Das hat auch etwas mit Gerechtigkeit zu tun: Jeder sollte die Möglichkeit haben, Bücher, Lieder oder Filme dann zu konsumieren, wenn sie erscheinen. Wenn ich einen Film erst ein Jahr nach dem Kinostart sehe, wenn er umsonst im Fernsehen läuft, kann ich gesellschaftlich nicht mitreden.
Wir leben im digitalen Zeitalter: Musik, Filme, Bilder, alle digitalen Daten können heute verlustfrei und so billig kopiert werden wie noch nie. Hat das Original jetzt ausgedient?
Sicher nicht. Das Original ist ja der Künstler. Bei einer Band muss ich immer noch den Live-Auftritt sehen. Auch in der bildenden Kunst ist das Original längst nicht abgeschafft: Ein Gemälde ist immer noch ein Einzelstück, egal wie viele Drucke ich davon mache.
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Aber von Videokunst oder Fotografien könnte man theoretisch beliebig viele Kopien anfertigen. Stattdessen gibt es dann Editionen von fünf Stück. Das ist doch sehr aufgesetzt.
Ich finde das gut. Man muss einen Anreiz schaffen, das Werk zu kaufen.
Das ist aber genau so eine künstliche Verknappung, wie die Musikindustrie sie betreibt, wenn sie Musik für 15 Euro pro Album im Laden verkauft, obwohl man sie frei verteilen könnte.
Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Der Wert eines Werkes ist immer virtuell. Wer 15 Euro für ein Album zahlt, wird wissen, warum er das macht. Wir stellen keine politischen Forderungen an die Musikindustrie. Wir arbeiten an unserer eigenen Vision: Veröffentlicht über Netlabels, kopiert freie Informationen, nehmt Kontakt zu den Künstlern auf und lernt, wie man Dinge mit eigenen Maschinen weiter bearbeitet. Wir brauchen die Industrie nicht, wir können alles selbst produzieren.
Ihr fordert also nichts von der Industrie oder der Politik?
Viele der Musiker, die bei uns auftreten, haben Verträge mit einer Verwertungsgesellschaft, und finden das gut. Dadurch wird ihnen aber gleichzeitig verboten, andere Stücke unter einer freien Lizenz zu veröffentlichen. In fünf Jahren wird das hoffentlich nicht mehr so sein. Auch
DRM
scheitert derzeit am Markt. Diese Dinge regulieren sich also ohnehin von selbst. Da müssen wir gar keine politischen Forderungen stellen.
Einen Workshop zu alternativen Geschäftsmodellen bietet ihr auf dem Festival nicht an.
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Die Idee einer freien Verwertungsgesellschaft finden wir klasse. Das ist aber nur umzusetzen, wenn die GEMA und andere Verwertungsgesellschaften als Partner mit einsteigen. Um das zu erreichen, müssten wir auf einer politischen Ebene diskutieren und dafür ist das Festival nicht der richtige Ort. Über reine Utopien wollen wir nicht mehr reden, deswegen haben wir das Thema bewusst weggelassen.
Darf eure Festival-Idee kopiert werden?
Das wird sie bereits. Direkt im Anschluss an das Festival in Zürich findet unter demselben Titel ein Festival in Ljubljana statt. Wir können nur dazu ermuntern, unser Festival zu kopieren.