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Klimawandel

Paris by Night

"Schatz, machst du das Licht aus?" Ich möchte die Regierung und die Massenmedien auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam machen

Um fünf vor acht wird es dunkel in Frankreich. In den Restaurants verteilen Kellner hektisch Kerzen, die Bilder im Pariser Louvre hängen in der Finsternis. Nur die Beleutung der Notausgänge wirft ein gespenstisches Licht auf die Renoirs und Picassos. Mona Lisa grinst ins Nichts. Und in den Vororten der Städte verlischt das Geflacker der Fernseher, plötzlich wird es ganz still. Von Hundert auf Null, in nur einer Minute. Es ist, als ob die Welt kurz Luft holt .

Genau so malt es sich die Umweltschutzorganisation Amis de la Terre zumindest aus. Per E-Mail und im Internet haben die Freunde der Erde alle Franzosen dazu aufgerufen, heute zwischen 19:55 und 20:00 das Licht auszuschalten. Oder noch besser, alle Stromverbraucher in ihrem Haushalt. "Fünf Minuten Atempause für den Planeten" ist das Motto der Aktion.

Zur gleichen Zeit geht in Paris ein Treffen von Experten des UN-Klimarates zu Ende. Wenig später stellen sie den vierten Klimabericht der Vereinten Nationen vor. Die Ergebnisse werden kaum überraschen: Die Erderwärmung schreitet alarmierend schnell voran, die Folgen werden Millionen Menschenleben fordern – von den Kosten für die Weltwirtschaft mag gar niemand reden. Und Schuld ist der Mensch.

"Wie bei den drei vorigen Treffen werden die Wissenschaftler bestätigen, dass die Lage heikler ist als je zuvor. Dennoch werden die Einflussreichen dieser Welt weiterhin nichts tun", sagt Stéphane Lhomme, Sprecher der Anti-Atomkraftgruppe Sortir du nucléaire – eine der vielen NGOs, die sich an der Aktion beteiligen. Dass am folgenden Wochenende eine vom französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac initiierte internationale Umweltkonferenz in Paris stattfinden soll, sei nichts als Heuchelei, sagt er. "Die Umweltfrage hat gerade Hochkonjunktur in der Hauptstadt. Chirac nutzt das nur aus, um Sympathien zu gewinnen. Das wird aber nichts daran ändern, dass der französische Staat noch immer Fernlasttransporte, intensive Agrarwirtschaft und die Atomkraft unterstützt."

Besonders die Atompolitik kritisieren die Aktivisten: Obwohl mehrere Länder Europas inzwischen beschlossen haben, aus der Atomkraft auszusteigen, will Frankreich die Entwicklung vorantreiben. "Das ist ein Erbe des Gaullismus, der Frankreich als Land der Hochtechnologie in der Welt preisen wollte", erläutert Stéphane Lhomme nicht ohne Ironie. "Dabei haben sich die Reaktoren seit den fünfziger Jahren nicht wesentlich verändert".

An dieser Stelle wollen die Freunde der Erde ansetzen: Denn selbst die 58 französischen Atomkraftwerke können nur 17 Prozent des landesweiten Energiebedarfs decken, der Rest hängt weiterhin von Öl und Erdgas ab. Um die gesparte Energie selbst geht es bei der Aktion "Licht Aus" natürlich nicht – dafür sind fünf Minuten einfach zu wenig. Doch Bürger, Medien und Politiker sollen symbolisch auf Energie und ihre Verschwendung aufmerksam gemacht werden.

Das Licht auszuschalten ist einfach und die Folgen dieser Handlung sind direkt sichtbar. Anders als die Klimakatastrophe, die schleichend und abstrakt daher kommt. Und je mehr Leute sich beteiligen, desto größer wird der Effekt: Dunkelheit.

"Mehr als 30.000 Mal wurde der Artikel zur Aktion auf unserer Webseite angeklickt", sagt Caroline Prak, Pressesprecherin von Amis de la Terre. Umweltverbände, Restaurants, Hotels, Schulen, Unternehmen, Gemeinden, Stadtteilkomittees und Privatpersonen haben bei ihr gefragt, wie sie die Aktion unterstützen können. Sie werden Diskussionen veranstalten und zur richtigen Zeit den Strom gegen Kerzen tauschen. Sogar das Pariser Rathaus soll versprochen haben, den Eiffelturm auszuschalten.

Auch wichtig:

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