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HipHop

Mein Name ist Hase

Das New Yorker HipHop-Duo Bunny Rabbit hat ein surreales Album produziert, in dem es vor allem um Sex geht. Die beiden sind lesbisch und mit CocoRosie befreundet. Sonst weiß man fast nichts über sie. Fabian Dietrich hat versucht, der Sache auf den Grund zu gehen


Normalerweise freuen sich Journalisten über so etwas. Wenn ein Musiker im Interview ein bisschen abhebt und ein paar Geschichten ins Mikrofon spricht, die über den öden Studio- und Touralltag hinausgehen. Endlich mal jemand mit einem weiteren Horizont. Doch im Fall des HipHop-Duos Bunny Rabbit ist das mit dem Horizont ein echtes Problem – denn der ist nicht mehr weit, sondern unendlich.

Die New Yorker Rapperin Bunny und ihre Produzentin Black Cracker haben gerade ein surreal versautes HipHop-Album namens Lovers and Crypts veröffentlicht. Und sie lieben Sätze, die wie befreite Heißluftballone in Richtung Sonne fliegen. In Interviews sagen sie Dinge wie: „Wir sind ausgewachsen und mit gebrochenen Herzen geschlüpft, und machen Songs wie Prismen, die aufgeschlagene Knie und dreckige Schnürsenkel reflektieren.“ Darüber, wer sie sind, wo sie herkommen und wie sie zusammengefunden haben, erfuhr man bisher von ihnen nichts. Wie heißt du? Warst du auf der Schule? Womit verdienst du dein Geld? Auf solche Fragen antworten Bunny und Black Cracker nur mit immer neuen phantastischen Geschichten.

Wirklich sicher sind nur folgende harte Fakten:
1. Bunny Rabbit stammen aus dem Umfeld der Schwestern Bianca und Sierra Casady, die in der Indie-Szene als CocoRosie bekannt sind.
2. Sie haben gerade ein interessantes Album produziert.
3. Sie sind ein lesbisches Paar, und werden von ihrer Plattenfirma auch als solches vermarktet.

Black Cracker ist die ältere der beiden. Sie trägt eine bemalte, übergroße Baseballkappe über ihrer blondierten Schmalztolle, und antwortet sogar einigermaßen linear und vernünftig auf Fragen. Wie sie zu CocoRosie kam? Bianca Casady sei jahrelang ihre Mitbewohnerin gewesen. Die beiden lebten noch heute im selben Viertel von Brooklyn und seien befreundet. Bevor sie für Bunny Rabbit Beats produzierte, hat sie Kunst studiert, Gedichte unter ihrem Alter Ego Alicia Glen geschrieben und ist bei Poetry Slams aufgetreten.

Etwas aus der Rapperin Bunny herauszubekommen, ist deutlich schwieriger. Sie dürfte Anfang zwanzig sein, trägt einen sahnefarbenen Kapuzenpullover und spricht mit kindlicher Stimme. Sie sagt, Black Cracker habe sie zur Musik gebracht. „Ich streifte auf der Suche nach Sexualstraftätern in der Nachbarschaft herum, und habe Black Cracker dort auf der Straße getroffen,“ sagt Bunny. Bei ihrer Partnerin klingt diese Geschichte anders. Sie sagt, sie habe Bunny bei einer privaten Jam-Session mit Freunden getroffen. „In meinem Haus spielten wir häufig Poker. Nach den Partien tranken wir dann Bier und probierten meine Musikgeräte aus. Wir machten einen auf 50 Cent und rappten ein bisschen Freestyle. Meistens ging es um Blödsinn: Sex, Autos und so weiter. Bunny war auch ab und zu dabei. Anfangs rappte sie nie selbst. Sie war einfach zu schüchtern“, sagt Black Cracker. Als Bunny dann doch das Mikrofon in die Hand nahm, merkte Black Cracker schnell, dass die Rapperin Talent hat. „Am Mikrofon ist sie völlig anders, total extrovertiert“, sagt Black Cracker.

Die Beats, über die Bunny rappt, sind dreckig und einfach produziert, ein Gerüst aus Drummachine-Rhythmen, in dem Synthesizer-Melodien baumeln. Lovers and Crypts erinnert stellenweise stark an Afrika Bambaata und den Electro-Funk der achtziger Jahre. „Dieses Düstere harmoniert prima mit Bunnys Rap. Ihre Texte sind so rein“, sagt Black Cracker.

Rein? Andere Menschen würden Bunnys Texte eher als hart und schmutzig bezeichnen. Sie rappt über Zivilpolizisten, rammelnde Häschen und den Geruch ihres Geschlechtsteils. Auf der Bühne skandiert sie: „Stick that motherfuckin building in my motherfuckin pussy, bitch!“ Die Texte von Bunny Rabbit funktionieren nur über solche schrägen Assoziationen, Geschichten erzählen sie nicht. „Es muss keinen Sinn machen: Nichts hat einen Sinn und es gibt keine Wahrheit. Die Welt entsteht doch nur in unseren Köpfen“, sagt Bunny.

Weil Bunny und Black Cracker offen als lesbischen Pärchen auftreten, werden sie oft nach Sex gefragt. Öfter als nach Musik. Das nervt sie. „Wir werden nicht gerne in die Gay- und Queer-Ecke gestellt,“ sagt Black Cracker. Warum die beiden dann aller Welt mitteilen, dass sie ein lesbisches Pärchen sind? Und warum sie sich knuddelnd fotografieren lassen? „Es ist, was es ist. Wenn wir unsere Liebe verstecken würden, wären wir nicht wir selbst“, sagt Black Cracker.

Eine andere Schublade, in die Bunny Rabbit oft gesteckt werden, ist das große F-Wort, Feminismus, doch das ist nicht programmatisch gemeint. Mit Politik und Geschlechterfragen habe ihr Album Lovers and Crypts nichts zu tun, gibt Black Cracker zu verstehen: „Diese Interpretationen kommen alle nicht von uns.“ Um was es dann geht? „Wir sind wie Mathew Barney und Björk, eine Mischung aus Cremaster Zyklus und Booty Bass,“ sagt Black Cracker. Sie wird schon wissen, was sie damit meint.

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