//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
//ZUENDER//
Seiten: 1 | 2 »

Summercase

Das geklonte Festival

Festivals wachsen meist organisch, über mehrere Jahre. Man kann aber auch Primal Scream, Maximo Park und die Cardigans auf einen spanischen Großparkplatz stellen und gleich beim ersten Mal 120 Euro Eintritt verlangen

Die meisten Festivals entstehen langsam, durch natürliches Wachstum. Einen Sommer versammeln sich hundert Hippies auf einer Wiese und spielen Gitarre, ein Lokalreporter schreibt einen kleinen Artikel drüber, und ein paar Jahre später springen auf derselben Stelle eine Woche lang Zehntausende ekstatisch zu den White Stripes im Bierschlamm.

gsdtrgfrgf

Das Summercase Festival in Barcelona und Madrid wurde nicht klein geboren, um dann langsam, durch viel Pflege und Zuneigung, heranzuwachsen. Es wurde einfach, science-fiction-mäßig und mit ganz viel Geld, geklont. Die Idee: eine Luftbrücke zwischen Madrid und Barcelona, das gleiche Programm in beiden Städten, nur umgekehrt. Ausgedacht hat sich das Ganze Sinnamon Records, die Plattenfirma mit der schlechtesten Website der Welt.

Es war die erste Ausgabe, und man wollte wohl alles richtig machen. Ein Areal mit viel, viel Platz: der Parc del Fórum, die riesige Betonwüste, die 2004 auf Geheiss des Bürgermeisters hinter den letzten Strand gegossen und mit ein paar schiefen Dächern auf Säulen verziert wurde. Ein Programm, das rockig-englische Festivalklassiker mit spanischen Vorlieben verbindet: The Cardigans, Keane, Maxïmo Park, Primal Scream, Belle & Sebastian und Rufus Wainwright auf der einen Seite; Daft Punk, Fatboy Slim, New Order und die Chemical Brothers auf der anderen. Ein Wahnsinns-Lineup. Was fehlt noch? Ach ja, ein Massagestand natürlich, den hatte einer der Veranstalter mal auf Glastonbury gesehen. Toilettenhäuschen, vier Bühnen, 6 Euro für einen halben Liter Bier, 80 für eine Nacht, 120 für zwei.

Ja, Nacht. Kommen wir zu Problem Nummer 1: Auf zehntausenden Quadratmetern Beton kann man in Spanien im Sommer kein Festival veranstalten, jedenfalls nicht tagsüber und nicht ohne Rotkreuzgroßeinsatz. Andererseits: Wer will den schon die Super Furry Animals um 23.00 Uhr sehen? Nur wenige, schien es. Überhaupt war das Festival um zehn noch quasi leer. Auf der Bühne tanzte Adam Green, davor 200 Anhänger. Primal Scream & Co. zogen natürlich Mengen an. Und bei Daft Punk kam sogar Stimmung auf, obwohl die Bühne irgendwie unbeholfen mitten auf dem riesigen Platz stand. Im Großen und Ganzen aber tote Hose.

Das merkten die Answesenden, und sagten das auch. Die großen Journalisten jedoch schienen wie üblich von Pressemitteilungen abzuschreiben: Super Stimmung, optimale Nutzung des Raumes, beschied El País . "Die Presse wurde sowohl von der Festivalorganisation als auch von Sinnamon Records hervorragend behandelt. Im Gegensatz zum Sónar bekam man problemlos eine Akkreditierung, und wir hatten sogar eine eigene Terrasse und Freigetränke" schrieb eine Vanguardia-Kolumnistin . Beim Sónar bekamen Journalisten eine Adidastasche geschenkt, beim Summercase zwei Getränkegutscheine. Und beim Sónar wurde tatsächlich nochmal nachgefragt, ob man auch wirklich von der Presse ist. Hier hatte ich allein drei Fotografen dabei, die fleißig mit ihren Handys knipsten. Doch die traditionelle Denkweise spanischer Journalisten (durch unnötige Konfrontation kann man nur verlieren) setzte sich wohl wieder durch.

Die Organisation war schlecht. Eine halbe Stunde Anstehen für einen Getränkegutschein, der am Folgetag wertlos ist, macht sauer. Doch es ist verzeihlich, es war ja immerhin das erste Mal. Aber das Summercase ist eigentlich kein Festival, eher eine Promotionsveranstaltung die fest in den Händen einer Plattenfirma liegt. Dass ein Festival mehr ist als nur Konzerte, das hat man bei Sinnamon noch nicht begriffen. Wenn bei 13.000 Besuchern und so unglaublich guten Acts keine Stimmung aufkommt, dann läuft irgendwas schief. Das schreibe ich jetzt so, auch wenn ich fürs nächste Konzert keine Freikarten mehr bekomme.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG