Kolumne
Das Geheimnis der Tomatensauce
Manche Dinge muss Einem nur mal jemand erklären. Selim Özdogans Kolumne "Passen die Schuhe, vergisst man die Füsse"
Mein Freund Bernd konnte schon immer gut kochen. Stephan schwärmt heute noch von den Spaghetti, die er vor fünfzehn Jahren nachts mal gemacht hat. Mit einer Tasse in der Hand hat er Stephan in den nahegelegenen Imbiß geschickt, der noch auf hatte, Ketchup holen. Zwiebeln waren wohl auch noch da. Und einige Gewürze. Ich weiß es nicht, ich war leider nicht dabei und Stephan kann sich auch nicht mehr so gut erinnern, aber es waren wohl die besten Spaghetti seines Lebens.
Vieles, was ich über das Kochen weiß und heute tagtäglich in der Küche anwende, habe ich von Bernd gelernt. Er ist später nach Lissabon ausgewandert und hat dort ein Restaurant aufgemacht, in dem er gekocht hat. Von dort ist er nach Madrid gezogen und hat einen neuen Laden aufgemacht.
Vor einigen Tagen hat er mich bei sich zu Hause bekocht und ich habe gelernt, wie man Tomatensauce macht. Manchmal habe ich diese Art von Erfahrungen auch beim Yoga, du gerätst an einen guten Lehrer und du denkst: Verdammt, warum hat mir das vorher nie jemand erklärt? Dabei ist es so einfach.
Ob du eine Fertigpackung im Supermarkt kaufst oder selber eine Sauce machst, das Ergebnis ist selten befriedigend, finde ich. Die Fertigsaucen schmecken meistens so, als seien sie auf Basis von Ketchup hergestellt und wenn man sie selber macht, kann man die Tomaten vorher mit kochendem Wasser übergießen und dann schälen, alter Trick. Dann würfeln und so lange köcheln, bis es zu einer Sauce wird. Das Problem ist, daß beim Köcheln auch der Geschmack verloren geht. Viele der Geschmacksstoffe sitzen sowieso in der Schale. Sagt Bernd.
Er hat die Tomaten gerieben. Mit einer Reibe. Nicht pürieren, dann werden sie zu flüssig. Dann etwas Knoblauch und Rosmarin in Olivenöl anbraten, das Öl aromatisieren, wie Bernd sagt und dann die geriebenen Tomaten beigegeben, kurz aufkochen und fertig. Meine Herren, war das lecker.
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