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Kolumne

Dummheit ist heilbar

Verprügelte Freunde, Nazis in den Parlamenten. Leider braucht es immer erst eine Katastrophe, bis wir aufwachen. Ich bin soweit, ich will etwas tun. Ein Stellenangebot - nicht nur für Fernsehfuzzis

Meine heutigen Zeilen sind durchaus als Aufforderung, sogar als Stellenangebot zu verstehen. Eigentlich hätte ich das Thema auch schon viel früher auf den Tisch bringen müssen, aber oft sind es erst, wie man so schön sagt, "aktuelle Ereignisse", die einen dazu bringen, endlich mal aus dem Quark zu kommen.

Die Ereignisse sind folgende: Neulich wurden zwei Kumpel von mir in Berlin-Treptow von Glatzen vermöbelt. Einfach so. Sie kamen spät nachts aus einem Club nach Hause, kreuzten zufällig den Weg der Nazis und wurden, ohne dass vorher ein Wort gewechselt worden war, zusammengestiefelt. Dazu passt auch, dass in den Wochen vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl am 17.9.06 eine Gruppe Neonazis verhaltensauffällig wurde, indem sie konsequent die Wahlinformationsveranstaltungen der demokratischen Parteien störte, teilweise auch mit Gewalt. Das Wahlergebnis der NPD in Mecklenburg-Vorpommern sowie die Berichterstattung im Fernsehen darüber taten dann noch ein Übriges, um jetzt mal aktiv zu werden.

Zwei Sachen schweben mir da konkret vor:
1) Eine gemeinnützige, ehrenamtliche Initiative, und zwar weniger mit dem Anstrich "Gegen rechts!", sondern eher im Sinne von "Nicht rechts ist besser!"

Bei der Ausweitung der Wählerstimmen für die NPD in Meck-Pomm und auch einigen Bezirken Berlins wurde festgestellt, dass zum einen die Zahl der Jungwähler spürbar angezogen hat, zum anderen ist es längst nicht mehr so, dass man die NPD als typische Protestwählerpartei abtun kann, sondern als eine Organisation, mit deren Inhalten sich die Wähler identifizieren. Soll heißen: Die meisten Leute, die für die NPD gestimmt haben, denken wirklich, dass die Parole "Deutschland den Deutschen" die Lösung aller Probleme birgt. Also muss man ihnen sagen, dass die anderen Parteien durchaus bessere Alternativen anbieten.

Fakt ist, dass die demokratischen Parteien mit ihrem Ansinnen, die Jungwähler zu erreichen, nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern und im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick gescheitert sind - weil es eben nicht reicht, Laternenmasten mit Postern von Leuten zu pflastern, die eh keiner kennt. Da ist einem der nette braune Onkel, der in Postlow (die NPD erreichte dort 38 %) Jugendfreizeiten gegen die dröhnende Langeweile initiiert, im Zweifelsfall näher. Das Ziel muss also sein: Ab an die Schulen in der Uckermark und Ostvorpommern und reden. Denn wie kann es sein, dass in Gegenden, in denen der Ausländeranteil nur um die zwei Prozent liegt, so viele Leute eine Partei wählen, die "Ausländer raus!" brüllt? Unwissenheit ist nicht unheilbar, und deswegen kann es nicht schaden, wenn man regelmäßig, also nicht nur vor Wahlen, dort hingeht, wo Unwissenheit regiert. Die Frage ist: Wird einem zugehört?

Ein Bekannter von mir (auch eine Fernsehfresse) hatte diesbezüglich unlängst ein Schlüsselerlebnis. Auf dem Weg nach Berlin machte er nachts an einer Autobahntankstelle in Brandenburg halt. Auf dem Parkplatz hing eine Gruppe Jugendlicher rum, und ihre Springerstiefel, Bomberjacken, Aufnäher und Frisuren ließen nichts Gutes ahnen. Mein Kumpel wollte schon durchstarten, merkte dann aber, wie ein paar Leute auf ihn zugelaufen kamen, um: sich Autogramme zu holen. Klingt erst mal kurios, bedeutet aber gleichzeitig auch eine Chance.

Der Zugang ist nämlich schon gelegt. Scheißegal, dass es die vermeintliche Prominenz ist, die aus Aggression Interesse oder sogar Sympathie macht. Ich werde also versuchen, noch ein paar andere Fersehfuzzis um mich zu scharen, um an Schulen als Autogrammstunden getarnte politische Informationsveranstaltungen abzuhalten. Da dürfen uns dann gerne auch Politiker und andere Interessierte begleiten. Damit das Ganze auch ein amtlicher Aufschlag wird, sollte sich vielleicht eine Medien-/PR-Agentur darum kümmern, dass der Rest der Welt auch was von diesen Aktionen mitbekommt.

2) Ein politisches Fernsehformat Ich hab mich am Wahlabend unfassbar über die Berichterstattung im Fernsehen geärgert. Da taucht der NPD-Kollege schon im Studio auf, und alle anderen Anwesenden haben wieder mal nichts Besseres zu tun, als den Typen bloßzustellen. Jetzt mal ernsthaft: Der ist in der NPD. Den muss man nicht mehr bloßstellen. Man muss auch nicht draufhauen, um sich selbst zu inszenieren. Man sollte dem Mann vielleicht einfach mal ganz ruhig und sachlich Fragen stellen, die er vermutlich nicht beantworten kann - zum Beispiel nach der Finanzierbarkeit der von der NPD geforderten 7-Prozent-Mehrwertsteuer.

Danach kam dann Christiansen , wo man mal wieder konsequent aneinander vorbei kuschelte, und ich bin genauso uninformiert und frustriert zu Bett gegangen, wie an allen anderen Sonntagen. Täusche ich mich, oder war Live aus dem Schlachthof beim BR tatsächlich die letzte politische Sendung für junge Leute im deutschen Fernsehen? Das war eine Show, in der wahrhaftig diskutiert wurde, in die auch mal Faschos eingeladen wurden und bei der man wirklich das Gefühl hatte, dass im Kopf was passiert. Gibt´s nicht mehr, auch nichts Vergleichbares. Warum eigentlich nicht? Doch nicht, "weil junge Leute politikverdrossen sind" (Würg-Zitat aus 1001 Besserwisserkehlen)? Für nicht wenige mag das (noch) zutreffen, aber wenn ich mir alleine angucke, mit wie viel Feuer hier im Zuender-Forum politische Texte und Sachverhalte diskutiert werden, fällt es mir noch schwerer zu glauben, dass es im Fernsehen kein Format gibt, in dem sich das widerspiegelt.

So, jetzt geht´s mir schon ein bisschen besser. Das, was da oben steht, ist natürlich erst mal nur die Trümmersammlung nach einem kleinen Gehirnsturm.

Klar ist, dass die Initiative zunächst mal einfacher umzusetzen ist als das Fernsehformat. Im weiteren Verlauf könnte man dann aber zum Beispiel auch beides verbinden und die Sendungen in Schulen oder Jugendtreffs produzieren. Auch eine thematische Ausweitung über Politik hinaus auf andere jugendrelevante Inhalte ist denkbar. Wer sich jetzt angesprochen fühlt und denkt, sich da irgendwie einbringen zu können (als Fernsehanstalt, Produktionsfirma, Agentur, Geldgeber, Moderator, Redakteur, Experte für Alles, Security, gute Seele), darf mir gerne schreiben. Ich mache parallel dazu die Hühner in meinem direkten Umfeld scheu.


Wer Lust hat, sich an der Aktion gegen Nazis mit den Zuendies und Markus Kavka zu beteiligen, sendet am besten eine Mail mit kurzer Selbstbeschreibung an uns .

Nachtrag vom 12.11.2007: Heute ist der Störungsmelder, das gemeinsame Blog von Markus Kavka, Zuender, jetzt.de, Intro und vielen anderen an den Start gegangen. Das ist nur ein erster Schritt - wie es weiter geht, könnt ihr nun hier lesen: www.stoerungsmelder.org

Auch Kavka:

Letzte Woche - Die Popkomm - viele Kubikmeter heiße Luft.

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