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Kolumne

Gute Gründe

Passen die Schuhe, vergisst man die Füße


Früher war ich der Kleinste in der Klasse, sagt er, aber ich war ganz gut in Grammatik und konnte gut rezitieren. Der Lehrer hat mich regelmäßig nach vorne gerufen, um Gedichte vorzutragen und wenn ich so vor der Klasse stand, habe ich gespürt, wie ich um einige Zentimeter gewachsen bin. Damals habe ich mich entschlossen, später Dichter zu werden.

Es gibt verschiedene Gründe zu schreiben und ich weiß nicht, ob einer besser oder schlechter als der andere ist, aber ich habe häufig das Gefühl, daß Menschen aus reiner Eitelkeit dabei sind. Eitelkeit, Egoprobleme, Charakterdefekte spielen wohl bei allen mit rein, bei mir auch, keine Frage. Aber es gibt noch etwas Anderes, das ich oft weder dem Publikum noch diesen Kompensationskanidaten begreiflich machen kann.

Worte waren immer ein Trost für mich, der größte Trost, den ich gefunden habe. Als ich anfing Bücher zu entdecken, die meine Einsamkeit und den Schmerz am Leben zu sein, lindern konnten, war es eine Offenbarung. Und dass ein Stift, der über das Papier gleitet, mir nicht nur genauso ein Trost sein kann wie das Lesen, sondern mir auch noch das Gefühl gibt, dass ich lebe – das war ein Halt, ohne den ich heute möglicherweise nicht hier wäre. Vielleicht ist es übertrieben, wenn ich sage, dass Literatur mein Leben gerettet hat, aber wenn, dann nur geringfügig. Ich weiß nicht, was ich ohne das Schreiben getan hätte. Es ist leicht hinterher zu sagen, dann hätte man eben etwas Anderes gefunden. Ich erinnere mich noch gut an die beiden Möglichkeit, die ich damals sah: Schreiben oder Sterben.

Und dann kommt jemand und erzählt von fehlenden Zentimetern. Nur zufällig sind wir in derselben Branche gelandet. Er ist immer noch klein, doch ich brauche heute nicht mehr soviel Trost wie früher. Ich kann noch einige andere Möglichkeiten sehen und habe noch andere Freuden gefunden. Was sehr befreiend ist. Man könnte auch sagen, dass ich mich größer fühle, aber ich glaube nicht, dass es das trifft. Und das war auch nie das Ziel. Es gab kein Ziel, außer einen Halt zu finden, der einem hilft noch ein wenig weiterzumachen.


 
 



 

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