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Mütter

Vielleicht niemand, und doch...

"Ich habe jetzt einen Schreiner. Wenn seine Hände über mich hinweggleiten, spüre ich die Wärme des Holzes in ihnen." "Ach Mama, hast du keine Freundin, der du so was erzählen kannst?"

"Ach Mama! Echt, wer will denn das hören?" "Vielleicht niemand. Und doch – ich möchte es gerne erzählen. Ich habe jetzt einen Griechen. Der redet nur wenig, aber lacht umso mehr. Wenn er kocht, trägt er ausschließlich eine Schürze, aus der mich seine nackten Popacken lecker angrinsen. Nach dem Essen ist es deswegen immer er, den ich vernasche, dafür verzichte ich auch auf das Eis mit heißen Himbeeren. Besser für die Hüfte ist das sowieso, denn man verbrennt Kalorien, anstatt sie sich anzufressen."  "Also echt, hast du keine Freundin, der du so was erzählen kannst? Das ist ekelhaft." Mama antwortet mit einem Schulterzucken in der Stimme. "Was soll daran denn ekelhaft sein. Sex ist etwas ganz natürliches. Und die Griechen haben ihn quasi erfunden." "Ja. Na ja. Ich muss dann echt mal los."

"Ich habe jetzt einen Schreiner. Der ist ein wenig schweigsam, und doch unterhält er mich. Seine Hände haben gelernt zu greifen und zu formen. Wenn sie über mich hinweggleiten, dann spüre ich die Wärme des Holzes in ihnen, an dem er über Tag gearbeitet hat." "Ach Mama! Echt, wieso erzählst du mir so was? Kannst du nicht vielleicht einfach anfangen Tagebuch zu schreiben?" Mama schweigt, aber nur kurz, bevor sie sagt, "mit dir rede ich am Liebsten über diese Dinge." "Mh. Ja. Schön. Bis dann."

"Ich habe jetzt eine Frau. Sie erzählt nicht viel, aber sie hört mir zu. Ihre Brüste sind warm und weich, und manchmal kommt es mir vor, als würden sie mir alle Geheimnisse über das Leben zuflüstern, nach denen ich bisher nur vergeblich gesucht habe. Ich möchte ertrinken in ihren Wogen und nie mehr aus ihrer Umarmung fallen." "Ach Mama! Echt, ich glaub das alles nicht. Du machst dir doch was vor." Mama seufzt, erst einmal, dann noch mal und schließlich auch einen ganzen Satz, "ja mag sein, vielleicht. Und doch, der Traum ist warm. Und weich."

"Ich habe jetzt einen Arzt. Er spricht nicht gerne, aber seine Augen sind wach und wandern über meinen Körper, wo sie alte Wunden und neue Dellen finden und verbinden. Er ist nicht mehr der Jüngste, aber dann mache ich mir ohnehin Gedanken, ob Sex nicht im Allgemeinen oft überbewertet wird." "Ach Mama, echt. Der hat dir deinen Magen gespiegelt – und jetzt hast du was mit ihm? Ich verstehe dich irgendwie nicht mehr." Mama antwortet ohne zu überlegen. "Da gibt es nichts zu verstehen, es ist wie es ist."

"Mama?" "Hm?" "Manchmal, vermisst du ihn da?" "Wen?" "Du weißt doch genau..." "Ja!"

"Und dann?" "Was und dann?" "Na, was du dann denkst?" "Was ich dann denke, ja?" "Mhm!" "Dann denke ich, vielleicht denke ich dann, hey, lustig. Du hast ne Fotze. Deine Tante Margot hat ne Fotze. Ich hab’ ne Fotze. Und die Welt? Die Welt ist ne Fotze. Und hey, sie stinkt gewaltig."

"Ach Mama! Echt!", dachte ich mit einem leisen Seufzen. Und doch, sagen konnte ich nichts darauf.

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