Justus
: Wir haben uns aus ganz Deutschland ohne irgendwelche Strukturen zusammengefunden und diese Aktion geplant. Wir haben uns gefragt: Warum wollen wir das? Und haben es dann getan. Dafür brauchen wir keine Verbände. Zumal das für uns auch ein gewisser Schutz vor Ermittlungsbehörden ist, manche von uns haben jetzt ein Gerichtsverfahren vor sich.
Hannah
: Es gibt Überschneidungen und viele bei
Attac
, die von der Aktion gehört haben, fanden sie super. Aber wir wollen nicht, dass jemand die Revolution für uns ankarrt.
Wie steht ihr zum Ersten Mai? Kreuzberg und so?
Hannah
: Ich werde nicht hingehen. Auf mich wirkt das oft sehr gewaltverherrlichend, es gibt zu wenig politische Inhalte. Ich finde es schwierig, auf staatliche Gewalt mit Gewalt zu antworten.
Anzeige
Euer Aufruf endet mit dem Wort Widerstand. Steckt da keine Gewalt drin?
Justus
: Das kann man in viele Begriffe hineindeuten. Und sogar im deutschen Grundgesetz gibt es eine Widerstandsklausel. Essentiell ist für mich, dass dieser Widerstand ohne Gewalt stattfindet, denn Gewalt erzeugt Gegengewalt. Was wir wollen, ist Bewegung.
Das zu kommunizieren, ist euch am Freitag nur teilweise gelungen. Kurze Manöverkritik.
Hannah
: Was uns stört ist, dass die öffentliche Debatte danach sofort auf die Sicherheit im Bundestag hinausgelaufen ist, dass es in den linken Medien nur Randnotizen gab und dass die Berliner Klatschpresse über uns nur als Krawallmacher geschrieben hat. Am schlimmsten hat uns die Schlagzeile der linken Zeitung
Neues Deutschland
getroffen, da stand: "Kritiker fordern Volks- statt
Wirtschaftswohl". Mit dem Volksbegriff haben wir großes Problem.
Wie geht es weiter?
Justus
: Mal sehen. Während der Ermittlungsverfahren, die wegen Ordnungswidrigkeiten und der
Störung einer parlamentarischen Debatte
folgen werden, wollen wir auf jeden Fall zusammenbleiben und vielleicht sogar Geld sammeln. Ich kann mir vorstellen, dass daraus auch noch mehr entsteht.