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Interview

„Die Kunst ist kein Länderspiel“

TEIL 3

Wir haben das nicht gemacht, obwohl wir davon vielleicht profitieren würden. Aber ich möchte nicht, dass unsere Musik im Radio gespielt wird, nur weil eine bestimmte Quote erfüllt werden muss. Eigentlich geht es darum, die Gema-Gelder, die vom Radio ausgeschüttet werden, in die nationalen Taschen umzuleiten. Das ist klassischer Protektionismus und im Grunde genommen eine versteckte und unangenehme Subvention mit einem schlimmen Beigeschmack. Mal abgesehen von der Problematik staatlicher Subvention von Kultur generell ist es auch reaktionär und unanständig und für die Kunst von großem Schaden. Die Kunst ist kein Länderspiel.

Wo du gerade Länderspiel sagst: Interessierst du dich für Fußball und die Weltmeisterschaft?

Ich bin nicht so ein wahnsinniger Fußballfreak. Ich halte es auch für schwierig, wenn Rockmusiker sich zu sehr mit Fußball beschäftigen, das hat schnell den Beigeschmack von Populismus. Man nimmt auch da etwas der Kunst völlig Wesenfremdes, nämlich den Sport, in Geiselhaft für die eigene Popularität. Das ist nicht in Ordnung. Natürlich kann man sagen: „Mein Gott, ich bin Fußball-Fan und will gern ein Fanlied schreiben für meinen Verein!“ Das verstehe ich auch. Aber was ist denn, wenn ich auf einen anderen Verein stehe, muss ich dann die Band, die das macht, schlecht finden? Man kommt da bei solchen Sachen eigentlich immer in ein Dilemma.

Und als Einwohner Berlins wird man nicht zwangsläufig vom WM-Fieber gepackt?

Man kann sich ja freuen, dass tolle Fußballspiele laufen werden, man kann gespannt sein, wie das ausgeht. Das finde ich alles fein. Das ist das Wesen des Sports. Aber auch hier ist die Vermischung von Sport und Politik unangenehm, genau wie bei Rockmusik und Politik. Und die Erwartung, die durch diese unangemessene Aufladung der WM entsteht… Also die WM soll ja Deutschland nun offensichtlich komplett retten, wahrscheinlich soll auch noch die Geburtenrate steigen durch die WM, ist wahrscheinlich auch so (lacht), wenn der Alkohol erst mal in Strömen fließt, dann geht schon was. Aber diese Erwartungen können ja nur enttäuscht werden.

Generell glaube ich, dass die Deutschen viel gelassener sind, als es oft erscheint. Die Politik versucht aber immer mehr - je kleiner der Spielraum wird, tatsächlich Politik machen zu können - solche Dinge wie die WM symbolisch aufzuladen und zu überfrachten, um damit alle möglichen Scheinaktivitäten verbinden zu können. Das ist unredlich, aber letztlich durchschaut das ja auch jeder. Mein Gott, was wäre denn, wenn die WM jetzt nicht an Deutschland vergeben worden wäre? Dann wäre hier jetzt schon das Licht aus, oder was? Man sollte die Kirche im Dorf lassen, das ist gut für die Kirche und auch gut für das Dorf.

Schwarzmalerei ist also keine Eigenschaft, die in Deutschland stärker ausgeprägt ist als anderswo?

So etwas gibt es gar nicht, dass man sagen kann: „Die Stimmung ist im Allgemeinen so und so.“ Dafür ist die Gesellschaft viel zu groß und viel zu komplex und mit zu vielen individualistischen Menschen besetzt. Das heißt, es wird einem ständig was untergejubelt, wie man eigentlich drauf wäre, wo man gar nicht genau weiß, wer ist das denn jetzt überhaupt genau? Auch dass die Deutschen so viel jammern - ich weiß nicht, in meiner Umgebung wird relativ wenig gejammert. Und wenn, dann kann man auch mal sagen: „Jetzt reiß dich mal zusammen!“ Das reicht ja schon oft. Es wurde ja auch schon gejammert, dass die Deutschen zu viel jammern, das ist natürlich auch nicht hilfreich (lacht). Vielleicht lässt man es einfach mal sein. Das ist irgendwie so ein Perpetuum mobile. Aber man muss es auch verstehen: Irgendeine Sau muss man ja durchs Dorf jagen, aber man könnte irgendwie jetzt auch mal eine lustigere Sau durchs Dorf jagen, als immer nur die Trauerbauersau!


 
 



 

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