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Tel Aviv

"Wir haben verloren"

Nach fünf Wochen Krieg wird im Libanon nicht mehr geschossen. Doch das ist noch lange kein Frieden. In Israel brodelt es weiter, berichtet Felizitas Tiebe


Wir haben verloren, die Bösen haben gewonnen: Zum ersten Mal in der Geschichte kehrt die israelische Armee nicht siegreich heim. Sie hat versagt. Die viel gepriesene Armee, die im säkularisierten Israel als oberste Schutzmacht gesehen wird, muss buckeln. Vor dem internationalen Druck und einem Terrorregime, das uns alle lieber tot als lebendig sähe.

So ist die Stimmung in Israel. Nach fast einem Monat ständiger Anspannung, den ungezählten toten Zivilisten und Soldaten, und all der Zerstörung im Norden bleibt den Menschen hier nur noch Enttäuschung und Wut. Sie fragen sich, warum der so offensichtlich provozierte Militäreinsatz dem Rest der Welt so schlecht vermittelt wurde. Warum die technisch und personell überlegene Armee so schwere Verluste hinnehmen musste, und wie es sein kann, dass Hizbollah nach einem Monat schweren Bombardements immer noch in der Lage ist, Raketen in Wohngebiete zu schiessen – 150 jeden Tag.

Schlimmer noch: Die Raketen werden weiter fliegen. Schon jetzt präsentiert sich Hisbollah als Bezwinger Israels und ermuntert die arabische Welt: Was wir können, könnt ihr doch schon lange! Dieser "Sieg" soll der Beginn des Countdowns zur Lösung des Israel-Problems sein – wir wissen schon, wie das gemeint ist.

Es schmerzt, mit jemandem wie Hisbollah-Chef Nasrallah über die entführten Soldaten verhandeln zu müssen. Es schmerzt, zu wissen, dass dieser Mann jetzt besser dran ist, als zuvor.

Und es macht allen in Israel Angst, dass die Armee trotz der Vorteile, die sie gegenüber dieser kleinen Miliz hat, mit dieser nicht fertig wurde. Dass die Rüstungsmilliarden und all die Lebensjahre, die jeder Israeli der Armee opfert, anscheinend nicht genug sind, um gegen den puren Vernichtungswillen der schlecht ausgebildeten und unterfinanzierten Hizbollah anzukommen.

Dabei gründet sich der Geist Israels auf das Selbstbewusstsein, niemanden zu brauchen. Man glaubt nicht an Gott, man glaubt nicht mal an Amerika. Man glaubt an Stärke, an Intelligenz und Cleverness. Und man glaubt (ein bisschen, ganz tief drinnen), besser als die Nachbarn zu sein. Die, in Armut und Feudalismus versunken, nur eines tun: hassen.

Auf diesem Gefühl der Überlegenheit beruht das Leben hier. Nur solange dieses Gefühl anhält, kann man morgens Karriere machen und sich abends in angesagten Bars feiern, als ob man ein Teil der alten Welt wäre.

Wie soll es jetzt weitergehen?

Nun werden wieder militante Stimmen laut . Im letzten Wahlkampf machte ein Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, Avigdor Lieberman , mit flammenden No-Nonsense Reden und einer wüsten Auge-um-Auge Rhetorik auf sich aufmerksam. Damals, direkt nach dem Abzug aus Gaza, als der Frieden noch sicherer war, haben viele ihn nicht Ernst genommen. Lieberman musste wegen seiner unhaltbaren Ausdrucksweise und seines russischen Akzents viel Häme einstecken. Doch mittlerweile laufen sogar einige meiner linken Freunde zu seinem Camp über.

Es gibt Menschen hier, die bereit sind, jegliche moralische Verhältnismäßigkeit fallen zu lassen und die Crazy-Card zu spielen: "Lasst uns auch deren Dörfer und Familien angreifen! Für jede Rakete in unser Staatsgebiet genau eine zurück – egal, wen wir treffen! Nach ein paar Wochen wird schon Ruhe sein."

Was diese Leute glauben, ist das Gegenteil von Waffenstillstand. Es ist pure Eskalation: Jede Rücksichtnahme auf die Bevölkerung, und jedes Zögern werde angeblich von der anderen Seite als Schwäche gewertet und genutzt. Alles, was auf der einen Seite gut und richtig erscheint, ist für die Anderen eine Chance zur Vernichtung. Ein endloser Kreislauf.

Mehr zum Thema:

Zum Krieg immer gerade aus - Ein Bein im Westen, eins im Mittelalter

Auf beiden Seiten - Ein Schwerpunkt zum Krieg im Libanon

Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin


 
 



 

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