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Comics

Nachtarbeit

Oliver Grajewski macht in seinen Tigerboy-Comics vieles anders als der Rest. Das verkauft sich nicht unbedingt gut - ist aber lesenswert.

Pressetexte? Klar, das sind die Zettelchen, die in den Rezensionsexemplaren stecken. Damit man noch mal nachlesen kann, wer das Buch geschrieben hat. Was es kostet. Wie viele Seiten es hat. Manchmal liest sich so ein Pressetext aber auch wie eine geheime Botschaft.

So zum Beispiel der des Verbrecher-Verlag , der dem Comic Tigerboy von Oliver Grajewski beiliegt. Dort heißt es, der Autor habe das vorliegende Buch „in zwölf Monaten Nachtarbeit erstellt, zusätzlich zur Durchökonomisierung all seiner Lebensbereiche“.

Als Klage über das schwere Los des Künstlers ist das nicht gemeint. Eher als Anklage einer Gesellschaft, die immer weiter in unseren Alltag, unsere Intimsphäre, unser Denken eingreift. Die alle Lebensbereiche dem Diktat von Ökonomie, Leistung und Effizienz unterstellt.

Tatsächlich sind Grajewskis Bildgeschichten kaum marktkonform, der ohnehin schon kleine Markt für Comics tut sich schwer mit ihnen. Die Art und Weise, wie der Zeichner populäre Motive aufnimmt und umfunktioniert, ist beneidenswert eigensinnig.

Die Tigerboy -Comics folgen nicht der eingängigen, autobiografischen Erzählweise, die in den vergangenen Jahren zur Mode geworden ist. Sie springen in der Zeit, setzen Fragmente zusammen, umkreisen Motive und Erfahrungen der Kindheit. Dabei schwelgen sie aber niemals einfach nostalgisch in Erinnerungen. Die Erfahrungen werden fast wissenschaftlich erforscht, gesichtet und sortiert.

Auch Grajewskis Zeichnungen sind geradezu erschreckend eigenständig. Stark illustrative Elemente, die den geübten Auftragszeichner zeigen, neben avantgardistischer Reduktion. Comictypisches, Skizzenhaftes, Kindliches – all diese Stile werden immer neu kombiniert. Text und Bild gehen mal sanft ineinander auf, mal stehen sie sperrig nebeneinander.

Das einzige Kapitel des Buches, das entfernt der bekannten Comicästhetik entspricht, heißt „Der wandelnde Geist. Oder auch: Phantom – Die Faust der Vergeltung“. Eine ältere Arbeit, noch aus den Tagen von Grajewskis Kunststudium. „Ausdruck“, lautete damals die Anweisung der Professoren. Damit konnte Grajewski wenig anfangen und verlegte sich auf etwas anderes: Er zeichnete einen Superheldencomic ab.

Im Buch beschreibt Grajewski das als eine Tätigkeit, die ihm schon als Kind Selbstbewusstsein und Kraft gab: „Es ging beim Abzeichnen – den Comic daneben legen und dann alles viel größer zeichnen – um die Tätigkeit an sich, um die Versenkung dabei.“ Ein Prinzip, dem die Erwachsenen natürlich nichts abgewinnen konnten: Warum sollte man etwas abzeichnen, das schon gezeichnet ist? Noch dazu einen Comic?

Gegen dieses Nützlichkeitsdenken verweigert sich Grajewski auch heute noch. Auch das macht seine Comics politisch. Klar, dass in unserer Gesellschaft dabei die Nächte draufgehen.

Auch schön:

Rezension der vorherigen Woche - Bei Guy Delisle ist China einfach nur ein Ort, von dem man möglichst schnell wieder verschwinden sollte


 
 



 

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