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Selbstmarketing

Erfinde dich neu!

Persönliche Daten im Netz können deine Karriere zerstören. Sie können aber auch eine große Chance sein – wenn du sie richtig einzusetzen weißt. Die neue Zuender-Serie zeigt dir, wie du Schritt für Schritt ein anderer Mensch wirst

Teil 1: Tabula Rasa - Vorbereitung ist das halbe Leben  

Schritt 1: Überlege dir, wer du künftig sein willst

Diesen ersten Schritt kann dir leider niemand abnehmen - umso größer ist seine Bedeutung für dein künftiges Leben. Überlege dir, welche Rolle du künftig in der Gesellschaft spielen willst. Möchtest du mit Menschen arbeiten? Oder mit Geld? Willst du öffentlich agieren, oder lieber im Hintergrund die Fäden ziehen?

Kannst du gut schreiben und reden, oder besser mit Lineal und Taschenrechner umgehen? Kannst du dich gut in Menschen einfühlen oder mit einem Blick die Quersumme einer dreiseitigen Excel-Tabelle errechnen? Befrage zu diesem Thema ruhig deine Eltern und Freunde. Auch deine Lehrer oder die Berufsberater der Arbeitsagentur können dir Hinweise geben.

Zur Übersicht: Alle Teile der Serie

Schritt 2: Analysiere dein Online-Image

Wenn du eine Entscheidung getroffen hast, musst du überlegen, welche Bilder und Geschichten über dich im Netz kursieren. Willst du zum Beispiel in einer Bankfiliale deiner Heimatstadt arbeiten, sind die Fotos vom großen Besäufnis während der Klassenfahrt wenig hilfreich. Strebst du dagegen eine Werber-Karriere in Berlin an, können sie unter Umständen sogar zeigen, dass du ganz locker drauf bist (mit solchen Spezialfällen beschäftigen wir uns eingehend in den folgenden Teilen dieser Serie).

Bereite eine SWOT-Analyse deiner Netzvergangenheit vor – so kannst du Chancen und Risiken, die sich darin verbergen erkennen und abwägen.

Gib nun zuerst deinen vollständigen Namen bei Google ein, später dann auch nur deinen Ruf- oder Familiennamen. Erstelle eine Liste aller Treffer (am besten mit einer Tabellenkalkulation wie Excel).

Im nächsten Schritt kannst du die Suchergebnisse bewerten: markiere alle Einträge rot, die dein Karriereziel gefährden könnten – diese müssen später verschwinden. Sei hart zu dir selbst, auch die schönsten Erinnerungen müssen gelöscht werden, wenn sie dir später noch zum Verhängnis werden können.

Vergiss nicht die anderen Suchmaschinen: Yahoo , MSN , Metacrawler und so weiter. Im nächsten Schritt sind dann Web 2.0-Angebote wie Myspace , StudiVZ , Flickr und Youtube dran: Gibt es dort Fotos, auf denen du nackt mit fünf anderen Sangria aus Planschbecken trinkst? Oder Videos, in denen so genannte Freunde dir ein Hitlerbärtchen malen, weil du besoffen eingeschlafen bist? Hat dich jemand als "Heiner, der Supatyp mit dem man herrlich Zecken aufklatschen kann" in seinem Profil? Nicht alles, was dort über dich zu finden ist, wird auch von Suchmaschinen angezeigt. Darum: Alles einzeln durchsuchen!

Hast du eine eigene Webseite oder ein Blog? Auch hier droht Gefahr, selbst wenn die von dir selbst hochgeladenen Texte und Bilder auf der Seite harmlos sind. Dumme Kommentare deiner üblichen Bekannten oder Links in diesen Kommentaren können alles ruinieren: „Alde, wie du gestern mit dem hackedichten Thorben im Busch verschwunden bist“ - sowas wollen Personalchefs nicht lesen. Dem Link „Guck ma, der Schorschi hat dich dabei auch noch mitm Handy fotografiert“ werden sie trotzdem interessiert folgen.

Schritt 3: Löschen und löschen lassen

Schritt 3: Löschen und löschen lassen

Noch einmal: Alles, was dir irgendwie gefährlich werden kann, muss weg! Leicht ist das bei eigenen Webseiten und denen deiner Freunde. Bitte sie, diskreditierende Texte und Bilder zu löschen, oder wenigstens deinen Namen zu entfernen. Sprich notfalls Drohungen aus.

Profile in Sozial-Plattformen wie StudiVZ kannst du vollständig löschen. Bedenke auch hier: Nicht nur dein eigenes Profil kann etwas über dich verraten. Auch Fotos von dir und Kommentare, die du unter deinem Namen hinterlassen hast, müssen weg. Bitte auch hier die jeweiligen Autoren um Löschung.

Schwieriger ist es bei mehr oder minder offiziellen Seiten. Zum Beispiel dieses Klassenfoto auf der Webseite deiner Schule: Im Alter zwischen 10 und 14 Jahren sieht man einfach dämlich aus. Der zuständige Administrator (meistens sind das die Informatik-Lehrer) wird dein Anliegen bestimmt verstehen und das Bild löschen.

Gut zu wissen ist: Du hast ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung , das du jederzeit durchsetzen kannst. Die einzige Ausnahme sind Berichte über Themen, die von gesamtgesellschaftlichem Interesse sind. Wenn du also in deiner Jugendzeit Pressesprecher der Initiative für sexuelle Freizügigkeit und juvenilen Alkoholismus warst und eine Lokalzeitung darüber berichtet hat, wird es schwer, die Weiterverbreitung zu unterbinden. Nimm dir in solchen Fällen einen Anwalt oder ändere deinen Namen.

Das ist aber nur die eine Hälfte der Arbeit: Fast alle Suchmaschinen speichern einmal gefundene Seiten noch eine Weile in einem so genannten Cache. Doch auch diesen kannst du löschen lassen – viele Suchmaschinenbetreiber bieten eine entsprechende Funktion. Bei Google ist das zum Beispiel diese Hilfeseite , Yahoo gibt zumindest Tipps , wie du eine Seite schnell aus dem Index bekommst.

All diese Dinge kannst du selbst tun. Oder aber eine spezialisierte Agentur beauftragen . Das kostet allerdings eine Stange Geld.

Problem: Ich heiße Stefan Müller

Google findet im Moment 340.000 Einträge zu „Stefan Müller“. In so einer anonymen Masse kannst du dich ziemlich sicher fühlen. Was aber passiert, wenn du deinen Namen mit deinem Wohnort verknüpfst?

Die Suchanfrage "Stefan Müller“ +Weilheim liefert nur noch 960 Treffer. Und im StudiVZ lässt sich dein Profil leicht finden – zumindest wenn der Suchende weiß, welche Universität oder Schule du besucht hast. Ein Allerweltsname ist also keine Entschuldigung für Leichtsinn.

Viel wichtiger wird diese Frage aber in den fortgeschrittenen Lektionen unseres Kurses: Was, wenn du gefunden werden willst? Dann hilft nur noch eine Namensänderung oder ein aussagekräftiger Künstlername.

Serie: Erfinde dich neu!
Hier geht es zurück zur Übersicht
Teil 1: Tabula Rasa
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Teil 2: Wie werde ich ein begehrter Bankangestellter?
Teil 4: Wie komme ich in die Wissenschafts-Avantarde?


 
 



 

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