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Interview

„Die Kunst ist kein Länderspiel“

TEIL 2

Angulus Durus ist wirklich ein sehr starkes Freak-Buch, das muss ich schon sagen, das hat mit Herrn Lehmann erst einmal gar nichts zu tun. Es ist ein sperriges Buch, ziemlich seltsam und ziemlich psychedelisch, und ich habe es eben auch nicht allein geschrieben sondern mit Germar Grimsen zusammen, und das ist auch schon eine Weile her. Wir haben das 1998/99 gemacht, es war eine Auftragsarbeit. Jemand wollte eine Geschichte von Dostojewski in die heutige Zeit adaptiert haben. Aus dem Film, der ihm da vorschwebte, wurde nichts, weil ihm am Ende nicht gefiel, wie wir das gemacht haben. Traum eines lächerlichen Menschen von Dostojewski ist eine religiöse Erweckungsgeschichte, und ich glaube, er nahm sie ernster als wir, oder interpretierte sie anders als wir, was ja auch okay ist. Wir standen dann mit einem Drehbuch da, von dem wir das Gefühl hatten, dass es eine literarische Arbeit mit eigenem Recht war. Und dadurch, dass ich jetzt diesen ganzen Lehmann -Erfolg hatte, konnte man den Verlag natürlich auch ganz gut davon überzeugen, das rauszubringen, obwohl es ein sperriges Buch ist. Aber man sollte dafür diesen ganzen Lehmann -Kram nicht in Geiselhaft nehmen, das bringt nichts.

Im Leben des Frank Lehmann fehlt noch der Teil zwischen seinem 21. und 30. Lebensjahr. Ist das auch die Zeit, in der das nächste Buch spielen wird?

Ja, man merkt das ja auch: Das Ende von Neue Vahr Süd ist ja sehr offen. Frank Lehmann verlässt Bremen und sein ganzes bisheriges Leben und geht nach Berlin. Wie wird er dort der, den wir dann am Anfang von Herr Lehmann wiedertreffen, neun Jahre später? Das wird ein sehr spannendes und auch sehr düsteres Buch. Jetzt habe ich schon neun Jahre über den ganzen Kram nachgedacht, da kann man das auch noch mal ein halbes Jahr länger mit sich rumtragen. Es ist ja so, dass sich ein Leben wie das von Frank Lehmann in Wellen vollzieht, es gibt da ruhigere Momente, und es gibt dramatische Momente, wie bei Neue Vahr Süd und wie bei Herr Lehmann . Dieses Buch dazwischen, das noch zu schreibende, zeigt den Übergang in eine andere Phase. Wo wir bei den beiden anderen Büchern zwei Übergange in völlig offene neue Phasen haben, haben wir hier jetzt die Situation, dass Frank Lehmann aus einer „Alles-ist-möglich“-Zeit etwas findet, das ihm wirklich gut gefällt, er also einen Weg für sein Leben findet, der zumindest für die nächsten sieben, acht Jahre Gültigkeit hat.

Du lehnst die Verbindung von Popmusik und Politik ab. Als junger Mensch warst du Mitglied des KBW [Kommunistischer Bund Westdeutschland] und gingst zur Bundeswehr, um dort politisch zu arbeiten. Wie ist dein persönliches Verhältnis zur Politik?

Ich nehme Politik sehr ernst, deswegen bin ich ja dagegen, dass man sie mit der Kunst verrührt. Was da nämlich bei rauskommt ist schlechte, gefühlige Politik. Auf meine KBW-Zeit bin ich nicht sonderlich stolz, aber ich habe da auch nichts gemacht, was ich bereuen müsste, das war einfach nur Quatsch. Aber es war auch ein seltsames Jahrzehnt, die siebziger Jahre, ich war damals schon kein großer Freund von Agitprop. Wir hatten da auch solche Sachen am laufen, den Spielmannzug des KBW und so - manchmal tat’s weh! In der Politik sollte man nicht singen. Ich bin in der Politik für Vernunft, Aufklärung, Debatte, Verstand und Demokratie, alles Sachen, die in der Kunst überhaupt keine Rolle spielen, Kunst ist Geschmackssache. Die Vermischung ist nie ganz zu vermeiden, aber wenn Gefühle in der Politik eine übergroße Rolle spielen, ist das immer gefährlich.

Und wenn wie jetzt grade in Frankreich Studenten und Schüler auf die Straße gehen und gegen die Abschaffung des Kündigungsschutzes für Berufsanfänger protestieren, ist das sinnvolle Wahrnehmung von Bürgerrechten oder Kinderkram, der eh nichts bringt?

Wenn man der Meinung ist, dass ein Gesetz nicht in Ordnung ist, dann kann man dagegen natürlich demonstrieren. Nicht in Ordnung ist das Errichten von brennenden Barrikaden und so einem Zeugs. Das ist auch verglichen mit dem Anlass wirklich albern. Ich kenne mich mit den Problemen der französischen Jugendarbeitslosigkeit nicht sonderlich aus und es geht mich ehrlich gesagt auch nicht viel an. Ich warne allerdings vor einer Romantik dabei. Protest sollte kein Selbstzweck sein. Politische Aktionen als Selbsttherapie haben für mich immer einen leicht braunen Beigeschmack.

Du hast seit zwei Jahrzehnten mit der Plattenindustrie zu tun. Immer wieder kommt da das Thema „Deutschquote“ auf die Tagesordnung. Was hältst du davon?

Der Staat hat in diesen Sachen nichts zu suchen und letztendlich ist das auch nur ein Versuch von Zensur. Ich finde das System der Rundfunkfreiheit, mit allen seinen Schwächen, eine richtige Sache, und es ist nicht nur ästhetisch höchst zweifelhaft, es ist auch politisch eine Katastrophe, eine Deutschquote einzuführen. Man muss nicht jeden Quatsch nachmachen, der in Frankreich gemacht wird oder in der DDR gemacht wurde.

Und was sagst du zu Musikern, die sich an so etwas beteiligen? Die Liste der Kolleginnen und Kollegen ist ja lang.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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