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Doping

Pflaster am Hodensack

Immer mehr Sportler dopen. Sollen sie doch, meint Stefan Petermann. Dann können sie ihren eigenen Wettkampf austragen.


Floyd Landis hat die Tour de France gewonnen. Wahrscheinlich war er gedopt. Na und? Haben wir das nicht fast erwartet? Kaum jemand konnte doch glauben, dass Floyd Landis am Abend vor seiner fulminanten Aufholjagd auf der 17. Etappe Bier und Whiskey getrunken haben soll. Im Vorfeld der Tour wurden mit Jan Ullrich, Ivan Basso und Alexander Winokurow drei Favoriten suspendiert. Die ehemaligen Sieger Bjarne Riis und Lance Armstrong stehen unter Dopingverdacht, dem verstorbenen Marco Pantani wurde ein überhöhter Hämatokritwert nachgewiesen. Wieso sollte Floyd Landis eine Ausnahme sein?

Ein Pflaster am Hodensack soll Landis Testosteron zugeführt haben. Das Sexualhormon sorgt für eine schnelle Regeneration der Muskulatur und regt die Blutbildung an. In einer geringen Dosis ist es nicht nachweisbar. Landis hat jedoch zwei Fehler begangen: Er hat sich bei der Dosierung vertan. Und nach einer spektakulären Einzelleistung die Tour gewonnen.

Doping ist wie Cheaten in einem Computerspiel. Man verschafft sich unerlaubt Vorteile, die der Gegenspieler nicht nutzt. Deshalb gilt Doping als unsportlich und unmoralisch. Die Etappe, auf der Landis sein Comeback feierte, war der spannendeste, der aufregendste Moment der Tour de France in den letzten Jahren. Zu wissen, dass Landis dieses Ergebnis nur mit unlauteren Methoden erzielt hat, zerstört diesen außergewöhnlichen Moment.

Wieder werden Konsequenzen gefordert, die der Radsportverband nun ziehen soll. Wie diese aussehen können, zeigte sich schon 1998 nach dem letzten großen Dopingskandal um das Festina-Team. Strengere Dopingkontrollen führten dazu, dass Sportler und Manager noch ausgefeiltere Methoden nutzten, um ihre illegalen Machenschaften zu verschleiern.

Jede Reaktion erzeugt eine Gegenreaktion. Das wird auch weiterhin so sein. Ausgedehnte Kontrollen werden mehr Verdachtsfälle ans Licht bringen, die den angeschlagenen Ruf des Radsports noch weiter belasten. Eine Spirale, die jedes Mal wieder ein offenes Geheimnis bestätigen wird: Doping im Profisport ist die Regel. Die Ausnahme ist, sich dabei erwischen zu lassen. Dopen und vorne mitfahren oder nicht dopen und nicht vorne mitfahren? Das ist die Frage, die jeder Fahrer sich einmal stellen muss.

Wenn Erfolge nur mit leistungssteigernden Stoffen erzielt werden können, dann ist entweder am Sport oder an den Erwartungen an die Sportler etwas falsch. Prävention durch Abschreckung, wie eine ständige Kontrolle aller Fahrer und lebenslange Sperren für alle Dopingsünder, kann keine dauerhafte Lösung sein. Welche Zukunft soll ein Sport haben, wenn jede Höchstleistung und jeder Sieger automatisch unter Verdacht stehen?

Jan Ullrich hat in einem Interview gesagt, dass er Radprofi sei und "kein Mörder oder Verbrecher". Wenn die Anschuldigungen stimmen und er bewusst Gesundheitsrisiken in Kauf genommen hat, um ein besseres Ergebnis zu erzielen, dann ist dies seine Entscheidung. Zu einem schlechteren Menschen macht ihn das nicht. Unmoralisch dabei ist allein die Tatsache, dass er seine Mitsportler nicht davon unterrichtete, dass er seine Leistungen nicht ganz eigenständig errungen hat.

Vielleicht muss man das Thema ganz anders angehen. Der Begriff muss neu definiert werden. Wenn die Mehrheit es sowieso schon tut, warum sollen wir Doping nicht grundsätzlich freigeben? Ist es so unvorstellbar, dass die Fahrer vor jedem Wettkampf der Rennleitung offen legen, welche Mittel sie eingenommen haben? Ist es unmöglich, ein duales Sportsystem einzuführen? Eines, in dem Sportler, die mit leistungssteigernden Methoden arbeiten und jene, die ohne nachweisbare Substanzen auskommen, in getrennten Wettkämpfen antreten?

Weiterhin bei jedem Dopingfall "Skandal!" zu rufen, ist die eigentliche Heuchelei. Doping ist längst der Normalzustand. Nur wenn man sich dieser Realität stellt, hat der (Rad)sport eine Chance.

Weiterlesen:

Keine Tour für Jan Ullrich – Spanische Medien freuen sich über den Skandal

Zidane ist kein Held – Trotzdem hat er die WM entschieden

Nach Hause – Zuender. Das Netzmagazin


 
 



 

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