Viele Jugendliche entscheiden sich heute für ein wertekonservatives Leben. Das bringt Souveränität und Sicherheit in allen Lebenslagen und das gute Gefühl, von der Mehrheit der Menschen anerkannt und respektiert zu sein. Doch ein kontrolliertes und an Werten ausgerichtetes Leben will gelernt sein. Nur scheinbar konservative Jugendliche, die Frack und häusliche Ordnung als Mode begreifen, haben die Vorstellung vom deutschen Benimm verwässert. Der ZUENDER veröffentlicht eine Anleitung zum spießigen Lebenswandel für sie und ihn.
Voraussetzung für ein aufgeräumtes Leben sind Grundsätze, die Ihr Leben durchwirken. Dazu zählen die wichtigen Werte und die Reduktion. Die wichtigen Werte bedingen Handlungsentscheidungen. Es gibt zehn wichtige Werte, sie lauten: Treue, Höflichkeit, Präzision, Fleiß, Sparsamkeit, Ehrlichkeit, Voraussicht, Standhaftigkeit, Bescheidenheit, Disziplin. Bei Anwendung ergänzen sie sich wie ein geschlossenes System.
Zur Reduktion: Besinnen Sie sich auf konservative, volkstümliche Kultur. Verinnerlichen Sie, dass es immer nur einen Zweck gibt. Die Arbeit ist für die Erwirtschaftung von Lebensgrundlagen da, die Freizeit zur Erholung, die Familie für den Fortbestand der Gene. Achten Sie im Alltag auch darauf, dass die Natur der Untertan des Menschen bleibt. Auf gepflegte Grünflächen sollte jede Ortsverwaltung achten. Bei Nachlässigkeit in diesem Punkt reichen Sie eine Beschwerde beim entsprechenden Verantwortlichen ein.
2. Schritt:
Beherrschung des Ichs Unterlassen Sie auffälliges Aussehen und Verhalten!
Kontrollieren Sie Ihr Äußeres und Ihr Benehmen. Ein dezentes beherrschtes Auftreten wird die erwünschte Integration in die Gesellschaft fördern. Natürlich ist man nicht von Geburt an fehlerfrei. Aber mit ein wenig Disziplin kann man Makel am eigenen Wesen bereinigen.
Achten Sie zuerst auf Ihre Körperhygiene. Putzen Sie sich täglich dreimal je fünfminütig die Zähne, waschen Sie sich den ganzen Körper gründlich mit Seife und tragen Sie kurze saubere Hand- und Fußnägel. Das Haupthaar sollte immer sauber, gut geschnitten und gekämmt sein. Frisieren Sie sich generell so unauffällig wie möglich. Frauen tragen zur Frisurvorbereitung Lockenwickler und Frisierhaube nur daheim. Männer haben weder übertriebene Bartkoteletten noch extravagante Barttrachten, sind immer gut rasiert und entfernen wucherndes Altershaar aus Ohr und Nase. Hygiene sollte jedoch nie zu Körperkult ausarten: Eitelkeit ist kein Ideal.
Die Hygiene, aber auch die Ernährung bedingen die körperliche Gesundheit und das Aussehen. Deutsche Hausmannskost ist ideal. Ein gesunder, abwechslungsreicher Abendbrottisch beinhaltet Brot, frische Gemüse, herzhaften Brotbelag, pikante Beilagen und Getränke. Vollkornbrot wird wahlweise mit Käse, Schinken oder Wurst belegt. Tipp: Zu Wurst passen gut aufgeschnittene kleine Gewürzgurken "Moskauer Art". An Tomate, Radieschen oder Gurke sollte es nie fehlen. Als Getränk eignen sich für den Mann ein kräftiges Bier, für Frau und Kinder ein Glas Milch. Natürlich können auch Reste vom Vortag gereicht werden.
Ein wenig frühmorgendliche Gymnastik rundet Fitnessprogramm für Ihren Körper ab. Stehen Sie hierfür um sechs Uhr auf. Führen Sie folgende Übungen durch: Kniebeugen, Arme kreisen, Hampelmann, Liegestütze.
3. Schritt:
Ordnung Suchen Sie sich Ihren Platz!
Es ist essenziell, jederzeit im Alltag von Strukturen umgeben zu sein. Bei Ihrer Zeugung wurde Ihnen ein Geschlecht zu Eigen. Diese Tatsache allein teilt Ihnen schon die erste Ordnungseinheit zu, nämlich die der Frau oder des Mannes. Entsprechende Wirkungsbereiche sind die Familie und die Gesellschaft. Merken Sie sich, dass der Mann das Familienoberhaupt ist und nach außen wirkt, also von der Familie hin zur Gesellschaft. Der Mann hat die Aufgabe, einerseits durch seinen Beruf für den Unterhalt der Familie zu sorgen und andererseits die Gesellschaft mitzugestalten. Die Ergreifung einer Anstellung im Staatsdienst oder eine kaufmännische Tätigkeit unterstützt diese Funktion am besten. Die Frau wirkt nach Innen, Sie kümmert sich um das Wohl von Ehemann und Kinder. Eines der wichtigsten Aufgabengebiete für die Frau ist die Sauberkeit. Denn was die Hygiene für den Körper ist, bedeutet die Sauberkeit für das Zuhause.
4. Schritt:
Beständigkeit Denken Sie an die Vergänglichkeit!
Beachten Sie die Beständigkeit. Dass die Dinge ein Ende haben, lernen Sie bereits im Kindesalter. Diese unangenehm verunsichernde Endlichkeit kann durch Beständigkeit verzögert werden. Die Kontinuität Ihres Ichs ist für Sie nur durch Fortpflanzung zu erreichen. Die nächste Generation ist der Hoffnungsträger für die Beständigkeit Ihrer Person. Finden Sie also einen Partner, heiraten Sie, bekommen Sie zwei Kinder. Ebenso ist es bedeutsam, den Bezug zur Heimat zu erhalten. Bleiben Sie Ihrem Geburtsort treu. Pflegen Sie in der Familie regionale Traditionen, indem Sie christliche Festtage mit entsprechenden Ritualen feiern.
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Auch solide Produkte leisten einen Beitrag für die Beständigkeit des persönlichen häuslichen Umfelds. Denn Qualitätsprodukte können vor dem Gefühl bewahren, dass sich Dinge allzu leicht der Vergänglichkeit hingeben. Kaufen Sie nur Artikel, die der DIN-Norm entsprechen und die TÜV-geprüft sind.
5. Schritt:
Wir-Gemeinschaft Seien Sie gesellig!
Der Mensch braucht Kontakt zu Gleichgesinnten. Ähnliche Wertevorstellungen, Kleidungsstücke und Freizeitaktivitäten verbinden gleichgesinnte Menschen zu einer Gemeinschaft. Meiden Sie für die Kontaktaufnahme den Pöbel und die Oberschicht. Nur die Mittelschicht ist richtig. Um in die Gruppe integriert zu werden, müssen Sie Ihr Bedürfnis nach Geselligkeit aktivieren. Werden Sie Mitglied in einem Gesangsverein. Tipp: Zum Repertoire sollte deutsches Liedgut zählen. Bei Vereinsfeiern und -ausflügen wenden Sie folgende Techniken an: Fangen Sie zu späterer Stunde einfach an, mit Ihren Tischnachbarn rhythmisch zu schunkeln. Dazu haken Sie die eigenen Arme einfach bei den anderen ein und bewegen sich abwechselnd nach links und rechts.
Auch Ehepartner sollten sich Mühe mit der richtigen gruppenkonformen Kleidung geben. Seien sie bei sommerlichen Ausflügen auf alles vorbereitet. Tragen Sie am besten luftige Kleidung, Sonnenhut, Sandalen und zusätzlich eine Regenjacke. Die Frau trägt einen Rock, der Mann trägt eine kurze Cargohose mit geräumigen Beintaschen. Ehepaare sollten ähnliche Kleidung tragen, denn auf diese Weise verlieren sich diese selbst an belebten Ausflugszielen nicht. Den Fotoapparat für die Aufnahme der Ausflugserinnerung nimmt der Mann an sich, da er seine Ehegattin vor Sehenswürdigkeiten fotografiert.
6. Schritt:
Sicherheit Sichern Sie Ihre Umgebung!
Um sich frei entfalten zu können, benötigen Sie eine Atmosphäre der Sicherheit. Wer mit Fleiß und Disziplin arbeitet, kann sich ein Eigenheim als Schutzzone zur Sicherung der individuellen Freiheit leisten. Wählen Sie hierfür zum einen eine Farbwelt, die Ihnen ein sicheres Gefühl vermittelt. Die Einrichtung sollte sich daher in den gediegenen Tönungen von erdbraun, eidottergelb, rostrot und moosgrün bewegen. Nutzen Sie zum Schutz des Wohnbereichs Haustürspion, Haustürkette, Alarmanlage, Jägerzaun, Gardinen, Hausjalousien, Fußmatte, Schutzhüllen für Polstermöbel und Kissen. Ebenfalls zur Sicherung einen Beitrag leisten können der Deutsche Schäferhund und der Dachshund (Dackel). Ihr vorhandener Platz bestimmt die Wahl der Hunderasse.
Seien Sie außerdem stets misstrauisch gegenüber Fremden in Ihrem Wohnumfeld. Achten Sie auf die Einhaltung von Regeln und Schutzbereichen. Sollte es zu Verstößen kommen, stellen Sie den Verursacher zur Rede. Sollte sich dieser nicht zu richtigen Verhalten bewegen lassen, holen Sie sich Hilfe von öffentlichen Ordnungshütern oder kontrollieren Sie Ihr Wohngebiet mit einer Bürgerwehr.
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7. Schritt:
Rechter Winkel Machen Sie es sich gemütlich!
Der rechte Winkel sorgt für die Beruhigung Ihrer Seele. Die optimale Lösung: Sie bauen sich ein Häuschen, beruhend auf einer rechtwinkligen Grundfläche, in einer Vorstadtsiedlung. Auch die Möblierung wird nach dem rechten Winkel ausgerichtet. Das Lot verhindert Irritationen durch undisziplinierte Positionierung. Einen großen Nutzen haben Ecken, diese ermöglichen den Luxus einer geräumigen Rauminnenfläche besser zur Geltung zu bringen. Optimal passen Sitzecken. Mit ihnen wird eine gemütliche Wohnatmosphäre mit ruhiger Grundstruktur und lauschigen Ecken geschaffen.
8. Schritt:
Kosteneffizienz Sparen Sie!
Im Leben ist nichts umsonst. Deshalb ist es von besonderer Wichtigkeit, ein Gleichgewicht zwischen den finanziellen Einkünften und Ausgaben zu finden. Hierzu dient die Führung eines Haushaltsbuchs. Das gesparte Geld kann als Rücklage in schlechten Zeiten oder als Kapital für einen Hausbau beansprucht werden. Aber nicht nur Geld will gespart werden, sondern auch Zeit und Energie.
Rationalisieren Sie Ihren Alltag. Ein Weg, um Energie und Zeit zu sparen, ist die Routine. Erledigen Sie Aufgaben regelmäßig. Mähen Sie jeden Samstag die Grünfläche vor dem Haus, werden die Halme nie zu lang für Ihren Rasenmäher sein. Damit müssen Sie nicht die körperlich anstrengendere Methode des Sensenmähens anwenden. Ein weiterer Zeitposten ist die Pünktlichkeit. Wer pünktlich ist, wird mehr erreichen. Dies ist eine Sache der Selbstdisziplin. Eine Grundregel: Seien Sie generell pünktlich zu Verabredungen, werden die Menschen mit Ihnen zufrieden sein. Dem unpünktlichen Menschen traut man nicht, weil er die Zeit seiner Mitmenschen verschwendet.
Die Merksätze können Ihnen eine Stütze und Orientierungshilfe im Alltag sein. Zu den Prinzipien selbst gibt es viele weitere anschauliche Beispiele, die das Grundgerüst zum Spießertum weiterführend fundamentieren. Diese finden sich in dem Buch "DER SPIESSER – Lebensführung für Sie und Ihn", eine Anleitung von Miriam Ertl (
miriam_ertl@web.de
). Zu dieser Anleitung findet die interaktive Ausstellung "DER SPIESSER" ab 18. März 2006 bis 13. April 2006 in der Galerie "Kunstleben", Valentinskamp 38, 20355 Hamburg. Do. – Sa. 15 – 18 Uhr. Vernissage der Ausstellung 17. März 06 um 19 Uhr.