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Konsumwelt

Wieder zuhause

Der Mensch gewöhnt sich an alles, sagt man. Warum ist uns unser tägliches Leben dann so unglaublich wichtig?

Von Köln nach Bolivien zu fliegen, immerhin mein erstes Mal Südamerika, war ein geringerer Kulturschock, als nach 6 Wochen in Rurrenabaque zurück nach La Paz zu kommen. Vom Dorf in die Stadt. 

In Deutschland war ich schon in Dörfern mit weniger als 500 Einwohnern, ich war Käffern, in denen es nicht nur kein Internetcafe gab, sondern nicht mal einen Bäcker. Doch es war immer alles in Reichweite, zehn, zwanzig Minuten mit dem Auto oder der Bahn und man hatte ein riesiges Warenangebot zur Verfügung. Höchstens eine halbe Stunde trennt dich von vollen Regalen, Kino und Vergnügungsangeboten.

Rurrenabaque hat ungefähr 13.000 Einwohner, ist aber 18 Busstunden von La Paz, der nächsten nennenswerten Stadt entfernt. Die Straßen sind breit und es gibt so wenig Autos, dass man nicht mal parken muss. Man kann einfach stehenbleiben und aussteigen und sich sicher sein, dass man den Verkehr kaum behindert.

Die größte Menschenansammlung kann man Sonntags auf dem Markt sehen und sogar dort wie es nie wirklich eng.

Selbst wenn du vorhättest in Rurrenabaque viel Geld auszugeben, du würdest kaum dazu kommen, weil es das Angebot eingeschränkt ist.

Da 18 Stunden Busfahrt uns zu lang erschienen, sind wir geflogen, von diesem Flughafen, dessen einzige Start- und Landebahn nicht betoniert ist, sondern eine holprige Grasfläche. Was dazu führt, dass bei Regen alle Flüge abgesagt werden müssen.

Als wir eine knappe Stunde später in La Paz waren, fühlte ich mich wie ein Eremit, der gerade einen Albtraum hat: Überall Autos, Menschen, Leuchtreklamen, Fahrer im Geschwindigkeitsrausch, Restaurant, Kinos, Eisdielen, Hochhäuser, noch mehr Menschen, Hupen, quietschende Bremsen, zu viele Farben, überfüllte Minibusse, an jeder Straßenecke die Möglichkeit Geld auszugeben, Verkäufer, die dir etwas aufschwatzen wollen, Schilder, die einladen, Werbesprüche, die versprechen, die so tun, als könne man Befriedigung kaufen.

Man weiß, dass man es nicht kann, aber wenn man es hundertzwanzig Mal am Tag liest und hört, fragt man sich automatisch irgendwann: Oder etwa doch?

In La Paz erst wird mir klar, wie gut ich dem täglichen Irrsinn entkommen war. Wie weit ich weg war von dem, was ich sonst so als meine Welt betrachte. Die eine hat nicht mehr oder weniger Realität als die andere, glaube ich.

Zwei Nächte später geht mein Rückflug, zwei Taxifahrten, fünf Flughäfen, zwei Bahnhöfe und 40 Stunden später bin ich zu Hause in einer noch bunteren Warenwelt und frage mich, wieso man das Leben, das man führt eigentlich so ernst nimmt, wenn man auch ganz gut mit einem anderen klarkommt.

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