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Karaoke

Bohlen zum Trotz

In der Thai Oase, einer Karaoke-Bar in St. Pauli, träumen Teenager davon, Popstar zu werden. Ihr Publikum: Yuppies und Prostituierte

Melanie zupft an ihrem Tanga, bis er über der Jeans sitzt. Dann greift sie zum Mikrofon: „Ei schott thä shärif“ – das Publikum johlt. „Bud ei diddnd schuud thä debudi“. Melanie wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Das war super, das war elegant“, grölen die Gäste. „Danke schön“, sagt Melanie und verbeugt sich. Es ist nicht ihr erster Auftritt in einer Karaoke-Bar, aber der erste in der Thai Oase. „Die Leute hier gehen geiler ab als anderswo“, sagt Melanie und strahlt. Die 17-Jährige will Popstar werden; wie Robbie Williams vor zehntausenden im Münchner Olympiastadion singen.

In der Thai Oase vernebelt Zigarettenrauch die Luft. Es riecht nach Männer-Deo. Der lange, schmale Raum ist mit Lichterketten und Plastikpalmen dekoriert. An der Bar sitzt ein Mittvierziger mit roten Stiefeln, rot geschminkten Lippen, einem kurzen Rock aus schwarzem Leder und Büstenhaltern. Er arbeitet als Prostituierter auf der Reeperbahn. In die Thai Oase kommt er nicht der Musik, sondern der Männer wegen: „Die sind einfach schnuckelig und haben verdammt erotische Stimmen.“

Jörg Schlemmer, der Besitzer der Thai Oase, sagt, das Lokal lebe von der Extravaganz seiner Gäste: „Wir haben jeden Tag die Hütte voll, weil sowohl Yuppies als auch Transen zu uns kommen.“ Seit vier Jahren betreibt Schlemmer die Karaoke-Bar. Seine Frau ist Thailänderin, ebenso die Kellner in der Thai Oase. An der Wand hängen Portraits thailändischer Landschaften.

In der Ecke steht eine Leinwand; sie zeigt an, welcher Song gerade gesungen wird. Ein Gast sagt, dieser Service sei bitter nötig: „Manche krächzen so falsch, da erkennt kein Schwein, um welches Lied es sich handelt.“

Melanie rückt sich die Haare zurecht. Sie will ein zweites Lied singen: „Whenever, Wherever“ von Shakira. Langsam lässt sie die Hüfte kreisen, die eine Hand am Mikro die andere an den Brüsten. Auf der Tanzfläche vor ihr versuchen drei junge Männer im Takt zu wippen. Sie tragen Anzug und schwenken die Arme während sie ihre Oberkörper vor und zurück bewegen. Melanie wirft ihnen einen Kuss zu. „Ein Star muss mit seinem Publikum flirten“, sagt sie. Im Sommer hat sie sich bei „Deutschland sucht den Superstar“ beworben. Aber Bohlen habe gesagt, sie singe wie ein Kanarienvogel mit Durchfall. „Der hat sie doch nicht mehr alle. Ich weiß, dass ich gut bin“, sagt Melanie. Die Thai Oase, hofft sie, könnte Sprungbrett für eine Karriere als Popstar sein. Der Freund einer Freundin sei in einer Karaoke Bar entdeckt worden und nähme bald seine erste Platte auf, erzählt Melanie. „Warum sollt’ ich das nicht auch schaffen?“


 
 



 

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