Interview
"Maulfaul und emotionslos"
TEIL 2
Für viele Filmemacher heißt dieser Ort Hollywood. Für Sie nicht?
Schauen Sie sich die Geschichte an. Europäische Filmemacher haben Hollywood erschaffen. Doch jeder, der in den letzten 30 Jahren nach Hollywood gegangen ist, kam nie zurück und man hörte auch nichts mehr von ihnen. Seit 1962 sind nur ungefähr fünf gute Filme entstanden. Fünf Filme in 40 Jahren. Hollywood. Das ist nicht viel.
Haben Sie wegen Ihrer Abneigung gegen Hollywood im Oktober Ihre Oscar-Nominierung für
Lichter der Vorstadt
zurückgezogen?
Sie werden mich nie in Hollywood sehen. Mit oder ohne Oscar-Zeremonie, ich werde nie meinen Fuß auf kalifornischen Boden setzen, weil ich meinen Fuß niemals auf amerikanischen Boden setzen werde. Und das nur, weil sie dort Nichtraucher-Flüge haben und ich meine DNA niemandem geben will.
Ernsthaft?
Ich werde meine Filme nicht unter dieser Regierung abgeben. Sollten die Demokraten gewinnen, können wir noch mal drüber nachdenken.
Ihre Entscheidung hat ziemlichen Wirbel verursacht.
Ich hasse diese Aufregung. Wenn das finnische Komitee mich vorher gefragt hätte, ob sie
Lichter der Vorstadt
vorschlagen können, hätte ich gesagt: "Haltet mich da raus und fragt jemand anderen." Aber ich war nicht in Finnland, niemand hat mich angerufen, und dann war es zu spät, den Film eines anderen Regisseurs vorzuschlagen. Die anderen Regisseure mochten mich nicht sehr.
Können Sie sich vorstellen, die ganze Filmerei einfach mal hinzuschmeißen?
Ja, ganz leicht!
Was würden Sie dann machen?
Vor meiner Zeit als Regisseur war ich Arbeiter. Das könnte ich wieder tun. Ich habe immer noch zwei Hände und bin in guter Form. Ich könnte zum Beispiel auf dem Bau arbeiten. Körperliche Arbeit. Ich habe jahrelang Anweisungen gegeben
–
jetzt darf ich nicht mal mehr eine Lampe tragen. Meine Crew sagt zu mir: "Wir machen das. Das ist unser Job. Dein Job ist es zu denken.“ Und ich sage, nein, lasst mich auch ein klein wenig tragen. Aber sie bleiben beim Nein.
Können Sie sich auch mal entspannen?
Entspannung, was ist das? Wenn ich mal die Gelegenheit habe, ja. Aber ich habe ein Hotel, fünf oder sechs Restaurants, einige Billardsäle, Bars, ich organisiere ein Filmfestival und dann auch noch mein Geschäft. Es ist nicht so einfach, alles auf einen Schlag zu vergessen. Es gibt immer irgendwo etwas zu tun.
Und wenn Sie doch mal Zeit haben?
Manchmal gehe ich Fischen oder Pilzesammeln. Außerdem spiele ich seit fünf Jahren wieder Fußball. Der einzige Grund, warum ich mir vorgenommen habe, nächstes Jahr das Rauchen aufzugeben.
Was ist Ihr Lieblingsverein?
Der FC Porto.
Sie leben seit 18 Jahren die Hälfte des Jahres in Portugal. Warum gerade dort?
Warum nicht?
In Spanien und Italien ist es doch auch schön und warm.
Die Leute sind so laut dort. (Pause) Mein Kameramann lebte in Portugal und er fragte mich: „Aki, warst du schon mal in Portugal?“ Und ich sagte: „Nein. Warum fragst du?“ Er antwortete: „Fahr hin, du wirst es mögen.“ Und ich sagte: „Okay, ich werde hinziehen.“ Ich ging nach Hause und sagte zu meiner Frau: „Fang an zu packen.“ Und dann sind wir hingezogen.
Ist es denn ruhig dort, wo Sie in Portugal leben?
Na ja, der Ozean macht ein bisschen Lärm.
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