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Schönheit

"Ich wünschte mein Po wäre dicker"

TEIL 2

Unter anderem im Museum. Dort sieht man die unterschiedlichen Schönheitsideale verschiedener Epochen: Flachbrüstige Flapper , Frauen mit breiten Hüften in der rubenesken Phase. Man merkt dann, dass jede Periode ihr eigenes, konstruiertes Schönheitsideal hat.

Sie haben aber nun gerade das Pech, in einer Periode zu leben, in der ihr Körper nicht dem Ideal entspricht.

Trotzdem war das für mich eine befreiende Erkenntnis. Ich sagte mir: Ich werde meinen Körper nicht verabscheuen, bloß weil er momentan nicht angesagt ist. Im Gegenteil: Ich werde ihn feiern.

Meine Arbeit als Fotografin hat auch eine Rolle gespielt. Ich habe viele Models kennen gelernt, deren Körper dem Ideal entsprach und die ihn trotzdem nicht mochten. Ich dachte mir: Wenn selbst diese Frauen unzufrieden sind, wieso sollte ich überhaupt noch danach streben, dünn zu sein? Mir wurde klar, dass mein Leben nicht glücklicher wäre, wenn ich einen geringeren Taillenumfang hätte. Ich beschloss dann in eine andere Richtung zu arbeiten: dafür, dass Schönheit anders aufgefasst wird.

Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Arbeit als Model und Schauspielerin das geltende Schönheitsideal für Frauen verändern können?

Ich glaube, dass Schönheit – ebenso wie Humor – etwas ist, dass man lernt und dass die Medien dabei eine entscheidende Rolle spielen. Sie sagen uns, dass es in Ordnung ist, über Dicke zu lachen, so wie es früher in Ordnung war, über Blackface zu lachen. Heute ist es nicht mehr okay, wenn Weiße sich über Schwarze lustig machen. Ebenso können Dicke dafür sorgen, dass sie respektiert werden. Als Aktivistin in der Fat-Community will ich dazu meinen Teil beitragen, indem ich meinen Körper zeige. Und die Medien haben einfach den größten Einfluss in dieser Hinsicht.

Sind Sie eine politische Aktivistin?

Ja. Ich frage mich, warum wir Schönheit nicht auch in dicken oder alten Menschen sehen können, bei Menschen mit verschiedener Hautfarbe. Ich bin nicht dick geworden, weil ich mir eines Tages gesagt habe: Ich will jetzt faul und fett werden. Wie viele andere bin ich gerade deswegen dick geworden, weil ich nach einem perfekten Körper strebte: Jojo-Diäten, Appetitzügler, je mehr ich mich anstrengte, umso mehr revoltierte mein Körper dagegen. Unsere Schönheitsideale führen nur zu Leid. Deswegen will ich etwas dagegen tun.

Ich bin nicht egozentrisch genug, um zu glauben, dass ich alleine das Ideal verändern werde, aber ich tue, was ich kann. Schon jetzt habe ich mehr erreicht, als ich je für möglich gehalten hätte: ich war in der Vogue, in wichtigen Schauen in Paris, beim Filmfestival in Cannes. Die Resonanz, wenn ich den Laufsteg betrete, ist enorm. Die Menschen in der Modeindustrie bekommen jeden Tag dieselben dünnen Körper präsentiert und hungern nach Abwechslung. Aber so ein Wandel ist schwer, es braucht schon jemanden wie John Galliano oder Jean-Paul Gaultier, um etwas zu bewirken.

Lange dünne Models sehen für uns einfach aus geometrischen Gründen ästhetischer aus. Was halten Sie von der These?

Das ist Quatsch. Ich garantiere ihnen, wenn wir ab morgen plötzlich auf allen Plakaten, in allen Zeitschriften und Fernsehsendungen nur noch Zwerge sehen würden, wäre nichts attraktiver für uns als ein Zwerg.

Glauben sie, die Modeindustrie hat eine Verantwortung, ein gesünderes Schönheitsideal zu etablieren?

Auch ich wünsche mir mehr Vielfalt auf den Laufstegen, aber ein Dünne-Model-Verbot fände ich verlogen. Es geht doch darum, allen möglichen Arten von Schönheit Raum zu schaffen, dazu gehören dicke und ältere Frauen ebenso wie sehr dünne. Und wieso sollen ausgerechnet Models auf den Laufstegen für das Selbstbewusstsein der Frauen dieser Welt verantwortlich sein, während Frauenzeitschriften und alle anderen Medien weiterhin nur Superschlanke zeigen? Eine Dreizehnjährige wird bei einem Besuch beim Zahnarzt wesentlich stärker mit Schlankheitswahn konfrontiert als durch Modeschauen.

Dann müssten also auch die Zeitschriften und die Filmindustrie dazu gezwungen werden, eine größere Vielfalt zu zeigen.

Ja, sie könnten das tun. Aber sie haben Angst, weil sie zu abhängig von Werbeeinnahmen sind. Die Schönheitsindustrie will junge, schlanke Models.

Wie war es für Sie, in den Schauen mit all den sehr jungen und dünnen Models zusammen zu arbeiten?

Es hat Spaß gemacht. Als Fotografin bin ich es gewohnt, mit dünnen Siebzehnjährigen zu arbeiten, sie schüchtern mich nicht ein. Ich fühle mich schön, so wie ich bin, also bekomme ich auch keine Komplexe, wenn ich mit diesen Frauen zusammen bin.

Das Modelabel Nolita zeigte im vergangenen Jahr die magersüchtige Franzosin Isabelle Caro aus Plakaten und Zeitschriften und schrieb "No Anorexia" darüber. Was halten Sie von dieser Kampagne ?

Ich finde sie gut. Viele kritisierten, Nolita würde das Thema ausbeuten und diese Frau benutzen. Aber in den Interviews klang es nicht, als fühlte sie sich ausgebeutet. Wenn jemand mit einem "anderen" Körper gezeigt wird, kommt schnell der Vorwurf, er oder sie werde ausgebeutet. Aber wenn man sich die Menschen anhört, kommt häufig heraus, dass sie aus freien Stücken und gerne dabei sind.

Haben Sie sich je gefragt, ob Designer Sie in ihren Schauen als politisches Statement instrumentalisieren? John Galliano und Jean Paul Gaultier haben nach oder vor ihnen keine anderen Models gebucht, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen.

Gaultier und Galliano haben überhaupt kein Interesse daran, politisch korrekt zu sein. Für sie war es eher ein Risiko, mich in der Schau zu haben: Ihre Kundinnen sind vor allem ältere Society-Damen und für die war ich sicher ein Schock.

Bitte verraten sie uns zum Schluss noch das Geheimnis Ihres Erfolges.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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