Online-Aktivismus
"Think Tools For Revolution"
TEIL 2
Außer der Hippie-Atmosphäre der "Makabra" hat die Free-Software-Community seit 2002 eine kleine, dunkle Tech-Werkstatt im Altstadtviertel "Raval" zu ihrem wichtigsten Treffpunkt außerhalb des Cyberspace gemacht. Das "local riereta" ist je nach Perspektive Arbeitsraum, Projektraum, Versammlungsort und Teestube. "Think tools for revolution" ist das gemeinsame Motto. In dem gemütlichen, abgerockten Erdgeschoss wimmelt es von Kabeln, Rechnern, Linux-Manuals und anderen Handbüchern alternativer Computernutzung.
Jaume und die anderen Frickler arbeiten hier an einer katalanischen
TikiWiki
-Version, die es auch dem hiesigen Normalverbraucher leicht machen soll, eigene Inhalte im Internet zu verbreiten. Der Audio-Video-Multikanal
_r23.cc
steht jedermann als Onlineradio und -fernsehen offen. Zweimal in der Woche gibt es Workshops, bei denen technische Grundprinzipien an Neuinteressierte vermittelt werden oder in das Lieblingsprogramm der hiesigen Szene eingeführt wird: mit der Programmiersprache "pure data" (spanisch ausgesprochen "puree data" bedeutet das soviel wie Datenpüree) wird audiovisuelle Kunst gemacht.
Auch Menschen, die bei "MIDI" oder "TikiWiki" nur Spanisch verstehen, sind hier willkommen. Nuria erteilt in der Cyber-Teestube jeden Montagabend kostenlosen Catalán-Unterricht. Hier kann auch teilnehmen, wer noch nie eine Maus bewegt hat. Auch Nuria ist kein Informatik-Freak, doch ihr Engagement für die katalanische Sache geht wie selbstverständlich eine Allianz mit den Anliegen der Computeraktivisten ein. Katalanischer Nationalismus ist in der linken Szene Barcelonas fast eine Selbstverständlichkeit. Und die Frickler von "riereta" wollen eine Infrastruktur anbieten, in der sich kollektive Ideen und Projekte auch außerhalb des Cyberspace entwickeln können. Trotzdem, sagt Nuria, habe sie vor, "sich demnächst mal mit pure data zu befassen".
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