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Queer

Schwul ist das neue Schwarz

Die Kids on TV singen über Schwänze und tanzen in Unterhosen und Wolfmasken auf der Bühne. Das begeistert in ihrer Heimatstadt Toronto Lederschwule ebenso wie Indierock-Fans.

Ihr bezeichnet euch selbst als queere Band. Was bedeutet das Wort queer?

John Caffery: Es ist ein Wort, das andere gegen mich verwendet haben als ich als schwuler Junge aufwuchs und das ich jetzt selbst verwende.

So wie Frauen, die sich selbst als Bitches bezeichnen...

Scott Kerr: Genau. Das Tolle daran ist, dass es ein sehr weiter Begriff ist. Manchmal ist es besser, einen offenen Begriff ohne klare Grenzen zu haben, weil man damit niemanden ausschließt. Queer ist offener als schwul oder lesbisch. Jeder kann queer sein.

Auch das verheiratete Pärchen, das seit dreißig Jahren in einer heterosexuellen, monogamen Beziehung lebt?

S.K.: Ja, wenn sie unsere Sache unterstützen. In den achtziger Jahren kamen völlig heterosexuelle Menschen zu unseren Pride-Partys und fanden das toll.

Was ist queer an Kids on TV ?

J.C.: Erst mal natürlich die Mitglieder. Außerdem beziehen wir uns in unseren Texten und Bühnenshows auf queere Geschichte und queere Künstler – zum Beispiel Holly Woodlawn aus Andy Warhols Factory oder die Burlesque -Tradition.

Wer sind eure Fans?

J.C.: In unserer Heimatstadt Toronto reicht das von schwulen Leather Daddys über die queere Community, aus der wir selbst kommen, bis hin zu den Indie Rock Kids. Angefangen haben wir mal als alternative Burlesque-Gruppe in einem queeren Theater in Toronto.

S.K.: Wir spielen häufig in queeren Clubs. Aber wir sind auch schon auf zwei Hetero-Hochzeiten aufgetreten. Einmal war das eine bisexuelle Frau aus unserem Bekanntenkreis, die zufällig gerade einen Mann geheiratet hat. Das andere war ein heterosexuelles Pärchen aus der Indie Rock Szene. Sie mochten uns und haben uns gebeten, zu spielen.

Was passiert, wenn die Indierocker auf die Lederschwulen treffen? Im Gegensatz zu Genres wie Disco oder House ist Indie Rock ja nicht gerade als schwulenfreundlich bekannt.

J.C.: Die Indie Rock Szene in Toronto ist cool und nicht verklemmt. Da gab es nie Spannungen.

S.K.: Aggressive Reaktionen aus dem Publikum haben wir nur bei Konzerten in den Vorstädten erlebt. Aber das waren nicht die Indierocker selbst, sondern irgendwelche Krawallmacher, die Party machen wollten. Wenn sie betrunken genug sind, tanzen sie sogar zu einer queeren Band.

Aber wenn sie euch tagsüber auf der Straße einen Mann küssen sähen, würden sie euch anfeinden. Stört es euch nicht, dass homophobe Menschen zu eurer Musik tanzen?

S.K.: Wir hoffen, dass wir mit unserer Musik und Show etwas an ihrer Einstellung ändern können. Nach dem Motto: Hey, ich habe mal eine queere Band gesehen und die waren gar nicht so übel. Wir sind da sehr optimistisch.

J.C.: Wir sind eine Party-Band, aber wir haben auch ein politisches Anliegen. Aus diesem Grund haben wir auch eine jugendfreie Show, in der wir nicht „fuck“ und „cock“ sagen. Damit können wir auch in High Schools auftreten und die Leute dort erreichen.

Ihr zensiert freiwillig eure Texte?

J.C.: Wir wollen zwar provozieren, aber niemanden verschrecken. Nur wenn wir die Leute erreichen, können sie sich mit uns auseinandersetzen. Und wir sind ja nicht weniger queer dadurch, dass wir diese Worte weglassen

In den vergangenen Jahren ist queere Musik auch in der weißen Mittelschicht angekommen. Offen schwul-lesbische oder queere Künstler wie die Hidden Cameras, Rufus Wainwright, The Gossip und Antony and the Johnsons sind gerade ziemlich angesagt. Ist Indie Rock queer-freundlicher geworden?

J.C.: Ich glaube, dass die Band Belle & Sebastian in den Neunzigern einen positiven Einfluss hatte. Die waren zwar nicht schwul-lesbisch, aber haben über Schwul- und Lesbischsein gesungen und ihre Fans dadurch gezwungen, sich damit auseinander zu setzen. Schwul wurde so etwas wie das neue schwarz, die Kids fanden es toll. Das hat den Weg frei gemacht.

S.K.: Das funktioniert auch in die andere Richtung. Früher gab es in der schwulen Szene sehr wenige musikalische Nischen: Man konnte entweder Drag oder Disco machen. Aber schwule Rocker waren nicht anerkannt. Vor sieben Jahren spielte ich in einer schwulen Rockband. Wir kamen alle aus der Szene, eines der Mitglieder starb gerade an Aids. Trotzdem hat man uns nie bei den Pride-Parades und Benefiz-Veranstaltungen mitmachen lassen. Mittlerweile ist auch die schwule Community offener für andere musikalische Einflüsse. Es gibt queeren Indierock, Punk oder Techno.

Vor zwei Monaten ist euer MySpace-Profil gelöscht worden. Glaubt ihr, dass das an euren Texten lag?

S.K.: Wir wollen nicht spekulieren und wir wissen immer noch nicht genau, wieso MySpace unser Profil gelöscht hat. Wir wissen nur, dass es gelöscht worden ist und dass wir dadurch alle unsere Kontakte und einen großen Teil unserer Korrespondenz verloren haben. Wir haben sehr viel über MySpace abgewickelt.

Warum nutzt ihr MySpace trotzdem weiter? Ihr habt mittlerweile vier verschiedene Profile. Gibt es keine Alternative?

S.K.: Nachdem wir gelöscht worden sind, habe ich ungefähr zwei Tage lang versucht, MySpace zu boykottieren. Dann habe ich es nicht mehr ausgehalten und wollte wieder Kontakt mit meinen „Freunden“ aufnehmen.

J.C: Außerdem ist MySpace für uns sehr nützlich. Wir haben durch das Netzwerk viele wichtige Kontakte gemacht, Menschen in der echten Welt kennen gelernt, mit denen wir jetzt zusammenarbeiten – zum Beispiel ihre Lieder remixen.

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