//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
//SUBKULTUR//
Seiten: 1 | 2 »

Surfen

Kick auf der Welle

Sufen lernen bedeutet tagelange Frustration. Wozu eigentlich?


Von Anna-Maria Jeske

Nach eineinhalb Stunden warten unter blauem Himmel und bei strahlendem Sonnenschein kommt sie endlich: meine erste Welle. Das Board in Position bringen und paddeln, was das Zeug hält - theoretisch weiß ich, was ich zu tun habe. Ein kurzer Ruck und mit rasender Geschwindigkeit werde ich in Richtung Strand geschoben. Jetzt ist der Moment um aufzustehen. Den Ablauf habe ich schon zig Male an Land geübt. Dennoch gelingt es mir nur für zwei Sekunden das Brett mit den Füßen zu berühren. Dann rutsche ich ab, weiß nicht mehr, wo oben und unten ist. Kurz fürchte ich zu ertrinken, kann mich aber wieder an die Wasseroberfläche kämpfen.

Wellenreiten. Das wollte ich lernen. Dafür hatte ich zwei Wochen Surfcamp in Peniche gebucht. Die angeblich beste Surfdestination Europas, 70 Kilometer nördlich von Lissabon. Der Atlantik dort bietet Anfängerwellen und riesengroße Brecher für Fortgeschrittene.

Die Sportart war in den 1960er-Jahren entstanden. Aussteiger hatten sich dazu entschieden ihr Leben auf dem Wasser zu verbringen statt einem ordentlichem Beruf nach zu gehen. Der Gedanke, dem grauen Alltag den Kampf anzusagen, gefiel mir. Das Gefühl von Freiheit wollte ich erleben. Macht es tatsächlich süchtig und derart glücklich, dass man bereit ist, quer durch Europa zu fahren um immer wieder nur für ein paar Sekunden auf dem Brett zu stehen?

Meine Ankunft im Camp ist viel versprechend gewesen. Leute aus aller Welt, in jedem Alter deren Lebensstil von dem Motto "Hang Loose" bestimmt wird. Sie scheinen sich im totalen Einklang mit sich und ihrer Umwelt zu befinden. Doch Surfen ist nicht mehr so individuell, wie es einmal war. Auch wenn viele Aussteiger noch den Vorstellungen entsprechen, ist Wellenreiten inzwischen eine Trendsportart und mit der sich viel Geld verdienen lässt. Es gibt ultimative Marken, von denen man am besten zwei Boards besitzt. Die passende Surferkleidung natürlich dazu. Schon längst gibt es so etwas wie eine erste Liga, die WCT, in der Sponsoren das Sagen haben und Millionengehälter geboten werden. Und schon längst ist es keine Seltenheit mehr, mit 60 anderen gleichzeitig auf dem Board zu sitzen und auf Wellen zu warten. Auf hart umkämpfte Wellen. Dabei gibt es feste Regeln. Wer jemandem den angeblich bisher besten Ritt seines Lebens verdirbt, weil er nicht gesehen hat, dass die Welle schon besetzt ist, kann durchaus ein paar Schläge als Quittung kassieren.

Schon nach zwei Tagen ist mein Körper mit blauen Flecken übersät, ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich versucht habe eine Welle zu surfen. Obendrein habe ich den Muskelkater meines Lebens. Denn die Aufstehbewegung, der so genannte Take-Off, gleicht dem Hochdrücken bei einer Liegestütze. Nichts für meine schwachen Ärmchen. Allein mit dem Brett, das ungefähr so groß ist wie eine Tür und genau so viel wiegt, hinter die Brechungslinie zu kommen, ist eine Qual. Lediglich die zahlreichen Fachbegriffe mit denen die Surflehrer um sich schmeißen, verstehe ich langsam. Mein Frustrationspunkt ist erreicht.

Ein weiterer Versuch. Ich paddle eine Welle an, die mir geeignet erscheint und plötzlich passt alles. Ich stehe auf dem Board und hinter mir bricht nach und nach die Welle. Ich werde wahnsinnig schnell Richtung Strand getragen. Trotzdem kommt es mir so vor, als würde ich alles in Zeitlupe erleben. Und da ist es tatsächlich: das Gefühl von Freiheit und das Verschmelzen mit dem Meer. Alle Strapazen der vergangenen Tage, die vielen Enttäuschungen sind wie davon getragen. Alles um mich herum verschwindet für einen Augenblick und wird bedeutungslos. Mich durchströmt ein Glücksgefühl. In meinem Blut mischen sich Endorphine mit Adrenalin. Für den Rest des Tages habe ich ein Dauergrinsen auf dem Gesicht.

Als ich mich abends bei einem kühlen Bier feiere, prostet mein Lehrer mir zu und sagt: "Now you are a surfer!" Und obwohl in diesen zwei Wochen einige meiner Illusionen verloren gegangen sind, hätte er mir kein größeres Kompliment machen können.

Von Anna-Maria Jeske

Nach eineinhalb Stunden warten unter blauem Himmel und bei strahlendem Sonnenschein kommt sie endlich: meine erste Welle. Das Board in Position bringen und paddeln, was das Zeug hält - theoretisch weiß ich, was ich zu tun habe. Ein kurzer Ruck und mit rasender Geschwindigkeit werde ich in Richtung Strand geschoben. Jetzt ist der Moment um aufzustehen. Den Ablauf habe ich schon zig Male an Land geübt. Dennoch gelingt es mir nur für zwei Sekunden das Brett mit den Füßen zu berühren. Dann rutsche ich ab, weiß nicht mehr, wo oben und unten ist. Kurz fürchte ich zu ertrinken, kann mich aber wieder an die Wasseroberfläche kämpfen.

Wellenreiten. Das wollte ich lernen. Dafür hatte ich zwei Wochen Surfcamp in Peniche gebucht. Die angeblich beste Surfdestination Europas, 70 Kilometer nördlich von Lissabon. Der Atlantik dort bietet Anfängerwellen und riesengroße Brecher für Fortgeschrittene.

Die Sportart war in den 1960er-Jahren entstanden. Aussteiger hatten sich dazu entschieden ihr Leben auf dem Wasser zu verbringen statt einem ordentlichem Beruf nach zu gehen. Der Gedanke, dem grauen Alltag den Kampf anzusagen, gefiel mir. Das Gefühl von Freiheit wollte ich erleben. Macht es tatsächlich süchtig und derart glücklich, dass man bereit ist, quer durch Europa zu fahren um immer wieder nur für ein paar Sekunden auf dem Brett zu stehen?

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG