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Jüdische Weihnachten

Amerika von außen

Jonathan ist Student und einer von knapp 315.000 Juden in Manhattan, der zweitgrößten jüdischen Gemeinde in den USA. Weihnachten verbringt er wie viele New Yorker, die keine Christen sind: Im Kino.

Ich habe als Kind sieben Jahre lang eine jüdische Schule besucht. Ich habe noch nie ernsthaft über Gott nachgedacht, aber kulturell fühle ich mich sehr jüdisch. Weihnachten ist der einzige Tag im Jahr, an dem ich mich deshalb von Amerika ausgeschlossen fühle. Denn egal, was sie über die Säkularisierung des Festes sagen – es ist die Geburt Jesu, ein christlicher Feiertag. Deshalb begehe ich mein eigenes, jüdisches Weihnachtsritual: Ich gehe ins Kino.

Am 25. Dezember, wenn es bei den Christen in den USA morgens Bescherung gibt, schlafe ich aus. Ich bin es nicht gewohnt, dass Feiertage morgens beginnen. Jüdische Feiertage beginnen immer schon bei Sonnenuntergang am Vortag. Wenn ich aufwache, ist es meistens schon dunkel. In Manhattan verschwindet die Sonne im Winter schon nachmittags hinter den Wolkenkratzern.

Der Weihnachtszauber beginnt für mich, wenn ich das Kino betrete. Wichtig ist, dass man sich ein Kino aussucht, das zu einer großen Kette gehört. Dann kann man nämlich, wenn man erstmal drin ist, unbemerkt den ganzen Tag im Kino verbringen, ohne noch mal Eintritt zu bezahlen. Ich gucke meistens drei, mindestens zwei Filme. Den ersten, den für den ich bezahle, suche ich schon Wochen vorher aus. Dieses Jahr wird das „Charlie Wilson's War“ sein, ein Tom Hanks-Film über den Einfluss der CIA beim Krieg der Afghanen gegen die Russen.

Ich gehe immer alleine ins Kino – mein Weihnachten soll eine ganz profane, unspektakuläre Sache sein. Was ich mir nach dem ersten Film noch angucke, ist egal. Letztes Jahr habe ich sogar “Apocalypto” gesehen, von Mel Gibson, diesem antisemitischen Hassprediger – dafür habe ich allerdings keinen Eintritt bezahlt.

Ich würde vermuten, dass 40 Prozent der jüdischen Bevölkerung New Yorks an Weihnachten ins Kino gehen. Ich habe dort auch schon Wiccans getroffen, Anhänger einer neu-heidnischen Religion, die aussehen, wie eine Mischung aus Goths und Ökos. Es eine Koalition der komischen Kauze, die man Weihnachten im Kino trifft.

Wenn ich genug Filme gesehen habe, gehe ich Chinesisch essen. An Weihnachten sind alle Nicht-Christen meine Verbündeten, also auch die Chinesen. Ich gehe meistens zu „Ollie's“, das Essen dort ist überteuert und nicht besonders gut, aber der Laden ist direkt gegenüber vom Kino in der 68th Street und meine Bequemlichkeit überwältigt mich jedes Mal. Beim Essen trinke ich vielleicht ein oder zwei Bier, aber mich an Weihnachten richtig zu betrinken fände ich respektlos.

Wann ich mit diesem Ritual angefangen habe, weiß ich nicht mehr. Früher sind meine Eltern mit mir an Weihnachten ins Kino gegangen, aber immer nur in den einen Film, für den sie auch bezahlt hatten. Heute fahren sie über Weihnachten lieber in Urlaub oder arbeiten an ihren Steuererklärungen. Ich würde am liebsten auch einfach Dinge tun, die man sonst an einem freien Tag erledigt. Aber am 25. Dezember sind alle Läden geschlossen und im Fernsehen kommen nur Weihnachtsfilme. Also bringe ich einfach den toten Tag hinter mich, und versuche zu genießen, dass ich frei habe.

Mit der Vorweihnachtszeit habe ich dagegen kein Problem. Ich liebe zum Beispiel Eierpunsch, ich könnte fünf Gläser auf einmal trinken. Das einzige, was mich an der Adventszeit nervt, ist, dass die Weihnachtsbaumverkäufer in New York die Tannen auf den Bürgersteigen stapeln und man deshalb nicht sehen kann, wann der Bus kommt.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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