Damit der Raum auch tatsächlich sicher bleibt, haben die Veranstalterinnen im Vorfeld Regeln aufgestellt. Am Eingang zum Club werden Zettel verteilt, auf denen ein "respektvoller Umgang miteinander" angemahnt wird. "Übernimm bitte Verantwortung für dich Dich und die Menschen um Dich", steht dort, "No means no" und "Alle Körperlichkeiten der Anwesenden verdienen Respekt.". Dann folgen ein paar praktische Regeln: "Im Spielbereich im hinteren Teil der Clubs darf nicht geraucht werden. Bitte die zur Verfügung gestellten Handtücher unterlegen und wechseln. Wenn du etwas im SM-Raum ausprobieren möchtest und Dich nicht auskennst, frag bei einer der Organisatorinnen nach."
Nicht alle Frauen aus dem
Ladyfest
-Team waren von der Idee begeistert. "Da hieß es: Ihr wollte doch nur ficken und denkt nicht nach. Da kann so viel passieren", erzählt Linda. Dabei sei gerade die Frage der Sicherheit eine ihrer größten Sorgen im Vorfeld gewesen. Was, wenn eine Situation eskaliert oder eine Frau zu etwas gezwungen wird, das sie nicht tun will? "Wir sind ja auch psychologisch überhaupt nicht kompetent, das aufzufangen", sagt Anne. Deswegen hat sich die AG auch gegen eine gemischte Party entschieden. "Mit Typen wäre alles viel mühsamer gewesen. Die machen eher Stunk. Außerdem besteht dann die Gefahr, dass Männer kommen, nur um sich ‚die Lesben’ anzuschauen." Trotzdem sollte es keine rein lesbische Party sein, beteuert Anne. "Da waren auch viele Hetero-Frauen." Schließlich könnten die sich ja auch selbst befriedigen oder Pornos gucken.
Selbst in der Sex AG haben nicht alle so ein entspanntes Verhältnis zu Sex. Lilian, die die ganze Zeit über eher ruhig war, sagt zum Schluss noch, für sie sei die Party auch ein Weg gewesen, über ihre eigene Verklemmtheit hinwegzukommen. "Ich wusste, ich musste das ändern, sonst hätte es mein Leben kaputt gemacht."
Sind Szenen wie die zwei Abende zuvor auf der Sexparty lebensändernd? Kurz nach Mitternacht begann doch noch die angekündigte Drag-Show. Ein Polizist in dunkelblauer Uniform steht auf der Bühne und moderiert den Wettbewerb, unter dem Schirm der großen Mütze ist sein Gesicht kaum zu erkennen. "Liebe Damen, Damen und Damen!" ruft er in das johlende Publikum. Dann kommt ein Matrose zu ihm auf die Bühne und die beiden tanzen gemeinsam zu YMCA. Der erste Preis ist ein Schwamm, als Trostpreise gibt es
Dental Dams.
Wirklich erotisch ist das nicht, eher lustig.
Irgendwann nach der Drag-Show nimmt die Sexparty ziemlich entspannt ihren Lauf. In einem der kleinen Zimmer sitzen Frauen auf den plüschigen Sofas und unterhalten sich. In einer Ecke bemalt Nummer 38 den nackten Oberkörper von Nummer 103 mit Theaterschminke. Nummer 81, eine junge Frau mit stoppeligen, blonden Haaren, steckt den Kopf rein: "Na, da seid ihr ja. Wollte mal in den SM-Raum gehen. Kommt ihr mit?" "Ach nö, jetzt gerade nicht. Wollte später noch mit Susi da rein. Die kennt sich aus und wollte mir ein paar Sachen zeigen."
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"Wir sind sehr zufrieden gewesen," sagt Linda später und lächelt.