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Gaza

Gilad von nebenan

In Israel gibt es keine Soldaten. Nur junge Menschen, die entweder in der Armee waren oder es noch sind. Darum ist der entführte Gilad für viele Israelis vor allem eins: ein guter Freund

Israel ist ein kleines Land und die ersten 25 Lebensjahre verlaufen für den Großteil der Bevölkerung sehr ähnlich: Man raucht, treibt viel Sport, hat erste sexuelle Erfahrungen am Strand und schließt die High School ab. Danach geht man in die Armee. Das heißt: drei Jahre in der stickigen Pampa, wo man Freunde fürs Leben findet. Man flüchtet nach der Armee nach Indien oder Südamerika und raucht noch mehr, bevor man zur Uni geht. Erst dann entwickeln sich wirkliche Unterschiede im Lebenslauf.

Dadurch ist man sich unheimlich nah. Ein Freund von mir sagte einmal: "Das Gute an Israel ist, dass man denkt, man kennt jeden genau. Und das Schlechte daran ist, dass man denkt, man kennt jeden genau." Jeder kennt so einen wie Gilad und jeder hat ein bisschen von Gilad in sich drin. Sogar ich. Nach einem Jahr in Israel kenne ich Gilad genau.

So entsteht eine große innere Wut. Wie konnten die Palästinenser einen von uns wegreißen, wie können sie ihm eine Waffe an den Kopf halten und ihn wegzerren? Wie können sie sich an einem von uns vergreifen? Wahrscheinlich sitzt er jetzt in irgendeinem dunklen Keller und seine Peiniger machen sich einen Spaß daraus, ihn in Todesangst zu versetzen. Dann fühlen sie sich stark, so einem jungen Burschen in verschlissener billiger Armeekleidung gegenüber.

Es gibt hier keine Soldaten. So wie es in Europa keine Weißen gibt. Wenn man täglich uniformierte junge Leute mit einer Waffe herumlaufen sieht; morgens am Bahnhof, im Café, im Supermarkt, auf der Straße und im Bus, dann fängt man irgendwann an, ihnen ins Gesicht zu schauen. Wer an Gilad denkt, denkt nicht an Militärgedöns, abgesehen von den Politikern, die von dieser Symbolik leben.

Gilad ist ein junger Kerl. Ich kenne so einen. Und dass ihm so etwas angetan wird - das kommt auf leisen Sohlen ganz tief innen an.


 
 



 

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