//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
////
Seiten: « 1 | 2 | 3 »

QUELLTEXT

Die Geschichtenstadt

TEIL 2

Ich wollte ja schließlich so aufgeklärt und fortschrittlich sein wie Michael Tolliver – der Südstaatler, der sich durch Kalifornien lächelte, immer auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Er fand die Männer und verlor sie wieder, ging zwischendurch auf „Tollivers Reisen“, erlebte die Schwulenbewegung, den Ausbruch der Aids-Epidemie und schließlich das Ende von Mrs. Madrigals Kommune in der Barbary Lane.

Michaels weibliches Pendant war Mona, Mitte 30, dauernd besorgt über ihr Karma und die Tatsache, dass sie ihre Bücherregale immer noch aus Ziegelsteinen baute. Irgendwann verlor sie den Draht zu Buddha und flüchtete nach Seattle, um in einem Copyshop zu arbeiten. Das taten damals angeblich alle.

Außer D’or natürlich. Die war nämlich nach San Francisco zurückgekehrt, um Mona wiederzubekommen, stattdessen Deedee zu finden und mit ihr zum Frauenfestival Wimminwood zu fahren. Oh Göttin, D’or machte mich wahnsinnig.

Dann gab es noch Brian, der sich für unwiderstehlich hielt und eines Tages im Frust eine Platte von Peter, Paul und Mary zertrümmerte. Deshalb mochte ich ihn nicht.

Während ich die Bücher zum zweiten Mal las, überrollte mich in meinem realen Leben eine Retro-Welle: 16Jährige sangen plötzlich „Leaving on a Jetplane“ - nicht wegen der Peter-Paul-und-Mary-Platte, sondern weil es im Film Armageddon mit Bruce Willis vorkam. Ich dachte, die Welt würde untergehen. Und es wurde noch schlimmer: Eine Modekette, die sich englisch nach einer Fischgräte benannte, verkaufte Batik-Schlaghosen, Mädchen trugen Blümchenröcke über der Jeans und Schlagersänger Horst Köhler alias Guildo Horn brachte mit seinem Grand-Prix-Auftritt die Nationalseele zum Kochen. Irgendjemand war auf die Idee gekommen, dass Hippie sein wieder hip sein könnte.

Notgedrungen trat ich die Flucht nach vorn an, zog eine bunte Afrika-Bluse an, las Allan Ginsberg, hörte Joan Baez und spielte den kurzhaarigen Hippie. Wenn schon Retro-Rückschritt, dann doch wenigstens mit Stil.

Das war auch nicht besser, aber zum Glück ist alles so lange her, dass ich es heute getrost als jugendliche Spinnerei abtun kann. Doch Armistead Maupin habe ich nie vergessen.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG