Er ist nur in einer Hinsicht privilegiert. Und zwar anhand der "hoheitlichen Aufträge" die er vom Staat bekommt. Wir sind die einzigen, die das Recht haben, diese Arbeit zu machen. Wir arbeiten nicht defizitär, wir dürfen nur keinen Überschuss erwirtschaften, sondern nur kostendeckend arbeiten. Mit der Müllentsorgung kann man viel Geld verdienen, allein mit dem Mülltransport! Viele Private sind daran interessiert. Aber nur wir haben eine Infrastruktur mit hohen Standards. Private Unternehmen fahren ihren Müll quer durch Europa, um Geld zu sparen.
Es geht aber nicht darum, dass die Arbeit so außergewöhnlich oder minderwertig ist, dass sie andere nicht machen wollen. Als ich als Entsorger anfing, wurden viele Leute aus dem Ausland geholt weil kein Deutscher es nötig hatte diese Arbeit zu leisten. Aber die Arbeit liegt mir, ich möchte gerne für alle arbeiten. Ich arbeite im Auftrag des Staates, aber faktisch für alle. Das ist mir wichtig.
Nun schlägt man bei den Verhandlungen einen Kompromiss vor, dass Jüngere länger arbeiten sollen als Ältere. Können Jüngere die Arbeit besser machen?
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Absolut nicht. Meiner Meinung nach ist das ein Skandal, ich sage sogar das Gegenteil. Jüngere brauchen sogar mehr Freizeit. Ich dagegen kann mehr arbeiten. Und ich hab mehr drauf als die. Das Leistungsvermögen steigert sich natürlich mit dem Alter. Die Älteren sind viel besser.
Wie ist die Reaktion der Hamburger?
Ich erwarte mir Solidarität und die bekomme ich auch.
Wie verläuft der Alltag eines streikenden Entsorgers?
Die Betriebe sind gesperrt. Man trifft sich täglich vor oder im Betrieb, man steht in Schichten Streikposten. Viele Leute von der Presse kommen. Die
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argumentiert, die Müllmänner verdienen gut und wagen es zu streiken, nur wegen 18 Minuten! Das ist viel zu kurz gedacht. Es geht um Arbeitsplätze.