Hintergrund
50 Jahre Hartkeks
Durch den Schlamm - damals und heute.
Oskar Piegsa
überblickt 50 Jahre Wehrdienst in der BRD.
Von Oskar Piegsa
Heute vor 50 Jahren wurde unter der Regierung Konrad Adenauers das
Wehrpflichtgesetz beschlossen. Jeder junge Deutsche musste fortan für
zunächst 12 Monate, in den 60ern zeitweilig sogar für 18 Monate, dienen -
nur wer eine behördliche Gewissensprüfung bestand, durfte verweigern und zum
zivilen Ersatzdienst antreten. Unter anderem die Angst vor einer Invasion
aus dem Osten war damals ein Grund für die Remilitarisierung und Einführung
der allgemeinen Wehrpflicht.
Seitdem hat sich einiges geändert. Die Einsätze der Bundeswehr werden
immer spezieller, die Wehrpflichts-Dauer immer kürzer, die Chance
eingezogen zu werden immer kleiner. Allein in den letzten fünf Jahren
erhöhte sich laut einer Studie der "Zentralstelle Kriegsdienstverweigerung"
der Anteil der "Untauglichen" von 12 % auf 36 % aller Gemusterten. Auch Reinhold Robbe, Wehrbeauftragter der Bundesregierung, schreibt in seinem
aktuellen Jahresbericht, es sei zu "erwarten, dass künftig etwa ein Drittel
eines Geburtsjahrganges wegen unzureichender gesundheitlicher Eignung vom
Dienst in den Streitkräften ausgeschlossen werden muss." Ebenfalls nicht
eingezogen wird, wer zwei Brüder hat, die bereits einen Dienst abgeleistet
haben, wer verheiratet ist oder das Sorgerecht für mindestens ein Kind hat -
sowie natürlich wer weiblich ist.
Wehrpflicht: Bäh oder Yeah
Parallel wächst die Kritik an dem Dienst, nicht nur von linken Gruppen und
Parteien. Bereits 1995 schrieb der damalige Bundespräsident Roman Herzog
(CDU): "Die Wehrpflicht ist ein so tiefer Eingriff in die individuelle
Freiheit des jungen Bürgers, dass ihn der demokratische Rechtsstaat nur
fordern darf, wenn es die äußere Sicherheit des Staates wirklich gebietet.
Sie ist kein allgemeingültiges ewiges Prinzip, sondern sie ist auch
abhängig von der konkreten Sicherheitslage."
Wehrpflichtbefürworter betonen dagegen das Konzept des "Staatsbürgers in
Uniform". Die Bundeswehr als Querschnitt der Gesellschaft verhindere den
"Staat im Staate", den die Truppen mit verheerenden Folgen in der Weimarer
Republik darstellten. Folgen übrigens, die den ersten deutschen Kanzler zu
einem Zitat verleiteten, das man heute eher auf T-Shirts zotteliger
Zivildienstleistenden als in Adenauers Aphorismensammlung erwarten würde:
"Ich bin stolz darauf, nie Soldat gewesen zu sein."