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Alkohol ab 18

Nur was für Große

Ein Alkoholverbot für Jugendliche soll das "Komasaufen" eindämmen. Zuender fordert: Limo an die Stammtische!

Die Grünen und die CDU hatten bisher nicht viel gemein. Sie standen in allen möglichen gesellschaftlichen Fragen auf unterschiedlichen Seiten der Barrikade. Irgendwann aber könnte ihr gemeinsames Motiv das gefühlte Rentenalter sein. Das zeigt eine Idee, die Innenpolitiker beider Parteien befürworten. Erst ab 18 Jahren, so der Vorschlag, sollen Jugendliche Alkohol trinken dürfen . Nur auf diese Weise, so meinen sie, könne der von ihnen ausgemachte Trend zum "Komasaufen" gestoppt werden.

Doch eine solche Maßnahme würde das Problem bestenfalls nach hinten verschieben. Fast jeder kann das an seinen alten Schulzeugnissen nachvollziehen: Um die neunte, zehnte Klasse herum sacken die Noten ab. Die Zeugnisempfänger befinden sich in seiner Experimentierphase. Sie finden heraus, dass Blue Curacao auf keinen Fall wie Bier gekippt werden sollte. Dass süßer Schnaps nicht einfacher zu verdauen ist als anderer Alkohol. Noch mehr: Sie merken, dass Alkohol beflügelt, dass viele Zäune in der Welt überflüssig sind. Sie werden übermütig, fallen auf die Nase und lernen, dass manche Grenzen respektiert werden können. Und es keine Kunst ist, betrunken zu sein. Fast alle machen das durch, fast alle finden schließlich ihren Umgang mit Alkohol. Was würde es nutzen, diese Phase auf die Zeit der Volljährigkeit zu verlegen? Sollen Menschen wirklich erst mit achtzehn, neunzehn Jahren einen reifen Umgang mit Alkohol erlernen? Das Resultat wäre ein neuer Rekord an Ausbildungs- und Studienabbrechern. Und ganz bestimmt nicht weniger Besäufnisse. .

Alkohol wird sie alle für den Rest ihres Lebens umgeben. Er unterstützt die deutsche Nationalmannschaft, er ist deutsche Kultur, er schafft Arbeitsplätze, er hält die Menschen vom Rebellieren ab. Er ist der Kleister, der alles zusammen hält. Er ist die Bedingung, unter der die meisten Menschen bereit sind, ihr Leben in elf von zwölf Monaten mit neun Stunden Arbeit und drei Stunden Fernsehen zuzubringen. Täglich konsumiert, macht Alkohol stumpf, blind für die Fäden, die Menschen aneinander binden. Er ist der Grund dafür, dass man abends fast nur bläuliches Schimmern sieht, wenn man von der Straße aus in die Fenster schaut. Ohne Alkohol wäre das Land anders. Das sollte jeder so früh wie möglich verstehen. .

"Die Jugend von heute" länger vom Alkohol fernzuhalten, ist ein bequemer Vorschlag, aber was soll er bringen? Die Wahrheit ist schmerzlicher: Wir alle müssen irgendwann von dem Zeug wegkommen. Wenn gerade schon die andere Volkssucht, das Rauchen, so offensiv bekämpft wird: Wie wäre es, jetzt auch den Alkoholkonsum für alle langsam einzudämmen? In Schweden ist er nur in Kneipen oder in staatlichen Verkaufsstellen erhältlich, letztere haben am Wochenende geschlossen. Und wäre Alkohol auch bei uns so teuer wie in Skandinavien, würden uns irgendwann Faulheit oder der Geiz dazu bringen, weniger zu trinken.

Schnell wären Auswirkungen spürbar. Die Scheidungsrate würde steigen, man würde mehr Menschen in den Wohnungen streiten hören. Fällt der Alkohol als Fernsehabendverschönerer weg, wären aber auch die Strassen abends belebter, die Menschen würde sich treffen, diskutieren und zusammen essen. Viele von ihnen würden sich vielleicht Zeit nehmen, ihre Ehe, ihre berufliche Lage zu durchdenken. Deutschland wäre ein Ort von reflektierten, vernünftigen Menschen.

Natürlich ist das ein Hirngespinst. Aber nur ein kleiner Schritt dorthin wäre ein Fortschritt. Und einen positiven Nebeneffekt gäbe es in jedem Fall: Je weniger Alkohol im Alltag eine Rolle spielt, desto weniger würden auch die Jugendlichen trinken.

Auch wichtig:

Die Droge Nummer 1 - Die Welt ist eine Schnapsflasche. Zuenders Schwerpunkt zum Thema Alkohol

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