cafes liegen lassen kann. Wo es dann von Menschen gefunden wird, die nicht zwingend danach gesucht haben. Im besten Fall schafft das Magazin auf diese Weise ein neues Bewusstsein für Themen wie Prostitution, Zuhälterei, Aspekte der Kriminalisierung oder die Gefahr von Geschlechtskrankheiten.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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