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Interview

Alles ist berichtet

Saša Stanišić hat mit seinem Roman "Wie der Soldat das Grammofon repariert" seine Kindheit im Bosnienkrieg verarbeitet. Nun ist es Zeit für das nächste Wichtige

Wie viel Persönliches steckt in deinem Roman?

Nach dem autobiografischen Bezug fragen mich viele, weil sie in meinem Lebenslauf sehen, dass es dieselben Orte und Daten sind. Aber es sind nur die Eckpunkte der Geschichte. Dieser Aleksandar ist ganz anders als ich. Er hat zum Beispiel große Ohren, meine sind eher klein. Und die Familie ist vollkommen anders, es gibt kein einziges Familienmitglied, das vom Charakter her aus meiner Familie stammt, mein Vater hat nie gemalt, an meinen Großvater kann ich mich kaum erinnern, er hat keine so große Rolle gespielt wie in Aleksandars Leben. Ich bin selbst auch wieder zurückgefahren, wie Aleksandar es im Roman tut, um zu sehen, was von meiner Heimat übrig geblieben ist. Meine Eltern sind tatsächlich auch in die USA ausgewandert. Aber Aleksandars sozialistische Ader, die hatte ich gar nicht. Ich mochte zwar meine Pionieruniform, aber nicht aus rebellischen Gründen. Viele lassen sich da fehlleiten, die biografische Vermutung liegt ja auch sehr nahe, weil die Eckdaten eben übereinstimmen. Alles, was Aleksandars Leben ausmacht, ist ausgedacht.

Du schreibst auf deutsch. Inwiefern spielt Bosnisch für dich noch eine Rolle?

Dinge, die ich schreibe, rückübersetze ich manchmal ins Bosnische, um zu sehen, wie das klingt, was man daraus noch machen kann. Der Roman simuliert ja eigentlich das Bosnische, dafür war es auch notwendig, dass ich mir immer wieder klar gemacht habe, wie in bestimmten Sätzen die Wortstellung im Bosnischen ist. Deshalb fangen im Buch sehr viele Sätze mit dem Verb an oder mit dem wichtigsten Wort, was im Bosnischen normal ist. Das führt zu einer gewissen Schräge beim Lesen, und das ist eben dem Rückübersetzen ins Bosnische zu verdanken. Im Grunde ist es aber keine Frage mehr, ich schreibe fast gar nicht mehr auf bosnisch, nur ab und zu mal ein Gedicht.

Durch den Krieg hast du eine sehr schwere Kindheit gehabt, andererseits konntest du dadurch ein besonderes Debüt schreiben.

Es war natürlich eine Kindheit, die man niemandem wünscht, am allerwenigsten sich selbst. Für mich war es tatsächlich eine Notwendigkeit, das alles, was ich erlebt habe, zu erzählen. Es ist zwar nicht meine Geschichte, die ich erzähle, aber sie ist meiner sehr ähnlich. Ich hatte ein Reservoir, das ein anderer deutscher Autor meiner Generation nicht hat. Aber es gibt ja auch Bücher von Autoren über Bosnien, die nicht aus dem Land kommen, von Juli Zeh zum Beispiel. Bücher über eine fremde Welt zu schreiben, ist durchaus möglich und auch notwendig. Unser Schicksal haben wir in meiner Familie mitgenommen, ohne dass wir viel darüber geredet haben. Das Buch ist für mich diese fehlende Aussprache, aber gleichzeitig meine letzte Auseinandersetzung mit dem Stoff, ich habe nun nichts mehr, was ich über die Themen meines Romans erzählen möchte. Alle Geschichten, die mir wichtig waren, habe ich berichtet.

Das Thema ist also für dich abgeschlossen. Was schreibst du nun?

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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