Jugend in der DDR
Zukunftsangst?
André Hennig
In Sachen Angst hatten wir Zonenkinder uns mit unseren späteren Brüdern und Schwestern im Westen schon vor 1989 wiedervereinigt: Der atomare Holocaust schien in den Achtzigern durchaus im Bereich des Machbaren zu liegen. Die Risiken der friedlichen Kernspaltung waren Durchschnitts-Ossis nach Tschernobyl zwar bekannt, wir sammelten aber trotzdem fleißig Pilze im Wald.
André Hennig arbeitet als freier Journalist in Dresden. Er wurde 1972 in der sächsischen Kleinstadt Meißen geboren.
Die Klimakatastrophe wurde gerade erst erfunden. Ansonsten lebten wir furchtlos und angstfrei: Die Rente sicher, Kindergartenplätze kostenlos und Studenten bekamen automatisch ein Stipendium. Dieses war zwar nicht üppig, aber Brötchen kosteten auch nur fünf Pfennig.
Arbeitslosigkeit bedrohte lediglich die ausgebeuteten Menschen im dekadenten und absterbenden Kapitalismus. Allerdings hatte ich Angst vor Herrn Thümmel. Thümmel war mein Klassenlehrer und versuchte auf unentspannte Weise, Schüler, die das Abitur anstrebten, zum besonders engagierten Kampf für den Kommunismus zu bewegen. Und so kämpfte ich, wenn auch verhalten. Doch dazu an anderer Stelle.
Dem drohenden Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee sah ich mit unguten Gefühlen entgegen. Einen Vorgeschmack bekamen wir Ostjungs während einer Art paramilitärischer Ausbildung. Deren erster Teil fiel in mein Jahr 1988 und ich empfand das als Zumutung. Aus diesem Grunde stand auch unglaublich, aber wahr Informatiker weit oben auf meiner Berufswunschliste. Als solcher trug man nämlich entscheidend zur technologischen Überlegenheit der sozialistischen Staatengemeinschaft bei und musste nur die Hälfte des regulären Wehrdienstes ableisten.
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Zuender hat drei Zeitzeugen über ihre Jugend in der DDR befragt: Wie war das 1988?
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