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Referendum

Menschentürme statt Stierkämpfe

Am Sonntag stimmen die Katalanen über eine neue Verfassung, die der spanischen Region noch mehr Autonomie geben soll. Manchen reicht das noch nicht, andere fühlen sich von der neuen Verfassung dagegen diskriminiert. Aus Katalonien berichtet Kati Krause


Spaniens reichste Region, so scheint es, ist auf dem Weg in die Unabhängigkeit. Die neue Verfassung ist nicht der erste Schritt. Schon 1932 gab es Versuche, autonomer zu werden. Doch dann kamen General Franco und seine Militärdiktatur, und zwischen 1939 und 1975 existierten offiziell weder Katalonien noch seine Landesprache (die wirklich eine eigene Sprache ist, nicht nur ein Dialekt). Wer anderes behauptete, kam ins Gefängnis. Mit der Demokratie bekam die Region 1979 einen Autonomiestatus und darf seither zum Beispiel über Bildung und kulturelle Angelegenheiten selbst bestimmen. Nun ist Katalonien mit seinen sieben Millionen Einwohnern aber der wohlhabendste Teil des Landes, und viele Katalanen sind nicht glücklich darüber, dass Steuergelder an Madrid gezahlt und von dort weiterverteilt werden. Die neue Verfassung soll das nun ändern, mit einem föderalistischen Ansatz, nach dem Katalonien seine Steuern selbst verwaltet und nur einen Teil an Madrid abgibt.

Im internationalen Vergleich ist das Dokument gar nicht so revolutionär, wie der offene Schlagabtausch zwischen Politikern derzeit suggeriert. Sogar der erste Artikel, "Katalonien ist eine Nation" wurde wieder gestrichen. Nun wird es dabei bleiben, dass die Region als "Nationalität" beschrieben wird. Die Verfassung wird vom spanischen Premierminister Zapatero und seiner sozialistischen Partei unterstützt. Kritiker weisen darauf hin, dass die öffentliche Information zu kurz kommt in all den populistischen Wahlkampagnen zum Estatut , wie die Verfassung auf katalanisch heißt. Und in der Tat wissen viele nicht, worum es eigentlich genau geht. Doch ein unterschwelliger Nationalismus ist Mainstream in Katalonien, und wenn sich am Sonntag genug Bürger zu den Wahlurnen bequemen, wird die Verfassung wohl angenommen werden.

Der katalanische Nationalismus in seiner gemäßigten Form hat sich dem 21. Jahrhundert angepasst, ohne Fremdenhass, dafür mit einem festen Glauben an Europa. Er ist einerseits das Produkt der jahrzehntelangen Unterdrückung unter Franco; andererseits sind seine Wurzeln schon viel älter als die Militärdiktatur. Und junge Catalanistas sind in ihrer politischen Einstellung extrem links und legen sehr viel Wert auf Demokratie. Auch Einwanderung aus Südamerika und Nordafrika sehen sie positiv, solange sich die Neuankömmlinge nur richtig integrieren – das heißt, Katalanisch lernen. Die Sprache ist das Schlüsselthema und mangels Differenzierung durch Rasse oder Religion muss sie herhalten als Abgrenzung vom Rest des Landes. Die neue Verfassung wird Katalanisch als Muttersprache der Region hervorheben. Spanisch – das hier politisch korrekt "Kastilisch" genannt wird – wird damit zweite Amtssprache.

"Bilinguismus ist ein verschwommenes und unhaltbares Konzept, und meist – wie in diesem Falle – das Produkt von Kolonisierung" meint Tais Bastida, 26. Er ist Mitglied der Plataforma per la llengua , einer Organisation, die für die nationale und internationale Anerkennung der katalanischen Sprache und gegen besagten Bilinguismus kämpft – das nennen sie "linguistische Normalisierung". Im europäischen Vergleich liegt Katalanisch auf Platz 10, sagt er. Die Schätzungen der Plataforma sind wahrscheinlich etwas optimistisch, denn sie bauen auf dem Konzept der "Katalanischen Länder", das die Balearen, die Region Valencia, Andorra und Grenzgebiete mit einbeziehen, wo katalanische Dialekte gesprochen werden. So kommen sie auf fast 12 Millionen Einwohner, mehr als Griechenland oder Portugal – obwohl sie zugeben, dass nur etwas über sieben Millionen die Sprache auch wirklich sprechen. Für Tais ist die Sprache eng mit Kultur und damit mit der katalanischen Identität verbunden.

Katalanen, deren Muttersprache Spanisch ist, sind mit diesem Ansatz natürlich weniger zufrieden. Victor Francisco (24) lehrt Spanisch für Ausländer und ist Mitglied bei Ciutadans de Catalunya , einer politischen Vereinigung die die Anerkennung der katalanischen Identität als "doppelt" erzielen will. "Wir sind gegen den Nationalismus der katalonischen Regierung. Man darf Sprache nicht mit Identität verwechseln. Die Muttersprache der Hälfte aller Einwohner Kataloniens ist Spanisch, und wir fühlen uns diskriminiert."

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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