Nach drei Briefen hat sich Michi Beck doch mit mir zum Interview getroffen.
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Einstand
Hmm... Deine Briefe. Auf jeden Fall haben Sie dafür gesorgt, dass ich Dich nicht vergessen habe. Eine vernünftige Anrede solltest Du Dir angewöhnen... Hätte ich dich nicht vorher ein bisschen gekannt, hätte ich die Anfrage abgesagt: Interviews geben, ohne zu wissen für welches Magazin, mache ich sonst nicht. Das hier ist nur für dich und deine Blitz-Karriere... (lacht)
Bewegung
Ich bin in den Achtzigern groß geworden. Meine Generation war die erste, die das allgegenwärtige Konsumverhalten geprägt hat. Interessant ist, dass es heute keine wirkliche Bewegung mehr gibt, was ich mir für die Leute, die um die Zwanzig sind, schwierig vorstelle.
Als ich in dem Alter war, kam HipHop auf: Neue Fashion, neue Musik, neues Lebensgefühl. Außerdem entwickelte sich in dieser Zeit die Technobewegung. Es gab zwei Hauptströmungen, denen man folgen konnte. Mir hat HipHop eine Ausrichtung gegeben, mit der ich mich identifizieren konnte. Für mich hatte das keine politische Relevanz. Mit Advanced Chemistry und der Zulu Nation gab es eine politische Fraktion – das wirkte stellenweise zwar etwas aufgesetzt, hatte aber gute Aspekte: anders aussehende Deutsche und Emigranten haben dadurch eine Plattform gefunden. Für mich als weißes Mittelstandskind aus bürgerlichem Hause spielten diese Inhalte keine Rolle. Zur Hiphop-Bewegung zu gehören, bedeutete Rebellion und anders sein. Als Teil davon hat man sich ein Gebiet erschlossen, mit dem andere nichts anzufangen wussten. Man brauchte Spezialwissen, das nicht auf allen Kanälen vermittelt wurde.