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Musik

2005: Sing zum Abschied leise „Servus“

Alle Jahre wieder steht dieselbe Frage an: War das vergangene ein gutes Musikjahr oder ein schlechtes? Und was kommt dabei heraus? Gar nichts meistens. Denn argumentiert wird selten. Wie auch

Man braucht gar nicht erst versuchen, objektive Kriterien für die Reihenfolge der Einträge auf der Jahresbestenliste festzulegen. Das soll an dieser Stelle daher unterbleiben. Stattdessen: den Jahrgang der favorisierten Musikzeitschriften nach den interessantesten Veröffentlichungen des Jahres durchforsten. Und versuchen, sich zu erinnern. Erinnern daran, ob es Phasen oder Momente in meinen persönlichen letzten zwölf Monaten gab, in denen diese oder jene Platte eine besondere oder prägende Bedeutung hatte. In meinem 2005 gab es davon eine Menge.

Ich erinnere mich zum Beispiel gut daran, wie ich zum ersten Mal „Silent Alarm“ von Bloc Party hörte. Das war schon sehr früh im Jahr. Ich saß auf meinem Schreibtischstuhl, hatte die CD gerade eingelegt und nichts Besonderes erwartet, weil mir die Band bis dahin kein Begriff war. Was dann kam, war fürwahr prägend. Die Musik marodierte so eindringlich in meinem nicht wirklich konzentrierten Kopf, dass ich sehr bald mit meinem anderen Kram auf- und nur noch zuhörte. Große Hymnen, eindringliche Gitarrenarbeit und was für ein Schlagzeugspiel! Kurz, eine Platte, die bei mir danach das ganze Frühjahr hindurch lief und teilnahm an vielen guten und traurigen Situationen, an langen Zugfahrten, besseren Parties und Treffen mit ewig nicht mehr gesehenen Freunden. Unpassend war sie dabei nie.

Weiter wühlen in dem Erinnerungsstapel. Da! Die vielen Konzerte des Jahres. Da war zum Beispiel der dem Wetter zum Opfer gefallene Gig von Maximo Park beim Melt!-Festival, der dadurch zu einem sehr kurzen, aber bestimmt sehr exklusiven Akustik-Gig mutierte. Ein paar Wochen später präsentierte sich die Band anlässlich des Monsters Of Spex in Köln in vollem Glanz und erklärte wenigstens mir ihr Album „A certain Trigger“ zu Ende.

Überhaupt Festivals. Egal, ob man sie nun mag oder nicht – wenn man sie besucht, werden sie meist zu sehr markanten Punkten in den Erinnerungen des Popjahres. Dieses Jahr auf dem Haldern Pop im August zum Beispiel regnete es so ausdauernd, dass mir der Spaß an den ganzen tollen Auftritten eigentlich schon verloren gegangen war. Bis ich das ganz und gar durchgeschossene Ensemble der Polyphonic Spree sah. Ihr zweites Album „Together we’re heavy“ war schon eine der Überraschungen des Frühjahres, aber live spielten sie derart enthusiastisch mit den exklusivsten Stilmitteln aus Musical und Gospelchor, dass ihre Songs in ihrer ganzen Reife, Ironie und Darstellungskraft erst richtig aufblühten. Wann hat man so was schon mal gesehen: einen Chor in langen Gewändern mit einer Band, die Rock mit den Hörnern Jerichos verbindet? Ich noch nie. Und nicht nur Polyphonic Spree standen 2005 für das Konstrukt eines großen, ausgelassenen und scheinbar nicht nur durch die Musik verbundenen Kollektivs. Ähnlich präsentierten sich auch Arcade Fire, Broken Social Scene und Architecture In Helsinki, um nur ein paar zu nennen. Ihnen gemein war die Freude an einem sehr weitgreifenden Stilmix und ausladenden, opulenten Liveshows. Beides gelang all diesen Acts kolossal, und sie bewiesen, dass ein enges Zusammenleben wie in einer Band mit so vielen Leuten zwangsläufig nicht zwangsläufig in Stress ausarten muss. Ihre Auftritte überschritten den Standard an Showelementen im Pop deutlich und führten, wenn es gut lief, geradewegs in kollektive Ekstase.

Die aufregendste Geschichte hatte in diesem Jahr sicherlich Maya Arulpragasam a.k.a. M.I.A. zu erzählen. Von ihrem Leben zwischen Sri Lanka und London. Von ihrem vor politischen Repressionen in den Untergrund geflüchteten Vater. Von den wirren politischen Verhältnissen Sri Lankas. Von den getöteten Verwandten. Ihre Platte „Arular“ galt vielen als das Dance-Album dieses Jahres. Ihre Tracks waren so catchy und tanzbar wie durch Zuzug unterschiedlichster Stilistiken substanziell, so dass die Platte mindestens den ganzen Sommer überall dort lief, wo man tanzen konnte und wollte. Und ich sehe nicht ein, warum das jetzt im Winter aufgehört haben sollte.

Und was kommt 2006? Keine Ahnung. Aber versucht es mal mit Clap Your Hands Say Yeah.

Bloc Party, Silent Alarm (V2 / Rough Trade); Maximo Park, „A certain Trigger“ (Warp / Rough Trade); Polyphonic Spree, „Together we’re heavy“ (Edel); Arcade Fire, „Funeral“ (Rough Trade); Broken Social Scene, „Broken Social Scene“ (City Slang / Rough Trade), Architecture In Helsinki, „In Case we die“ (Cooperative Music / Rough Trade); M.I.A., „Arular“ (Beggars Group / Indigo); Clap Your Hands Say Yeah, „Clap your Hands say yeah“ (Cooperative Music / Rough Trade)


 
 



 

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