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Sprachprobleme

Wir verstehen uns nicht

Manche Orte sind einfach seltsam. Zum Beispiel dieses bolivianische Dorf, in dem der Friseur nicht rasiert und der Wirt keinen Kaffee bringen will

Es gibt nicht viel zu tun in Ixiamas und es sind noch zwei Stunden bis unsere Mitfahrgelegenheit losfährt, gegessen haben wir schon, also beschließe ich die Gelegenheit zu nutzen und mich rasieren zu lassen.

Peluqueria profesional steht über dem Laden, der kaum größer ist als 12 qm. Hier sind also Profis am Werk, keine Hobbyfriseure. An den Wänden hängen verblichene Bilder von Männern mit Frisuren, die vor einigen Jahren mal modern gewesen sein mögen, mit denen hier aber sowieso niemand herumläuft.

"Afeitar?", frage ich in meinem schlechten Spanisch und streiche mir dabei über die Stoppeln an Kopf und Wangen. Rasieren?

No, ist die knappe Antwort des einen der beiden Männer, die am Eingang stehen. No, und damit ist alles gesagt. Eine weiterführende Erklärung würde ich wohl nicht verstehen, aber Maria ist bei mir und ihr Spanisch ist ganz gut. Sie übersetzt mir auch hinterher das, was die beiden Männer dann lachend von sich geben.

"Warum machst du es nicht selbst? Du nimmst einfach ein wenig Seife, einen Rasierer und ratzfatz bist du rasiert."

Und sie schlagen Maria vor, sie könne das Rasieren doch übernehmen.
Aber einer von den beiden ist doch der Friseur, denke ich. Das ist doch sein Job. Man geht ja auch nicht mit seinen Schuhen zum Schuster und der sagt: Warum machst du es nicht selbst?

Ohne das Ganze begriffen zu haben, beschließen wir Kaffee trinken zu gehen, um die Zeit zu überbrücken. "Kaffee", fragt der Kellner, "seid ihr euch sicher, dass ihr Kaffee wollt? Es ist heiß, da kann man doch keinen Kaffee trinken."

Es sind locker über dreißig Grad, zudem noch feucht, wenn er uns nicht auf die Hitze hingewiesen hätte, hätten wir es selber kaum bemerkt.
Ja, Kaffee ist, was wir wollen. "Dann mache ich euch eben welchen."

Es gibt Erklärungen hierfür, im letzteren Fall wahrscheinlich eine nahe liegende, aber ich bin ein wenig ratlos, als wir Ixiamas verlassen. In Rurrenabaque, wo wir wohnen, hat der Friseur keine Einwände, wenn ich um eine Rasur bitte. Von dort trennen uns etwas über hundert Kilometer, dreieinhalb Stunden mit dem Jeep.

Unsere Mitfahrgelegenheit kommt überpünktlich, obwohl Südamerikaner nicht gerade für diese Tugend bekannt sind. Ich versuche das alles gar nicht erst zu verstehen, als wir den Staub der Straße schlucken und gleichzeitig den Fahrtwind genießen. 

Mehr von Selim Özdogan:

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