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MEDIEN

Den Hass verstehen

Ein Konflikt, zwei Versionen. Die Redaktion des Magazins Mosaic zeigt die Bilder arabischer Stationen in den USA - weil sie anders als der Medienmainstream sind

Als Mitte Juli der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah wieder aufbrach, erklärten amerikanische TV-Sender das vor allem so: Israel reagiere lediglich auf die Entführung zweier Soldaten durch die Hisbollah. Der Wissenschaftler Fawaz Gerges wies deshalb in der Radiosendung Counterspin darauf hin , dass in israelischen Gefängnissen 9000 Palästinenser, Libanesen und andere Araber sitzen. Das jedoch verschwiegen amerikanische Medien.

Als Anfang August zwei Produzentinnen des konservativen Senders Fox News ihren Job in Amman kündigten, gaben sie an, gegen die einseitige Berichterstattung des Senders protestieren zu wollen. "Wir können nicht länger mit einer Nachrichtenorganisation zusammenarbeiten, die behauptet, fair und ausgeglichen zu sein, wenn Sie so weit davon weg sind", schrieben sie in ihrem Rücktrittsbrief .

Beiden Fällen ist gemein, dass Bürger unzufrieden damit sind, wie die Situation im Nahen Osten von den US-Medien dargestellt wird - vor allem im Fernsehen. Auch Jamal Dajani ist davon überzeugt, dass die US-Medien einen zu schmalen Ausschnitt der tatsächlichen Ereignisse zeigen. Dajani, ein Palästinenser, der in Jerusalem aufwuchs, ging 1975 in die USA und studierte Politikwissenschaften an der Columbia University. Seit Oktober 2001 produziert er Mosaic , eine halbstündige Sendung, die Beiträge von Fernsehsendern aus dem Nahen Osten auswählt und, falls nötig, ins Englische übersetzt.

Nicht, weil Dajani diesen Beiträgen unbedingt zustimmt, sondern weil er den Amerikanern zeigen will, was 300 Millionen Menschen jeden Tag sehen. Damit die Amerikaner vielleicht eine Antwort finden auf ihre Frage: Warum hassen sie uns? Mosaic zeigt nicht nur Beiträge der Sender Al Jazeera oder Abu Dhabi TV – die Dajani für die glaubwürdigsten hält –, sondern auch die von staatlich kontrollierten Sendern, beispielsweise aus dem Iran, Syrien und Saudi-Arabien. Lange Zeit zeigte Mosaic auch Beiträge von Al-Manar , dem Fernsehsender der Hisbollah, doch im Dezember 2004 erklärte das US-Außenministerium Al-Manar zu einer Terrororganisation. Die Ausstrahlung in den USA wurde verboten. Mehr als 30 Sender beobachtet das Mosaic-Team zur Zeit insgesamt.

Meist schaffen es Geschichten und Perspektiven in die Sendung, die das US-Fernsehen selten zeigt, Geschichten, die die Menschen im Nahen Osten beschäftigen. Momentan dominiert der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah, aber als in Ägypten ein Zug schwer verunglückte, gab es auch dazu zwei Beiträge. Die ausgewählten Ausschnitte nehmen oft unterschiedliche Positionen zum selben Thema ein. "Die amerikanischen Medien wollen die arabische Welt in eine Schublade stecken", sagt Dajani, "aber sie ist kein Monolith."

Genauso wenig wie die arabischen Medien. Es gibt mehr als 200 Satellitenkanäle im Nahen Osten, die sich trotz der Vielfalt in ihrer Gesamtheit vom amerikanischen Fernsehen unterscheiden. "Der offensichtlichste Unterschied ist, dass amerikanische Stationen die Nachrichten säubern", erklärt Dajani. In der arabischen Welt seien Bilder von Toten normal, in den USA habe das Fernsehen selbst in der Berichterstattung zum 11. September keine Leichen gezeigt. Er hat kein Verständnis dafür, wenn der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble in einem Interview sagt, dass die Bilder, die Al Jazeera zeige, wahrscheinlich nicht Toleranz und Friedlichkeit schürten: "Der Sender erfindet doch keine Nachrichten." Der Westen predige der arabischen Welt Redefreiheit und beschwere sich dann darüber, wenn sie genutzt werde.

Mosaic läuft viermal täglich (dreimal als Wiederholung), von Montag bis Freitag, auf Link TV , einem nicht-kommerziellen Sender aus San Francisco. Er lebt überwiegend von Spenden und Stiftungsgeldern und will eine Alternative zum Mainstream-Fernsehen sein. Dessen Mitbegründer, der Israeli David Michaelis, hatte Dajani 2001 kennen gelernt.

28 Millionen Menschen können Mosaic empfangen, knapp fünf Millionen Zuschauer schauen wöchentlich eine Stunde Mosaic. Weitere 125 000 sahen sich im Juli die Sendung als Stream im Internet an. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass in den USA fast 300 Millionen Menschen leben. Der ehemalige Nahost-Korrespondent Lawrence Pintak sagte in einer PBS-Diskussionsrunde : "Jamals Projekt ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber im Allgemeinen sehen Amerikaner nicht, was Araber sehen."

Dennoch: Es geht aufwärts. Während des Irakkriegs wollten die großen Sender Material von Mosaic haben, das sie verwenden konnten. 2004 erhielt die Sendung den Peabody Award und Dajani wurde ein gefragter Nahost-Experte, der unter anderem bei CNN, PBS, NBC, Fox und in der ARD auftrat.

Viele Alternativen gibt es nicht für Amerikaner, die arabische Perspektive im Fernsehen direkt kennenzulernen. Das Middle East Media Research Institute übersetzt ebenfalls Beiträge arabischer Nachrichtensendungen und stellt sie online zu Verfügung. Kritiker bezweifeln allerdings die Neutralität des Institutes, dessen Präsident Yigal Carmon ein ehemaliger Oberst des israelischen Militärgeheimdienstes ist. So warf der Journalist Brian Whitaker dem MEMRI vor , dass dieses Beiträge wähle, die ein besonders schlechtes Licht auf Araber werfen. Auch Dajani hat große Vorbehalte. Das Institut leide an einem selektiven Gedächtnis. Es beobachte beispielsweise Antisemitismus in Ägypten, aber nicht den Rassismus, den Israel gegen seine eigenen arabischen Bürger ausübe.

Eines aber zeigt auch Mosaic nicht: Beiträge von Al-Hurra . Der von der US-Regierung finanzierte Sender soll im Nahen Osten der angeblichen Propaganda von Al Jazeera und anderen Sendern begegnen. Offiziell heißt das "Public Diplomacy". Bewohner der USA können den Sender jedoch nicht empfangen. Täten sie es, würden sie vermutlich mehr über ihr eigenes Land erfahren als über den Nahen Osten.

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