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Erfahrungsbericht

Das Haus, das Verrückte macht

TEIL 2

Nach dem Besuch bei Uwe kommt mir zum ersten Mal der Gedanke an den Film "Asterix erobert Rom" und den Passierschein A38, den Asterix zusammen mit Obelix aus dem "Haus, das Verrückte macht" holen muss. Die beiden Gallier werden in der seltsamen Behörde vor lauter Formularen, schrägen Prozeduren und bürokratischen Fragen fast verrückt, ehe sie schließlich doch den Passierschein bekommen.

Mein Passierschein A38 heißt zwar Musterungsbescheid, trotzdem fühle ich mich in einer ähnlichen Situation. Die psychologischen Tests sind nicht intensiv, die Organisation ist nicht militärisch präzise, es ist hier viel mehr wie im "Haus, das Verrückte macht". Spätestens als ich beim Sehtest von der Frau im weißen Kittel gefragt werde, ob ich eine Brille trage, zweifle ich etwas an meinem Verstand. Schließlich ist die Brille in meinem Gesicht gut sichtbar und die Frau im weißen Kittel hat mich beim Reinkommen angesehen. Ich sage also: "Wie sie sehen: ja." Keine Reaktion, kein Wort, kein Lächeln, sie verzieht keine Miene, macht sorgfältig ein Kreuz auf dem Formular. Ich glaube, sie macht jeden Tag viele Kreuze. Nach dem Sehtest darf ich wieder warten, in einem neuen Wartezimmer, meinem dritten. "Die Wände können auch nichts dafür, wenn es etwas länger dauert, die Reinigung ist teuer, es sind schließlich auch Ihre Steuergelder", steht auf einem Zettel neben einem Symbol mit durchgestrichenem Edding. Ich habe keinen Edding zur Hand. Noch ein Wartezimmer später springt ein Leidensgenosse auf und ruft: "Die Scheiß-Warterei hier kotzt mich an". Dann setzt er sich wieder hin. Wir gucken ins Leere.

Er kommt vor mir dran, ein Mann mit weißen Haaren und weißem Kittel, wohl der Arzt, sagt mir, dass es für mich wohl noch eine halbe Stunde oder so dauert. Ich könne aber in die Kantine gehen, das lohne sich bestimmt, die sei sehr schön und günstig.

Die Kantine ist im Keller, im Flur kommt dank Stahltüren und langer, schmaler Gänge echtes Bunker-Feeling auf. Ich drücke die Klinke der Stahltür mit dem Kantinen-Schild runter, abgeschlossen. Dann öffnet sich die Tür von innen, eine Frau schaut raus, guckt mich an: "Ach so, die Kantine ist heute geschlossen." In dem Raum sehe ich Leute essen, die Tür geht zu, ich gehe zurück in mein Wartezimmer.

Meine Gedanken schweifen ab: "Wir kommen hier nicht mehr raus, Asterix, hier kann uns nicht mal mehr der Zaubertrank helfen." Schließlich kommt doch noch der Arzt. Als erstes ein paar Fragen. Schulabschluss, Sportstunden pro Woche. Es sind wieder die gleichen. Ich wundere mich nicht mehr. Meinen Passierschein A38, meinen Musterungsbescheid, bekomme ich heute nicht. Der Arzt möchte noch eine Kleinigkeit überprüfen lassen, im Bundeswehrkrankenhaus. Also gut, dann aber jetzt nach Hause. "Bitte nehmen sie noch einen Moment im Wartezimmer Platz". Manchmal steckt der Wahnsinn in einem ganz alltäglichen Satz. Seit sechs Stunden bin ich jetzt im Kreiswehrersatzamt, ich höre auf zu fragen, worauf ich warte. Es kommt ein Abschlussgespräch. Ich erfahre, dass sich der Arzt noch nicht festgelegt hat. Das wusste ich auch schon vorher. Was also gibt es noch zu tun? Einen Fragebogen ins System eingeben, danach darf ich dann gehen. "Schulabschluss 2006", sage ich.

Weiterlesen:

"Das Geld gehörte uns" - Selim berichtet von seinem Wehrdienst

50 Jahre Wehrpflichtgesetz - Der ZUENDER Themenschwerpunkt

Nach Hause - ZUENDER Homepage


 
 



 

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