Und es gab keine finanziellen Zuschüsse, keine Filmförderung?
Ich habe zunächst die ernüchternde Erfahrung gemacht, dass wir überall abgelehnt wurden. Ich bin von Pontius zu Pilatus gerannt und alle meinten: "Afrika wollen wir nicht. Macht doch was mit Deutschland." Dann lesen sie ein Label, das heißt Kindersoldaten. Und dann sagen die sich: "Kindersoldaten kauf ich mir bei der BBC." Die Entscheider haben nicht erkannt, dass wir keinen weiteren Film mit Kids und großer Knarre und Helm und dem ganzen Kram machen wollten. Wenn wir zum Beispiel einen deutschen Psychologen – den es in dem Auffanglager tatsächlich gibt –genommen hätten und sein Leben in der afrikanischen Kultur, im Krieg und der Arbeit mit Kindersoldaten, porträtiert hätten, dann wäre es für uns einfacher gewesen. So verkauft man üblicherweise Geschichten. Man benötigt immer einen Deutschlandbezug. Das wusste ich auch nicht, schließlich produziere ich sonst Spielfilme. Geld kam dann aber letztendlich von "arte", weil ich denen so lange auf den Keks gegangen bin.
Was passiert mit dem Geld, das der Film einspielt?
Da kommt nicht das große Geld rein. Das Geld landet beim Verleih, der Pressefirma und der Marketingfirma. Sie alle verdienen daran, was auch in Ordnung ist. Allein das Bewusstsein von Leuten zu verändern war es mir wert, einen solchen Film zu machen. Wenn ich wieder Geld verdienen will, produziere ich eine Komödie.
Also war es weniger Job, vielmehr Herzensangelegenheit?
Richtig. Und nicht weil wir vom Herzen her von vornherein eine Verbindung hatten, sondern weil wir eine bekommen haben. Das was zählt, sind Engagement und Empathie. Und nur damit kann man was bewegen. Wir wussten nicht, ob der Film auf der Berlinale läuft. Wir wussten nicht, ob uns irgendwer einen Verleih gibt und ob wir überhaupt damit in die Öffentlichkeit kommen. Es war ein Risiko, den Film überhaupt ins Kino zu bringen. Man kommt erst bei 25.000 Zuschauern auf einen grünen Zweig. Bei der Schwelle erhält man Fördergelder. Erst wenn wir die überschreiten, haben wir den nächsten Film finanziert.
Was ist als nächstes geplant?
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Es ist ein Dokumentarfilm über das Grenzgebiet Iran/Afghanistan geplant, den ich mit Ali Samadi Ahadi letztes Jahr geschrieben habe. Aber mein nächster konkreter Film wird eine Komödie sein.
Um wieder Geld zu verdienen?
Ja klar.
Oliver Stoltz wurde 1969 in Bonn geboren. Er studierte Film an der HFF "Konrad Wolf" und erhielt seinen MFA in "Motion Picture Producing" im "Peter Stark Program" an der USC in Los Angeles. Er gründete die Produktionsfirma Dreamer Joint Venture und produzierte unter anderem für RTL, ZDF und Warner. Bei dem Dokumentarfilm "Lost Children" führte er gemeinsam mit Ali Samadi Ahadi erstmals Regie und war Autor des Drehbuchs.