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Interview

Keine Rocker in Afrika

In Deutschland war WM - Tele waren zu Gast in Afrika. Gitarrist Tobias Rodäbel spricht über wilde Blutegel, fünf Millionen Dollar und die Clubs von Präsidentensöhnen. Die Fragen stellte Sebastian Dalkowski


Tele aus Berlin machen Popmusik mit deutschen Texten. Deswegen hat das Goethe-Institut die Band zu einer Tour durch Afrika eingeladen: Südafrika, Mosambik, Tansania und Madagaskar. Insgesamt 8 Konzerte in 3 Wochen.

Seid ihr den ganzen Tag in kurzen Hosen herumgelaufen?

Nein.

Aus stilistischen Gründen?

Nur. Ich hab gar keine. Kurze Hosen anziehen macht man nicht.

Kopfbedeckung?

Manchmal. Ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendwo die Sonne gefährlich brennt. Wobei ich auch der einzige war, der weder Mückenabwehr noch Sonnencreme verwendet hat.

Ist was passiert?

Das ist echt nicht so wild, wie man denkt. Wir waren auch eine Nacht im Dschungel, selbst da gab es keine Mückenschwärme.

Während einer Reise wird immer jemand krank. Wie war das bei euch?

Drei von uns waren einen Tag richtig krank, also einfach mal im Bett geblieben oder auf Toilette. Ich war einer von den dreien. Wir hatten wohl alle dieselbe Bakterie gegessen.

Klingt harmlos. Kannst du denn eine Geschichte von wilden Dschungeltieren erzählen?

Wir haben Lemuren gefunden in einem Naturschutzgebiet auf Madagaskar. Die sind mit Affen verwandt.

Sind die wenigstens gefährlich?

Nicht wirklich. Bestimmte Arten sind nur eine halbe Stunde pro Tag aktiv. Den Rest des Tages hängen die an den Bäumen herum, essen Eukalyptus und sind familienmäßig unterwegs.

Niemand wurde von einem wilden Tier angefallen?

Doch, Franceso und Stefan von wilden Blutegeln. Unser Techniker ist dann in Panik mit einem Feuerzeug losgesprungen und wollte die Blutegel abbrennen, bis einer der Führer uns darauf hinwies, dass man sie einfach abnehmen könne.

Hauptsächlich wart ihr ja da, um Konzerte zu spielen. Wie ist es gelaufen?

Überdurchschnittlich geil. Wir sind ja nicht mit allzu großen Erwartungen hingeflogen, aber es war ein Highlight nach dem anderen.

Was war das für ein Publikum?

Unterschiedlich. Auf Sansibar waren es einfach die Leute, die da wohnten. In Maputo hingegen viele Musikinteressierte.

Also nicht nur Leute, die deutsch konnten?

Auf keinen Fall. Es war uns noch nie so klar, dass Musik eine internationale Sprache ist. Wir haben viel mit Musikern von dort gejamt. In Harare kam Dudu Manhenga mit auf die Bühne, eine Künstlerin von dort. Die hatte uns vorher auch zu sich nach hause eingeladen, zum Essen.

Mussten die Besucher Eintritt bezahlen?

Meistens nein. Es gab einen Club in Windhoek, da war der Eintritt relativ hoch. Da waren nur Leute da, die es sich leisten konnten.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Clubs in Deutschlands und Clubs in Afrika?

Von Land zu Land anders. In Johannesburg war der Club genauso wie in Deutschland, so wie das Gebäude 9 in Köln. Runtergekommen, aber cool. Aber dann auch exotische Sachen wie die Strandbar auf Sansibar direkt am Wasser mit Palmen und Holzdecke.

Gibt es in den Ländern eine Szene?

So was in der Art. In Maputo sind wir sofort mit einer geilen Jazzszene in Berührung gekommen. Wir haben natürlich keine Metaller getroffen oder Indie-Typen.

Ein Konzert habt ihr in Simbabwe gespielt. Wie war es dort?

In Reiseprospekten zu Harare steht immer „Atmet den Charme vergangener Tage“, das ist die positive Formulierung dafür, dass Simbabwe total am Boden ist. Die Aidsrate liegt bei 40 Prozent und die haben da Bevölkerungsrückgang. Die ausgebildeten Menschen wandern aus. Es gibt an allen Ecken Stromausfälle.

Warst du froh, als ihr wieder raus wart?

Nein, die Leute waren total freundlich. Es war aber extrem skurril wie eine Reise auf einen anderen Planeten. Am ersten Abend hat uns jemand vom Auswärtigen Amt etwas Taschengeld gebracht in einer Einkaufstasche. Das waren Milliarden, weil die Inflation so hoch ist. Jeder von uns hat fünf Millionen Simbabwe-Dollar gekriegt. Dafür kriegst du eine Pizza mit Cola.

Andere denkwürdige Erlebnisse?

In Sansibar haben wir das Konzert von einer Art Amphitheater in einen kleinen Club verlagert, weil das Wetter unsicher war. Wir haben mit 250 Leuten gerechnet, plötzlich standen da 1000. Die konnten nicht alle rein, weil der Club erstens zu klein war und zweitens dem Präsidentensohn von Sansibar gehört, was wir nicht wussten. Der Laden war eher für die reicheren Leute. Da haben wir draußen auf der Terrasse Boxen aufgebaut, wo die Touristen ihre Steaks aßen, während drum herum die Leute standen, die eigentlich nicht in den Club dürfen. Am Ende wurden alle reingelassen. Das hat es noch nicht gegeben - dass der Club Anlaufstelle für die Bevölkerung war und nicht für die Touristen.

Ist Afrika wirklich so arm?

Du siehst auf jeden Fall die krassen Gegensätze. Wenn du in Madagaskar durch die Straßen läufst, dann sind da eben drei vier kleine Kinder, die kaum laufen können und sich an deine Fersen heften und betteln. Das ist so. Das ist kein Vorurteil.

Hattet ihr manchmal Angst?

Nein. Es gab zwischendurch Mal Situationen, in denen wir nicht wussten, was gerade passierte. Während einer Taxifahrt machte der Fahrer zwischendurch den Motor aus, um Sprit zu sparen. Dann ließ er sich von einem Kumpel an der Tankstelle Benzin in einen Kanister gießen, fuhr dann weiter, bis der Tank leer war und füllte den dann mit dem Kanister auf.

Was war das erste, das du nach der Rückkehr in deiner Wohnung gemacht hast?

Schlafen.


 
 



 

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