Sollte ich vielleicht auch unter die Männer-Killer gehen? Ist eine feste Beziehung überhaupt noch zeitgemäß? "Nein, Nadine, Du hast es doch so gut. Sei echt froh, dass Du einen Freund hast, der Dich liebt", sagt meine beste Freundin Kathrin am Telefon. "Da draußen gibt es nicht eine einzige Person mehr, die eine feste Bindung eingehen will", jammert Kathrin. Sie ist Single. Und dann schießt sie los, erzählt mir von ihrem neuesten Liebesflop. Von Radek, den sie über eine Freundin kennen gelernt hatte. Tagtäglich machte er ihr Komplimente. Sie sei ja so ein hübsches Mädchen und kleide sich so unheimlich geschmackvoll. Doch Kathrin wollte mehr als aufgeblasene Wortballons. Ein Date. Einen Kuss. Eine Beziehung. Radek entschuldigte sich erschrocken. Er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen.
Und dann wieder Kathrins Lieblingsgeschichte von ihrem Ex-Freund – ihrem Paradebeispiel für den Mann von heute. Vier Jahre war sie mit ihm zusammen. Sie dachte es sei Liebe, doch er wollte nur Freundschaft und Sex. Verlieben könne er sich nicht mehr. Zu oft hätten die Frauen sein armes Herz gebrochen. "Ich habe mir immer eingeredet, dass ich die Person wäre, die ihn glücklich macht und ihn wieder dazu bringen könnte, einen Menschen zu lieben", sagt Kathrin. Doch Fehlanzeige. In einer Email teilte er ihr mit, dass es "aus" sei. Dass Kathrin ihm zwar viel bedeute, sie aber für ihn nicht die perfekte Frau sei. Nicht die Frau fürs Leben.
Vertieft in meine Attentatspläne, stoße ich eines Tages am Bahnhof auf Cornelia. Sie umklammert meinen Arm ganz fest mit beiden Händen und sagt halb kichernd, halb quietschend: "Nadine, wir sind zusammen! Er ist geheilt." Halleluja! Wurde nach zwei Jahren auch mal Zeit, dass er seine Bindungsangst überwindet. "Daran sind nur diese Hollywoodfilme schuld, die den Männern eintrichtern, dass Frauen immer dem Ideal entsprechen müssen", sagt Cornelia. "Aber einen Menschen ohne Macken gibt es doch gar nicht." Stimmt. Gibt es nicht. Deshalb gehe ich nicht unter die Beziehungskiller, auch wenn es scheinbar gerade so hip ist, seine Beziehungsängste zu kultivieren. Jeder Trend geht schließlich einmal vorüber. Und meine Beziehung hält.
