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FREIES Wissen

Kopieren, Bearbeiten, Einfügen

Billig, schlecht, einfallslos: Die Kopie hat einen schlechten Ruf. Ein Festival in Zürich sieht das anders. Mitveranstalter Mario Purkathofer über das Kopieren als Kultur

Euer Festival heißt copy!. Das klingt wie eine Aufforderung.

Unser Publikum soll nicht nur konsumieren und einen schönen Abend haben, sondern selbst aktiv werden. Alle Künstler, die bei unserem Festival auftreten, veröffentlichen ihre Arbeiten unter einer freien Lizenz im Netz oder vermitteln eigene Kopiertechniken. Lad ihre Stücke runter, führ ihre Performances selbst auf oder verändere sie. Arbeite mit ihren Werkzeugen oder schneide ein Konzert mit und verteile es übers Netz.

Wer das bei einem Beastie Boys-Konzert versucht, fliegt schnell raus. Darf man auf eurem Festival wirklich alles aufnehmen und weiter verteilen?

Es steht jedem frei, das unter einer freien Lizenz zu tun. Man muss allerdings beachten, unter welcher Lizenz der jeweilige Künstler seine Musik zur Verfügung stellt. Wenn wir sagen: copy, dann meinen wir auch die Künstler: Sie müssen erst erlauben, dass ihre Werke kopiert werden. Man kann die Künstler auch einfach um Erlaubnis bitten, sie sind ja anwesend.

Was soll im Laufe des Festivals sonst noch alles kopiert werden?

Es sollen auch Maschinen und Techniken kopiert werden, mit denen man kopieren kann. Die Schweizer Gesellschaft für Mechatronik zeigt zum Beispiel, wie man einen Sampler baut. Die Gruppe Projektionsareal stellt einen Kopierer auf, mit dem Besucher sich selbst in Ton und Bild kopieren können. Die Initiative FreieComputer stellt einen Server vor, mit dem Daten von veralteten Datenträgern auf neue kopieren werden können. Und der Künstler Frederik Post bietet einen Workshop an, in dem Vinylplatten mit Hilfe von Klebstoff  kopiert werden. Uns ist wichtig, nicht nur künstlerische Arbeiten zu zeigen, sondern alle möglichen Formen des Kopierens als kulturelle Praxis.

Das hört sich sehr analog an. War es euch wichtig, sowohl analoge als auch digitale Projekte zu zeigen?

Wir finden es wichtig, die Werkzeuge selbst zu produzieren, mit denen man kopiert. Auf der Ebene des Inhalts ist alles schon da: eine unglaubliche Masse an Klängen und Bildern. Jetzt geht es darum, Werkzeuge zu schaffen, mit denen wir diese Daten kreativ bearbeiten können. Die Frage, ob digital oder analog, ist dabei nicht wichtig. Diese Welten sind längst zusammengewachsen.

Ihr versteht das Kopieren selbst als kreativen Prozess. Aber was ist denn kreativ daran, wenn ich mir zu Hause Stücke aus einer Tauschbörse runterlade oder eine kopiergeschützte CD brenne?

Um etwas zu kopieren, muss man sehr viel wissen: Man muss Software installieren oder selbst programmieren, man muss auswählen, was man kopiert. Dieses Auswählen ist selbst schon kreativ: Wenn man sich zum Beispiel die Playlisten oder Filmbibliotheken anschaut, die jemand aus dem Netz geladen hat, sagt das sehr viel über sie oder ihn aus. Auch ein DJ, der Stücke aus dem Netz runter lädt und daraus ein eigenes Set mischt, kopiert kreativ.

Ich gehe von der idealen Vorstellung aus, dass niemand etwas kopiert, um es unbearbeitet abzuspielen und zu konsumieren. Ich spreche auch nicht von der Privatkopie .

Wo fängt das Kopieren an, kreativ zu werden?

Sobald es über den passiven Konsum hinausgeht. Die Mediengruppe Bitnik hat zum Beispiel auf dem Festival ein herkömmliches Filesharing-System installiert, mit dem sie Filme runterladen. Die schicken sie dann durch einen Filter . Man sieht also den Film, aber in einer veränderten Form.

Ist die Freiheit zu Kopieren auch eine Grundvoraussetzung von Kreativität?

Ja, wobei es mir gar nicht darum geht, Material aus Hollywoodfilmen weiter verwenden zu können. Es ist viel wichtiger, Zugang zu Filmen zu haben, die außerhalb des Hollywood-Mainstream sind, eine größere Vielfalt zu haben. Im Netz ist diese Vielfalt schon da: Dort sieht man viel mehr als das, was letztendlich ins Kino kommt.

Wenn Filme, Musik oder Literatur aber nur noch kommerziell verfügbar sind, dann haben auch nur die Zugang dazu, die es sich leisten können.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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