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Gefühlslupe

Über die Grenze

TEIL 2

„Immer schön nach oben gucken“

Aber um eine solche geht es jetzt nicht. Ich bin im Dienst, meine Redaktion rechnet mit der Geschichte, ich bin aus eigenen Stücken hier. Und jetzt das! Unglücklich hangele ich mich wieder hinab. Ich frage den Bauleiter, wann der Kranführer zur Mittagspause nach unten kommt. Eine Stunde später stehe ich Rudi gegenüber, so heißt der Mann. Rudi haut mir auf die Schulter, „wir machen das zusammen. Damit Sie Ihre Geschichte kriegen“, freundlich-väterlich brummt er mir zu. Ich stelle mich an den Absatz der ersten Metallleiter, blicke am Baukran empor. „So ist es richtig. Immer nur nach oben gucken“, der Kranführer stupst mich sanft in den Rücken.

Ich klettere. Setze einen Fuß vor den anderen. Komme wieder an die Stelle, wo es wirklich hoch wird, mir die unsichtbare Wand aus Angst den Weg versperrt. Mein Herz hastet, stolpert, fällt. Ich knipse meine Gedanken aus. Klettere. Mache. Setze mich in Bewegung. Ein Fuß auf die nächste Sprosse. Eine Hand auf die nächste Sprosse. Weiter. Einfach weiter. Ich ziehe mich hoch. Reiße die Wand aus Angst nieder, bündele sie zur imaginären Schranke, die sich nun querlegt vor mir. Und steige über sie hinweg.

„Wenn jetzt ein Vogel gegen dich kracht, ist alles vorbei“

Die Angst lässt sich nicht abschütteln, hat sich von der Schranke in einen unsichtbaren Begleiter verwandelt. Jetzt klettert sie neben mir her. Ist okay. „Immer schön nach oben gucken“, der Kranführer brummt in meinem Rücken. An einer Stelle, wo der Kran einen Knick macht und überleitet zur Führerkabine, muss man sich hochstemmen durch einen Eisenring und kommt an auf einem kleinen Plateau unter freiem Himmel, 45 Meter hoch. Ein Geländerchen ringsherum, ein paar Stufen, die man hinabgehen muss. Dann noch über eine kleine Brücke und man ist in der Führerkabine.

Ich stehe auf dem Plateau, schwankend, grübelnd: wenn jetzt ein Vogel gegen dich kracht, ist alles vorbei... Die Angst jault beleidigt, als ich sie zur Seite kicke, die Stufen hinab tappe, über die Brücke und schwupp: in die Kabine schlüpfe. Langsames Einatmen. Langsames Ausatmen. Ich habe eine Grenze überschritten. Eine Angst, die mich fast gelähmt hätte. Erleichterung durchkribbelt mich, ein sonniges, wonniges Glücksgefühl von der Haarspitze bis zum kleinen Zeh. Eine Stunde bin ich oben, bevor Rudi einen Typ von der Baustelle hochbestellt, der mich anleiten soll beim Abstieg. „Keine Angst“, brummelt Rudi zum Abschied, ich haue ihm auf die Schulter. Ach was. Angst. Ich grinse schief. Denn so wirklich weiß ich noch nicht, wie das gleich gehen soll mit dem Abstieg; das „immer schön nach oben gucken“ funktioniert ja nun nicht mehr so ganz...


 
 



 

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