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Extrem

Brad braucht Abenteuer

Mit drei Freunden ist Brad über den Atlantik gerudert, von New York bis nach England. Angela Sommersberg beschreibt einen Menschen, der eigentlich nur verrückt sein kann

Als ich Brad das erste Mal traf, kletterte er barfuß aus einem kleinen Boot. Etwas schwankend bewegte er sich über den Steg in dem kleinen englischen Küstennest. In seinem Gesicht wucherte ein gigantischer Bart, rotblond und struppig. Seine blauen Augen waren müde, sein Körper ausgezehrt; aber um seine Lippen spielte ein Lächeln. Brad Vickers, der 22jährige, hatte es geschafft. Er war wirklich mit drei Freunden von New York in einem kleinen Boot über den Atlantik gerudert, bis nach Falmouth, England. Sie haben drei Weltrekorde gebrochen und mehr als 10.000 US-Dollar für die American Lung Association gesammelt.

Als ich Brad so sah, habe ich mich gefragt: Wie verrückt muss man sein, sich 71 Tage lang in einer Nussschale von zehn Meter hohen Wellen durch den Atlantik schleudern zu lassen? "Rudern und das Meer sind meine Leidenschaft", sagt Brad. Da kam der Anruf eines Freundes aus seiner Rudermannschaft gerade richtig: "Ich fand die Idee inspirierend."

Draußen auf dem Ozean war davon nicht mehr viel übrig. Nur noch Schmerz. "Die erste Woche war die schlimmste: Ich war seekrank, dauernd müde und hungrig, jede Muskelfaser meines Körpers tat weh." Brad musste sich auf einen völlig neuen Lebensrhythmus einstellen. Im Boot der vier gab es zwei Rudersitze und zwei winzige Schlafhöhlen an Bug und Heck. Brad ist riesig wenn er neben mir steht, mindestens zwei Meter groß. Trotzdem kroch er dort hinein, um zwei Stunden zu schlafen, dann ruderte er zwei Stunden, schlief zwei Stunden, ruderte, schlief, ruderte. "Tag und Nacht verschwommen ineinander. Ich war nie wirklich wach. Da half auch kein Kaffee mehr." Der kam aus der Filtermaschine an Bord, die aus Meerwasser so etwas wie Süßwasser machte, aber eben nur fast. Außerdem hatten sie einen Kanister, aus dem sie Wasser, Kaffee, Tee tranken. Alles.

Während Brad das erzählt, sitzen wir in einem kleinen Hostel für Backpacker und trinken englischen Tee aus großen blauen Tassen. Dieser Mensch erscheint so ruhig, während er mit mir spricht. Doch seine vom Rudern schwieligen Hände spielen unruhig mit dem Wörterbuch, reißen den Einband auf und irgendwann ab. Brad ist unruhig, rastlos, ein Weltenbummler. Brad braucht Abenteuer.

Irgendwann gingen ihnen die Schokoriegel aus. Nur einen haben sie aufbewahrt – für die englische Grenzlinie. "Als wir fast am Ziel waren, haben wir ihn feierlich verspeist. Wir haben diesen Riegel 700 Meilen über das Meer gerudert, sind darum geschlichen wie Katzen um den heißen Brei."

Brad hielt durch. Sein Körper und er, die sich an alles gewöhnten. An das Gefühl, immer verschwitzt und schmutzig zu sein. Oder an den Hunger und den Schmerz, die Nässe und die Kälte, die Gefahr und die Angst, wenn Haie oder kolossale Wale neben dem Boot auftauchten. "Aber viel mehr Angst haben mir die Menschen gemacht," erinnert sich Brad. Menschen, die in riesengroßen Containerschiffen saßen und die vier Ruderer trotz der Funkmeldungen übersahen, sie beinahe überrollten.

Ans Aufgeben hat Brad nie gedacht. "Es war die Herausforderung, die mich motiviert hat, weiter zu machen." Und die drei Menschen um ihn, die seine Freunde wurden, die er nicht im Stich lassen wollte, auch wenn es manchmal Streit und kleine Dramen gab. "Der härteste Teil war, diese Leute, die ich lieb gewonnen hatte, leiden zu sehen", sagt Brad. Ein Laptop mit Internetzugang war die Verbindung zur Welt, mit den Stöpseln seines iPod im Ohr entfloh Brad der Realität.

"Um zu überleben musst du mental stark bleiben. Manchmal ist mir meine Stärke entglitten, aber ich habe sie nie verloren." Die Delphine, die gemeinsam mit ihnen den langen Weg schwammen und die unglaublichen Sonnenuntergänge waren Brads Belohnung. "Ich habe mich in meinem stärksten und in meinem schwächsten Moment erlebt."

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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