Justus
: Die Frage ist, wie wir Menschen in Deutschland und in der Welt unser Leben organisieren wollen, damit es gerecht ist und die Umwelt nicht weiter zerstört wird. Es stimmt nicht, dass es keine Alternativen gibt.
Hannah
: Es gibt viele Menschen, die Alternativen ausprobieren wollen, aber keine Chance haben, das zu tun. Der einzige Weg ist, sehr viel Geld zu haben und Land zu kaufen. Eine Möglichkeit wäre also, den Leuten mehr Freiräume zu lassen, doch im Gegenteil werden immer mehr dieser Freiräume geschlossen. Die Menschen sollen nicht länger reagieren und gegen Hartz IV auf die Straße gehen um das alte System zurückzufordern. Das ist nicht unsere Zukunft. Unsere Perspektive ist die Utopie.
Was ist denn diese Utopie?
Hannah
: Das sind in unserer Gruppe viele persönliche. Ich denke, dass es gut wäre, auf Geld zu verzichten. Herrschaftsfreiheit ist ein wichtiges Merkmal meiner Utopie, wobei die sich natürlich niemals komplett erreichen lässt. Aber wir sollten uns immer wieder bewusst machen, in welche Richtung wir gehen. Meine Utopie ist eher ein Leitbild. Ein gutes Beispiel dafür ist die
Republik Christiania
in Kopenhagen, wo sich eine Gruppe von Menschen zusammengefunden hat, die all ihre Belange sehr demokratisch entscheidet.
Das funktioniert in kleinen Einheiten, wie diesem Stadtteil von Kopenhagen. Und die parlamentarische Demokratie, die ihr kritisiert, fußt im Grunde auf dem gleichen Gedanken. Man hat nur irgendwann festgestellt, dass Demokratie in einem großen Land sich nur als repräsentative Demokratie organisieren lässt.
Hannah
: Aber man kann in der Demokratie, wie wir sie jetzt haben, sehr viel mehr Entscheidungen an die Basis zurückgeben.
Am Freitag klang eure Kritik viel fundamentaler.
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Justus
: Ist sie auch. Wenn die Menschen in Deutschland sich für eine parlamentarische Demokratie entscheiden, dann ist das in Ordnung. Aber ohne Wirtschaftsverflechtung und unter der Prämisse, dass so viele Entscheidungen wie möglich lokal getroffen werden und nur an die nächsthöhere Ebene weitergereicht, wenn das nicht anders geht. Es sollen in jedem einzelnen Fall diejenigen entscheiden, die betroffen sind.
Wie soll es dann gesellschaftliche Entwicklung geben? Zeigt die Erfahrung nicht eher, dass Beharrungskräfte überwiegen, je mehr Menschen man fragt? Viele wollen ihr Leben nicht ändern, sie müssen.
Justus
: Wie du schon gesagt hast, sind viele unserer Forderungen alte Kamellen. Aber jetzt stehen wir vor einem Scheideweg, das ist der Klimawandel und die Ressourcenknappheit.
Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass diese Probleme zu mehr Konflikten führen, als dass sie die Menschen zueinander bringen?
Hannah
: Leider ja. Meine Hoffung ist aber, dass es genügend Menschen gibt, die rechtzeitig versuchen, die Probleme gemeinsam zu lösen. Das ist natürlich auch die verzweifelte Hoffnung einer Jugendlichen. Aber solang nicht bewiesen ist, dass es Kriege und Auseinandersetzungen geben muss, will ich nicht aufgeben. Ich will nicht davon ausgehen, dass der Mensch schlecht ist.